Mühsamer Siegeszug
Langes Warten auf den Festnetzanschluss

Telefonieren in Riedenburg: Vor 120 Jahren wurde das erste „staatliche Ortstelefonnetz“ freigeschaltet

04.06.2023 | Stand 15.09.2023, 0:48 Uhr

Lachsrot, hellrotorange, ockergelb oder farngrün: In den 1970er-Jahren kam bei den Telefonapparaten Farbe ins Spiel. Die „graue Maus“ hatte ausgedient. Foto: Patzelt

Heute ist das Interesse an Festnetz-Telefonanschlüssen rapide auf dem Rückzug. Während ältere Menschen noch häufiger über den stationären Anschluss telefonieren, nutzen die Jüngeren verstärkt Online-Dienste wie beispielsweise Whats-App.

Natürlich macht auch viel die Flatrate aus, so dass nicht mehr in Minuten abgerechnet wird.

Im Jahr 1936 umfasste Deutschland rund zwei Millionen Hauptanschlüsse. Bemerkenswert ist, dass die Anrufe mit der Frage nach der Uhrzeit 1935 so zugenommen hatten, dass die Post gezwungen war, die automatische Zeitansage einzuführen. Die Gebühr für ein Ortsgespräch betrug damals 0,10 Reichsmark. Für ein Ferngespräch von drei Minuten Dauer in der Zone bis 100 Kilometer musste man 1,20 Reichsmark zahlen. Nachts war die Gebühr für Ferngespräche um ein Drittel billiger. Nach London kostete beispielsweise ein Drei-Minuten-Gespräch am Tag 9,70 Reichsmark und nach Madrid sogar 12,40 Reichsmark. Für die damaligen Verhältnisse eine enorme Summe.

Aber die Zahl der Telefonbenutzer nahm in den Folgejahren stetig zu. Vor 50 Jahren standen 36 Riedenburger teilweise bis zu einem Jahr auf der Warteliste der Deutschen Bundespost, um einen Festnetzanschluss zu erhalten.

Am 26.Juli 1972 hatte dann das Warten ein Ende. Pünktlich mit dem Zeitzeichen der Post wurde die neue Ortsvermittlungsstelle Riedenburg in Betrieb genommen. Nachdem die bisherige Vermittlungsstelle in ihrer Kapazität mit 650 möglichen Fernsprechanschlüssen völlig ausgelastet war, konnten nun insgesamt 1020 Anschlüsse eingerichtet werden. Man hatte sich zum Ziel gesetzt, bis zur Jahrtausendwende 4500 Anschlüsse unterbringen zu können. Die Kosten für die Einrichtung beliefen sich auf rund 735000 Mark.

Mit dem Aufbau des neuen „Typengebäudes“ – so die offizielle Bezeichnung – wurde bereits am 20. Februar 1973 begonnen. Insgesamt leisteten die Monteure der Firma Standard Elektrik Lorenz (SEL) 4400 Arbeitsstunden.

Ein Blick in die Riedenburger Fernmeldegeschichte weist auf den 21. November 1903 hin. Vor 120 Jahren wurde das erste „staatliche Ortstelefonnetz“ freigeschaltet. Damals waren sieben Privat-, zwei Behörden- und sieben öffentliche Sprechstellen angeschlossen.

Ein technisch immenser Fortschritt erfolgte am 30. Oktober 1930. Ab diesem Tag vereinigte ein sogenannter Ortsbatterie-Klappenschrank bis zu 180 Anschlüsse. Ein weiterer wichtiger Tag war für die Riedenburger der 29. April 1957. Nun wurde eine Wählvermittlungsstelle in Betrieb genommen.

In der Folgezeit nahmen die Anträge für einen Festnetzanschluss stetig zu. Waren es 1914 noch 33 Anschlüsse, so standen 16 Jahre später bereits 180 Anschlüsse zu Buche. Einen deutlichen Einschnitt verzeichnet die Statistik durch den Kriegseinbruch, so dass 1952 nur 163 Telefonanschlüsse in Riedenburg vergeben waren. Vor 50 Jahren telefonierten 650 Dreiburgenstädter mit Festnetztelefonapparaten der Deutschen Bundespost.

DK