Beilngries
Wachsen, um klein bleiben zu können

Raiffeisenbank Beilngries stellt bei Mitgliederversammlung die Fusions-Pläne mit Greding-Thalmässing vor

19.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:11 Uhr

Den Fragen der Mitglieder haben sich Ralph Weber (von links), Thomas Schmidtner, Friederike Keidel, Matthias Pfitzinger, Thomas Geiser und Heinrich Regensburger am Mittwochabend im Beilngrieser Haus des Gastes gestellt. Die Veranstaltung war gut besucht. Foto: F. Rieger

Von Fabian Rieger

Beilngries – „Wir müssen größer werden, um uns das Kleinsein weiter leisten zu können.“ Mit diesem Satz hat Friederike Keidel, Aufsichtsratsvorsitzende der Raiffeisenbank Beilngries, am Mittwochabend zusammengefasst, was den Mitgliedern in zuvor knapp zwei Stunden erläutert worden war. Die Genossenschaftsbank hatte in das Beilngrieser Haus des Gastes eingeladen, um die Pläne für die Fusion mit der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing zu einer gemeinsamen Bank mit dem Namen Raiffeisenbank Altmühl-Jura eG vorzustellen. Die Informationsveranstaltung war gut besucht − die Zahl der Wortbeiträge von Seiten der Zuhörer hielt sich dann aber in Grenzen (siehe eigenen Bericht).

Die beiden Vorstände der Beilngrieser Raiffeisenbank, Thomas Geiser und Thomas Schmidtner, hatten eine umfangreiche Präsentation vorbereitet. Auch die Vorstände des Partners, den man sich für die beabsichtigte Bankenhochzeit angelacht hat, – Ralph Weber und Heinrich Regensburger – stellten sich den Beilngrieser Mitgliedern vor. Die Botschaft war eindeutig: Man sei fest davon überzeugt, dass es sich bei der angestrebten Fusion um den besten Schritt handeln würde. Weil es für kleine Banken immer schwieriger werde, in einem komplizierten Umfeld zu bestehen. Weil dies das große Ziel, auf Dauer eine in der Region verankerte Bank bleiben zu können, massiv gefährden würde. Und weil man aktuell noch „aus einer Position der Stärke heraus“ agieren könne.

Zwei Banken mitvergleichbarer Größe

Außerdem wurde betont, dass hier zwei Banken „auf Augenhöhe“ aufeinandertreffen. Die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing wies zum 31. Dezember 2021 eine Bilanzsumme von 338 Millionen Euro auf, bei der Raiffeisenbank Beilngries waren es 258 Millionen Euro. Für die neue Bank sei demnach von einer Bilanzsumme in Höhe von rund 600 Millionen Euro auszugehen.

Was die Vorstände – wie bereits bei früheren Gelegenheiten (wir berichteten) – auch am Mittwochabend ausdrücklich versicherten: Es werde keine fusionsbedingten Kündigungen geben. „Wir benötigen im Haus jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter“, sagte Schmidtner. Und er fügte hinzu, dass man weitere Mitarbeiter einstellen und auch weiterhin umfassend ausbilden wolle. Ebenfalls versichert wurde, dass im Zuge einer Fusion keine der sechs Geschäftsstellen (Beilngries, Greding, Thalmässing, Kinding, Eysölden, Obermässing) geschlossen würde. Außerdem machten die Vorstände die Zusage, dass sich eine Raiffeisenbank Altmühl-Jura für die Vereine und Institutionen in der Region weiter engagieren würde − mit einem jährlich zur Verfügung stehenden Spendenvolumen in Höhe von 100000 Euro. Die Steckenpferde der bisherigen beiden Banken – Immobilien in Beilngries, Strom in Greding – wolle man jeweils auf das gemeinsame Geschäftsgebiet übertragen.

Keine Kündigungen, keine Schließungen − wo soll stattdessen das (Spar-)Potenzial einer Fusion liegen? Ganz besonders im Bereich der regulatorischen Anforderungen, denen man als gemeinsame Bank besser begegnen könne. Darauf verwies auch Robert Halser, der als einer von drei Beschäftigten der Raiffeisenbank Beilngries-Kinding gemeinsam mit dem Betriebsrat der Gredinger Bank die Belange der Mitarbeiter im Fusions-Prozess vertritt. Natürlich könnte Beilngries noch einige Jahre eigenständig weiterbestehen – aber die Entwicklung im Bankenwesen „hätte uns irgendwann aufgefressen“, so Halser. Und während man in einem solchen Fall einfach von einer großen Bank „geschluckt“ würde, könne man jetzt noch frei agieren. Die wichtige Botschaft an die Kunden sei: „Es bleibt alles so, wie es ist.“

Ralph Weber würdeder Vorstandsvorsitzende

Was die Vorstands- und Aufsichtsratsstrukturen angeht, so hätte die neue Bank zum Zeitpunkt ihrer Gründung vier Vorstände. Weber wäre der Vorsitzende mit Sitz in Greding, Schmidtner dessen Stellvertreter mit Sitz in Beilngries. Regensburger hätte seinen Sitz ebenfalls in Greding, Geiser in Thalmässing. Der Aufsichtsrat – aktuell bei beiden Banken vierköpfig – hätte künftig sechs Mitglieder: für Beilngries Friederike Keidel, Vera Gabler und Markus Schmidt, für Greding Matthias Pfitzinger, Martin Obermeyer und Andreas Schuster. Auf mittelfränkischer Seite scheidet Gerhard Lang in Kürze altersbedingt aus dem Gremium aus. Um dem paritätischen Grundsatz zu folgen, würde auf Beilngrieser Seite Georg Netter verzichten. Den Vorsitz sollte bei einer dann anstehenden konstituierenden Sitzung Keidel zugesprochen bekommen, die Stellvertreter-Position Pfitzinger. Der Aufsichtsrat stehe mit voller Überzeugung hinter den Fusions-Plänen, wurde betont.

Auch die Gemeindeoberhäupter aus Beilngries und Kinding − Helmut Schloderer (BL/FW) und Rita Böhm (CSU) – sprachen dem Vorhaben ihre Unterstützung aus. Böhm verwies insbesondere mit Blick auf Kinding darauf, wie wichtig ihr die Zusage sei, dass alle Geschäftsstellen erhalten bleiben.

Und wie geht es nun weiter? Die Entscheidung, ob es zur Fusion kommt, fällen die Mitglieder. Am 21. Juni findet dazu die Generalversammlung mit anschließender Abstimmung in Beilngries statt, am 22. Juni in Greding. In beiden Fällen müssen jeweils 75 Prozent der Anwesenden den Fusions-Plänen zustimmen. Diese würde dann rückwirkend zum 1. Januar 2022 in Kraft treten, die technische Verschmelzung würde am Wochenende 11./12./13. November vollzogen.

Kritische Fragen zur Anzahl der Vorstände



Nach der Vorstellung der Pläne für die Fusion hatten am Mittwochabend die Anwesenden die Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Meinung vorzubringen. Allzu viele Wortbeiträge gab es nicht – grundsätzliche Stimmen gegen eine Fusion blieben aus.

Ein Mitglied hatte den Vertretern der Banken bereits vorab Fragen zukommen lassen. Darin ging es zusammengefasst um die Thematik, weshalb eine auch nach der Fusion immer noch „sehr kleine“ Bank vier Vorstände benötige – während man bei den ehrenamtlich tätigen Aufsichtsräten auf sechs Personen verschlanke.

Zu letzterem Aspekt wurde aufgezeigt, dass der Aufsichtsrat per Satzung mindestens drei Personen oder eine durch drei teilbare Anzahl an Personen haben soll. Bei kleineren Banken habe sich eine Regelung mit vier Mitgliedern eingebürgert gehabt, um nicht jedes Mal beschlussunfähig zu sein, wenn bei drei Leuten einer ausfällt.

Bezüglich der vier Vorstandsposten wurde betont, dass dies für die Übergangs- und Aufbauzeit der neuen Bank allemal sinnvoll und hilfreich sein werde. Freilich sei es aber so, dass mittelfristig – wenn Eintritte in den Ruhestand anstehen − die Zahl der Vorstände bei der neuen Bank eher auf zwei oder drei zurückgehen werde, so Schmidtner. Den Vorschlag des Fragenstellers, eine solche Entwicklung im Fusionsvertrag vorzuschreiben, könne man aber nicht umsetzen, sagte Geiser. Es gebe eine Gewaltenteilung, man könne hier nicht über den Aufsichtsrat hinweg Beschlüsse fällen.

So ganz zufrieden war der Fragensteller mit diesen Erläuterungen nicht. „Schon klar – Sie können jetzt niemanden auf die Straße setzen.“ Aber dann werde man als Mitglied eben jedes Jahr dem Aufsichtsrat die Frage stellen, ob es nun schon möglich sei, auf Vorstandsebene zu „rasieren“.

rgf