Mindelstetten
„Kinder sind Forscher und Entdecker“

Mindelstettener Waldkindergarten offiziell eingeweiht – Betreuungseinrichtung ist seit 1. September in Betrieb

13.10.2022 | Stand 13.10.2022, 19:00 Uhr

„Es war einmal ein König, der hatte einen Traum“: Kindergartenleiterin Katrin Eichinger (oberes Bild, oben auf der Treppe) packte den Werdegang des Waldkindergartens in Märchenform. Den kirchlichen Segen erteilte Pfarrer Josef Schemmerer der Einrichtung. Für die Kinder gab es nach dem Richtspruch Süßigkeiten.

Von Kathrin Schmied

Mindelstetten – Es ist eine Punktlandung für Mindelstetten gewesen: Pünktlich zum 1. September war die Hütte fertig, das Personal stand bereit – und der Waldkindergarten konnte seinen Betrieb aufnehmen. Nun hat sich mit der Einweihung auch das letzte Puzzlestück eingefügt.

Traumhaftes Herbstwetter empfing die großen, vor allem aber die kleinen Gäste, die der nagelneuen Schutzhütte des Waldkindergartens am Kesselberg bei Stockau am Tag der offiziellen Einweihung einen Besuch abstatteten. Dass sich das Geschehen vor allem vor und nicht hinter den Holzwänden abspielt, ist das Team um Birgit Kuffer ja gewohnt. Dass gleich so viele Menschen sie besuchen, ist für die Waldkinder aber dann schon etwas Besonderes. In den Tagen vor dem großen Tag haben sie darum fleißig zwei Lieder geübt, die sie nun stolz auf der großen Treppe stehend mit Kuffer, Cornelia Beringer, Gertraud Haag und Andrea Mayer vortragen.

Bürgermeister Alfred Paulus ist es eine sichtliche Freude, dass in den Waldkindergarten bereits Leben eingekehrt ist. Man darf diese Ergänzung des Betreuungsangebots in der Gemeinde getrost als sein Herzensprojekt beschreiben. „Alles wird immer steriler, mir war es darum wichtig, dass die Kinder hier im Waldkindergarten tagtäglich die Natur erleben können“, betonte er. Allen Akteuren sprach er seinen Dank aus, vor allem heimische Firmen seien an der Umsetzung beteiligt gewesen. Besonders hob er dabei Maria Botz hervor, die im Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Pförring tätig ist – und das Objekt komplett geplant und dessen Realisierung begleitet hatte. Ihr oblag es dann, die Schlüsselübergabe an Birgit Kuffer und Katrin Eichinger, Leiterin des Mindelstettener Kindergartens, zu dem die Waldgruppe gehört, zu vollziehen.

Dies war aber nicht die einzige Tat, die anlässlich der Einweihung auf dem Programm stand. Weil „der Herrgott in Mindelstetten noch was wert ist“, wie Paulus betonte, war natürlich auch Ortspfarrer Josef Schemmerer mit Weihwasser und Bemsel mit von der Partie. Nach einer kurzen Andacht erteilte er damit den neuen Räumen und allen, die darin Zeit verbringen, den kirchlichen Segen.

Nach den Weihwassertropfen stoben Süßigkeiten herab – so, wie es sich nach dem Richtspruch bei einer traditionellen Hebauffeier gehört. So ganz traditionsgemäß verlief die beim Waldkindergarten nicht, dafür hatte das mit Bändern geschmückte Bäumchen einen kreativen Platz gefunden, und zwar auf der Veranda der Schutzhütte. Zimmerer Gerhard Forster trug die auf einem schön gestalteten Blatt festgehaltenen Wort vor, auf dem sich hernach per Unterschrift die Ehrengäste verewigten. Es wird wohl einen Ehrenplatz im Hauptzimmer bekommen.

Hier hängt schon ein Geburtstagskalender. Jedes Waldkind konnte dafür den Rahmen um sein Foto mit Naturmaterialien nach eigenem Geschmack gestalten. Die Jüngste ist drei, der Älteste fünf Jahre alt. Alle zusammen gehen von 8 bis 14 Uhr auf Entdeckungsreise und fahren zum Beispiel mit dem geräumigen Bus – ein Holzstamm – nach Amerika, in den Zoo oder ins Dinoland. Bei Streifzügen durch die nähere Umgebung nehmen sie Tierspuren und Pflanzen unter die Lupe und sammeln Naturschätze – Steine, Schneckenhäuser, Äste aller Art. „Wir sind immer ziemlich weit unterwegs, die Kinder schaffen das locker“, so Kuffer. Und auch eine „Walddusche“, also Regen, mache den Kindern so gar nichts aus.

„Kinder sind Forscher und Entdecker“, erklärte auch Eichinger im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass Schaufeln und Formen für den Sandkasten aus Erwachsenensicht vielleicht fehlen, falle den Kindern gar nicht auf. Wozu haben sie Hände? Und ein Stück Rinde tut es auch. „Der Waldkindergarten ist wie eine eigene Institution. Für mich ist es, als würde ich zwei Kindergärten leiten, weil die Waldgruppe ganz andere Bedürfnisse hat als die Regelgruppe.“ Dabei ist kein Angebot besser als das andere, aber die Eltern könnten nun das für ihre Kinder passende Konzept wählen.

Bürgermeister Paulus sieht jeden Euro, den die Gemeinde hier investierte, gut angelegt. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 246000 Euro, es gibt eine Förderung in Höhe von 82000 Euro. Den Rest zahlt die Kommune.

DK