Eichstätt
Vernissage - „Entfesselung des Ausdrucks“

Der Maler und Fotograf Rolf Bleymehl stellt bei Christof Cebulla aus

11.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:29 Uhr

Mit seiner Ausstellung „Figuration Malerei-Fotografie“ ist der Künstler Rolf Bleymehl (links) aus dem Schambachtal zu Gast bei Galerist Christof Cebulla. Foto: Kusche

Eichstätt – Im Mai bietet Galerist und Buchhändler Christof Cebulla in seiner kleinen Galerie wieder eine neue Ausstellung. Zu Gast ist der Künstler Rolf Bleymehl, der inzwischen im Schambachtal eine Heimat gefunden hat, aber auch in Friedberg in Hessen ein Atelier unterhält. Bei Cebulla präsentiert der rührige Maler und Fotograf mit einer Vielzahl beeindruckender Werke seine Ausstellung „Figuration Malerei-Fotografie“.

Wenn Rolf Bleymehl sich in seinem Atelier ganz dem Malen widmet, dann kann er schon einmal Zeit, Essen und Schlafen vergessen. Denn der rüstige Künstler (Jahrgang 1940) und ehemalige Kunstpädagoge, der 2005 pensioniert wurde, liebt es, sich beim Malen einfach treiben zu lassen, das entstehende Bild entscheiden zu lassen, wohin es will: „Alle Macht liegt bei der Farbe und bei der sinnlichen Kraft, die sie ausstrahlt“, so lautet das Credo des Künstlers, der in seinem Werdegang viele prägende Begegnungen mit namhaften Künstlern und Kunstpädagogen erleben durfte. An der Werkkunstschule Saarbrücken lehrte ihn Oskar Holweck – ein in ganz Deutschland bekannter Spezialist des Konstruktivismus – die Bauhaus-Grundlehre. Parallel dazu lernte er die Fotografie in der Klasse von Otto Steinert lieben – die subjektive Fotografie als Kunstform, die für ihn bis heute nichts an Faszination verloren hat.

Sein Studium setzte Bleymehl an der Kunstakademie in Karlsruhe fort – jener Traditionsstätte des deutschen Expressionismus, wo gestische Malerei, flächendeckende Bewegungsspuren und „Entfesselung des Ausdrucks“ im Mittelpunkt der Ausbildung stand. Hier wird Bleymehl direkt mit dem Begriff der „Neuen Figuration“ konfrontiert, der ihn in seinem Wirken bis heute begleitet und geprägt hat: „In allen meinen Bildern und Collagen findet sich genau dieser Ansatz“, erklärt der Künstler, der als Kunstpädagoge und Hochschullehrer bis zu seiner Pensionierung an der Fachhochschule Frankfurt am Main tätig war.

Zweifellos zeigt sich das Figürliche, verstanden als Gestalt eines Körpers, der Ausdrucksmedium ist, in allen Werken Bleymehls – ob in Malereien oder Fotografien. Nicht der Körper als solcher ist dabei von Interesse, sondern dessen Befindlichkeit. Das Außen und das Innen, Körper und Psyche werden zu einer Einheit, bis hin zur Formauflösung: „Ich arbeite dabei viel mit kalkulierten Zufällen“, sagt der temperamentvolle Künstler und schmunzelt. Dieses Arbeiten beinhaltet für ihn als Bauhaus-geprägten Künstler immer auch einen Grundaufbau, der dem Bild zugrunde liegen muss: „Ich liebe scharfe Kanten ebenso wie starke Kontraste“, betont er. Und auf eine Figur in seinen Werken verzichtet er nie: „Das kontrolliere ich immer sehr genau!“, sagt Bleymehl. Und natürlich fehlt das Thema Figuration auch auf keinem seiner farbintensiven Acrylbildern.

Voraussetzung dafür ist für Bleymehl das „Sehenlernen“ – eine Fähigkeit, die er sich in seinem Fotografiestudium mit unendlich viel Geduld und Mühe angeeignet habe. Faszinierend sind dann auch die Werke aus der Fotoserie „Frankfurt Gräfstraße“, die er bei Cebulla präsentiert. Es sind Bilder aus dem Umkreis des ehemaligen Frankfurter Universitätsviertels, in dem Bleymehl große Gitterwände und Absperrungen – ähnlich Bauzäunen – entdeckte, die immer wieder mit Plakaten, Zetteln und Postern beklebt waren. Diese zerrissen im Laufe der Zeit, übrig blieben Papierreste mit Klebestreifen, flatternde Streifen von Pappe und Klebebändern, die den Künstler faszinierten und die er in einem Zeitraum von nicht weniger als vier Jahren in allen Varianten und Ausprägungen fotografierte. Herausgekommen ist dabei eine atemberaubende Serie von Fotografien, auf denen in faszinierender Weise „Figuren“ aus den Gitterverstrebungen und vielfältigsten farbigen Papier- und Kleberresten erkennbar werden: „Obwohl ich dazu keinen Bezug habe, sehen diese Figuren für mich geradezu aus wie Kruzifixe“, meint Bleymehl.

EK



Die Ausstellung in der Galerie Christof Cebulla, Ostenstraße 2, ist noch bis zum 30. Juni 2022 jeweils Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr zu sehen.