Der zweite Tag des Schambacher Nachsommers hat sich zwar von den Temperaturen sehr sommerlich gezeigt, allerdings vermochte der musikalische Höhepunkt am Sonntagvormittag eher auf eine düstere Zeit zu verweisen.
Die Matinee begann im Innenhof des Schambacher Pfarrhofs mit dem Violinduo Swetlana Wolf und Tatiana Cotelnic. Die beiden Damen spielten dabei Stücke von Jacques Féréol Mazas und Johann Sebastian Bach auf der Violine.
Die Veranstalterin und Hausherrin Gerhilde Winbeck führte anschließend das Publikum auf den „Hammer der Musik des 20. Jahrhunderts“ ein, womit sie die 3. Sinfonie „Grodek“ ihres gestorbenen Ehemanns Heinz Winbeck bezeichnete. Obwohl er erst im Jahr 1946, also nach Kriegsende, geboren worden war, verfolgten ihn dennoch die Nachwirkungen aus dieser Zeit, was sich in seiner Musik auf tragische Weise widerspiegelte. Die 1987/88 geschriebene Komposition „Grodek“ benannte er nach der gleichnamigen Stadt und dem gleichnamigen Gedicht von Georg Trakl und Heinz Winbeck fand damit seine eigene Musiksprache. Die Stadt Grodek in der heutigen Ukraine musste im Ersten Weltkrieg eine erbitterte Schlacht erleiden. Sollte es daher ein Zufall sein, dass exakt am 24. Februar 2022, als der Ukraine-Krieg begann, die „Grodek-Sinfonie“ im Radio zu hören war? Im Gedenken an den 2019 gestorbenen Heinz Winbeck konnte das aufmerksam lauschende Publikum in Schambach im Gewölberaum einen etwa halbstündigen Ausschnitt vom Band genießen.
Live-Klänge gab dagegen die Pianistin Masha Dimitrieva – keine Unbekannte beim Schambacher Nachsommer – bei einem Klavierkonzert zum Besten. Das kulturelle Programm wurde an den beiden Nachsommer-Tagen von einem kulinarischen Angebot des Frauenkreises Schambach umrahmt.
elw
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