Bündnis weist Vorwürfe zurück
Wirbel um AfD-Veranstaltung in Denkendorf: Wurde der Gastwirt massiv unter Druck gesetzt?

15.03.2024 | Stand 16.03.2024, 12:42 Uhr

Rund 150 Bürgerinnen und Bürger haben am späten Freitagnachmittag mit einem Schweigemarsch durch Denkendorf für Demokratie und Menschenrechte demonstriert. Auslöser des Protests war eine geplante AfD-Veranstaltung, die kurzfristig abgesagt wurde. Foto: Schneider

Einen Starkbieranstich mit „Bürgerdialog“ wollte die AfD-Landtagsfraktion am Freitagabend in Denkendorf (Landkreis Eichstätt) abhalten. Die Ortschaft hält dagegen mit einem breiten Bündnis, ruft zum Schweigemarsch auf. Daraufhin sagt der Gastwirt die Veranstaltung ab – wegen massiven öffentlichen Drucks.



Anfang der Woche war der Abend, zu dem Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner, die Abgeordneten Martin Böhm, Oskar Lipp und Martin Huber sowie der österreichische Rechtspopulist Gerald Grosz hätten kommen sollen, publik geworden. Geplant war die Veranstaltung nach Angaben des Gastwirts schon seit Februar. Für den Starkbieranstich habe die AfD den Saal reserviert, wo Platz für rund 200 Leute sei. Er habe schließlich dem politischen Druck nachgegeben, „um den politischen Frieden wiederherzustellen“, wie der Gastwirt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk und unserer Zeitung erklärte.

Lipp: „Unanständig und undemokratisch“



„Es gab viele E-Mails, Kommentare in den sozialen Medien, in WhatsApp-Gruppen, überall gab es Druck“, sagt der Gastwirt. Er zitiert aus Nachrichten einer WhatsApp-Gruppe: „Eine Schande für unsere schöne Gemeinde denen eine Plattform zu geben.“ Auch sehr zynische Kommentare seien dabei gewesen. „Unanständig“ und „undemokratisch“ sieht der stellvertretende Landesvorsitzende und Ingolstädter Landtagsabgeordnete der AfD, Oskar Lipp, die Sache: „Wenn eine Allianz der Altparteien gegen uns demonstrieren möchte, darf sie das selbstverständlich tun.“ Den Gastwirt aber unter Druck zu setzen, das gehe nicht. Ebner-Steiner wird in einer Mitteilung der Landtagsfraktion zitiert: Demnach nehme „das undemokratische Gebaren der Altparteien immer schlimmere Ausmaße an“. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit würden, so Ebner-Steiner, „dadurch immer stärker gefährdet“. In Denkendorf hätten sich CSU und Freie Wähler „mit den linken Parteien verbündet, um einen Bürgerdialog der AfD-Landtagsfraktion zu verhindern“, so Ebner-Steiner.

SPD-Vorsitzender: „Keinerlei direkten Kontakt mit dem Gastwirt“



Die Bürgermeisterin der Autobahngemeinde, Claudia Forster, und die weiteren Organisatoren des Bündnisses, das am Freitagabend auf die Straße geht, weisen den Vorwurf der AfD scharf zurück: Man habe keinen Kontakt zum Gastwirt gehabt. Der SPD-Ortsvorsitzende Alfons Weber kontert ebenso deutlich: „Wir haben uns innerhalb der Partei noch einmal versichert: Es gab keinerlei direkten Kontakt mit dem Gastwirt.“ Weber fügte an, dass man die politischen Entwicklungen der vergangenen Tage mit zum Anlass genommen habe, Protest zu zeigen: „Schauen wir nach Berlin, nach Thüringen, wer da Augen und Ohren verschließt, wird eine böse Überraschung erleben.“ Auch Patrick Scherrmann von den Freien Wähler sieht das so: „Druck auszuüben, das finden wir nicht für nötig.“Man wolle mit dem Schweigemarsch ein Zeichen setzen: „Wir wollen die AfD nicht hier haben und wir werden wieder auf die Straße gehen.“

„Bin bei meinen Gästen nicht politisch“



Dabei treffen sich schon seit mehreren Jahren die regionalen Vertreter der AfD in dem Gasthof in Denkendorf. „Da gab es nie Ärger. Ich bin bei meinen Gästen nicht politisch.“ Ihm sei es ums Geschäft gegangen. Der März sei ohnehin ein schwacher Monat. Privat sei er Mitglied der SPD, erzählt der Wirt.

Der Marsch findet am Abend statt. „Wir wollen ein Zeichen setzen für Demokratie und gegen Hass und Hetze“, sagt Bürgermeisterin Forster gegenüber unserer Zeitung. AfD-Fraktionschefin Ebner-Steiner wiederum betont: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“