Werk von Heinz Winbeck gespielt
Leopold Mozart Quartett begeistert bei Konzert in Riedenburg

07.05.2024 | Stand 07.05.2024, 5:11 Uhr

Die Kulturbeauftragte Karin Dachs (links) empfing die Mitglieder des Leopold Mozart Quartetts und die Sängerin Luise von Garnier (2.v.r.) im Alten Pfarrhof in Schambach. Fotos: Dachs

Mit einem bemerkenswerten Abend voll klassischer Musik hat die Konzertreihe des Leopold Mozart Quartetts mit einer Uraufführung eines Werkes von Ines Lütges im idyllischen Alten Pfarrhof in Schambach begonnen. Die Veranstaltung markierte nicht nur den Auftakt zu einer vielversprechenden Konzertreihe, sondern auch einen Moment der Reflexion über die Kunst des Komponierens und die besondere Verbindung zwischen Lehrern und Schülern, die selbst über den Tod hinaus Bestand hat.

Die CSU-Stadträtin Karin Dachs, die Kulturbeauftragte der Stadt Riedenburg, betonte in ihrer Begrüßung die Bedeutung des Alten Pfarrhofs als kulturelle Institution für Riedenburg und sie lobte das Engagement der Organisatoren bei den hochkarätigen Konzerten. Die Stadt Riedenburg sicherte ihre fortwährende Unterstützung zu.

Die Moderation des Abends übernahm Gerhilde Winbeck, die mit ihrer souveränen und einfühlsamen Art das Publikum durch das anspruchsvolle Programm führte.

Der musikalische Reigen beim quasi „ausverkauften“ Kloster-Kammermusik-Abend wurde mit Beethovens frühem viersätzigen Streichquartett in einer fulminanten Interpretation des Leopold Mozart Quartetts eröffnet. Von Beginn an wurde das sensible und aufeinander hörend-korrespondierende Musizieren der Quartettmitglieder eindrucksvoll erfahrbar. Sinnliche Klanggebung, rhythmische Präzision, und dynamisch feine Abstufungen mach(t)en das traditionelle Werk zu einem perfekten Hörgenuss, und boten eine gute Vorbereitung auf den zeitgenössischen Anteil des Programmes.

Zunächst war Ines Lütges wunderbares – im Gedenken an den 2019 gestorbenen bedeutenden Komponisten Heinz Winbeck geschriebenes – Streichquartett „Beschriebene Blätter“ zu hören. Es entpuppte sich als ein inniger, in polyphoner Vielfalt und im Tonfall meist introvertiert-sinnierend, feinsinnig und feingliedrig auskomponierter Abschiedsgruß an den väterlichen Freund und Lehrer: Ein – in seiner an manchen Stellen fast zärtlichen Offenheit – berührendes Werk, welches das Wesen Winbecks wunderbar mitdenkt und beweist, dass zeitgenössische Musik und innige Emotionalität keinen Widerspruch darstellen.

Das Hauptwerk des Abends, Winbecks einzigartige monolithische Komposition „Heiter...Einsam...Leise...2“, basierend auf Textfragmenten aus Georg Trakls „Helian“, ist ein an existenzieller Aussagekraft kaum zu übertreffendes Fanal. Ein zutiefst erschütternder Schmerzensschrei über die Abgründe menschlicher Existenz und existenzieller Ängste. Eine Musik, die nicht gefallen will, sondern zum Nachdenken zwingt, eine in ihrer bohrenden musikalischen Intensität schonungslose Reflexion über das Dunkle des Lebens, derer sich niemand im Konzertraum entziehen konnte. Die Interpreten, die in ihrer Ausdrucksvielfalt ungemein beeindruckende Sängerin Luise von Garnier, und die Solisten des Leopold Mozart Quartetts bewältigten das Werk mit seiner nur dem Ausdruck verpflichteten, kaum spielbaren Virtuosität mit größter Bravour und Hingabe. Die Musiker vermittelten durch ihre intensive Musikalität das, was Winbeck in seiner Komposition beabsichtigt hatte: das Zerstörerische, das Leid, aber auch die unendliche Zartheit und Beseeltheit zum Ende des Stücks hin. Es war eine Reise in die Täler und Gipfel menschlicher Empfindung.

Tobias Schneid