Rundes Jubiläum
Von Hovestete zu Hofstetten: Ortschaft feiert 900-jähriges Bestehen

04.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:07 Uhr

Als schmuckes Dorf im Altmühltal präsentiert sich Hofstetten mit seinen rund 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern heute. Foto: Pauleser

Hofstetten – Der Ort Hofstetten wird heuer 900 Jahre alt. Wie Bürgermeister Roland Sammüller recherchierte, wurde Hofstetten indirekt durch den Namenszusatz des Hofstetter Ritters Burkhard (Purchhard de Hovestete) vor 900 Jahren erwähnt. Am 19. November 1122 taucht dieser als einer der Zeugen in einer Urkunde auf dem Bamberger Hoftag Kaiser Heinrichs V. auf – als einer der Gefolgsmänner des Eichstätter Bischofs Udalrich. Mit dem Geschlecht der Hofstetter erhält das Dorf seine erste Erwähnung und tritt ins Licht der geschichtlichen Überlieferung. Bei der Sammlung der historischen Daten erhielt Sammüller Unterstützung von Juri Leuschner.

Typischer Rodungsort

Hofstetten, ein typischer Rodungsort im vormals dichten Wald, dürfte 1122 noch eine recht junge Ansiedlung gewesen sein, eine typische Gründung des frühen Hochmittelalters. Denn auch andere Hofstetten tauchen urkundlich genau in diesem Zeitraum auf. Ein enger Zusammenhang wird mit dem aufgegebenen Ort Wattenhofen an der Veitskapelle bestanden haben, der wesentlich älter war. Der Name Hofstetten, abgeleitet von Hof und Stelle beziehungsweise Stätte geht sprachlich einher mit vielen anderen „-stetten Orten“ dieser Zeit. Sozusagen eine „Namensmode“, die auch erklärt, warum der Ortsname so häufig vorkommt, so dass gleich Hofstetten-Treffen verschiedener Orte gleichen Namens in Deutschland und dem benachbarten Ausland veranstaltet werden.

Als Juradorf mit langer Geschichte hat Hofstetten auch eine lange Tradition als Pfarrort. Durch die Kirchweihe von Bischof Otto in den Jahren seiner Regentschaft (1182 - 1196) erfuhr Hofstetten seine erste direkte Erwähnung als Ortschaft im Pontifikale Gunde-karianum, der „Eichstätter Bischofschronik“. Nach neuesten Erkenntnissen der Bauforschung stand die Kirche zu dem Zeitpunkt aber bereits zwei oder drei Jahrzehnte. Die Kirche selbst dürfte eine sogenannte Eigenkirche der Herren von Hofstetten gewesen sein, in der sie die Patronatsrechte innehatten. Nicht der Bischof, sondern die Rittersfamilie selbst konnte einen genehmen Pfarrer einsetzen.

Mit Schloss untrennbar verbunden

Der Ort und das Schloss als ehemaliger Sitz der Herren von Hofstetten sind untrennbar miteinander verbunden, möglicherweise entstand der Ort sogar als geplante Ansiedlung des ersten urkundlich genannten Hofstetters, des Ritters Burkhard. Dieser hatte noch einen zweiten Auftritt als einer der ritterlichen Zeugen im Jahr 1129 in der Gründungsurkunde von Kloster Plankstetten. Das Schloss am heutigen Platz dürfte auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückgehen, als der Hofstetter Ritter Heinrich hohe Ämter am bischöflichen Hof in Eichstätt und mehr noch am gräflichen Hof auf Burg Hirschberg innehatte.

1466 verkaufte Ulrich Hemberger der Jüngere seine Burg mitsamt dem Dorf an den Eichstätter Bischof. Nach den Rittern übernahm nun der Fürstbischof die Herrschaft über den Ort, der seine Eigenständigkeit verlor und erstmals vollständig Teil eines größeren, fast staatlichen Territoriums wurde – verwaltet von der fürstbischöflichen Landvogtei mit Sitz auf der Eichstätter Willibaldsburg. Ab dann wurde die einstige Burg zu einem Jagdschloss umgebaut, auf dessen Areal auch der fürstbischöfliche Revierförster seine Unterkunft und Diensträume hatte.

1802 mit der Säkularisation folgten für Hofstetten bis 1855 verschiedene andere Herrschaften auf den Fürstbischof. Der bekannteste war Napoleons Stiefsohn und zugleich Schwiegersohn des bayerischen Königs Max I. Joseph, Eugène de Beauharnais. Ab 1817 war Hofstetten Teil seines neugegründeten Fürstentums Eichstätt, das von 1817 bis 1833 bestand.

An das Königreich Bayern zurückverkauft

Hofstetten selbst wurde aber von seinen Nachfahren erst 1855 an das Königreich Bayern zurückverkauft. Seit der Säkularisation 1802 waren die jeweiligen Hofstetter Förster mitsamt ihren Familien im Schloss selbst untergebracht, das zugleich auch die Diensträume des großen Forstreviers beherbergte. Als Forstamt dürfte das Schloss letztlich der größte Arbeitgeber in Hofstetten gewesen sein. 1974 wurde das damals stark vernachlässigte Anwesen verkauft. Im Rahmen von zwei großen Sanierungsmaßnahmen der Familie Leuschner erstrahlt das Burgschloss heute wieder in seiner barocken Schönheit von 1694.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ist das Dorf bis auf Plünderungen verschont geblieben. Im Zweiten Weltkrieg entstanden in Hofstetten keine allzu großen materiellen Schäden. Zeitweise mussten bis zu 1200 Kriegsgefangene versorgt werden. Trotz Mithilfe der Bevölkerung bei der Beschaffung von Lebensmitteln war die Verpflegungslage nach zehn Tagen aussichtslos geworden. Ab dem 24. April 1945 wurde das Dorf erstmals mit Artillerie beschossen. Am nächsten Abend rückten die letzten SS-Truppen und andere Kampfgruppen ab, sodass die amerikanischen Truppen Hofstetten kampflos besetzen konnten.

Rasante Entwicklung

Nach dem Krieg entwickelte sich der Ort rasant. Durch die Ansiedlung vieler Vertriebener aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten stieg die Einwohnerzahl von 363 zu Kriegsbeginn auf 478 im Jahr 1950. Am 1. Mai 1978 erfolgte im Rahmen der Gebietsreform die Eingemeindung nach Hitzhofen.

Die Gemeinde Hitzhofen hat aktuell 3037 Einwohner, davon leben 1110 in Hofstetten. In Hofstetten sind verschiedene Handwerksbetriebe ansässig, es gibt zwei Gaststätten, einen Dorfladen, einen Kindergarten sowie ein Sport- und Jugendzentrum. Eine Kinderkrippe ist aktuell in Planung. Das Dorf- und Vereinsleben ist überaus rege. Viele Veranstaltungen – wie auch die 900-Jahr-Feier – werden gemeinsam organisiert.

jte