Energiewende und Regionalwerke
Umweltausschuss des Landkreises beschließt Natur- und Umweltprogramm

14.12.2023 | Stand 14.12.2023, 19:00 Uhr

In der Stadt Eichstätt hat die Befahrung für die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern schon stattgefunden. Nächstes Jahr soll dann der Landkreis drankommen. Foto: Schmidt, Archiv

Die Jahreszeit ist zwar denkbar schlecht für’s Radfahren – die Perspektiven für das Thema im Landkreis Eichstätt seien dafür immer besser – so ein Fazit der jüngsten Sitzung des Natur- und Umweltausschusses am Dienstag, in dem unter anderem das neue Radwegkonzept vorgestellt wurde. Zudem wurde über das neue Natur- und Umweltprogramm abgestimmt, in dem die Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen des Landkreises zusammengefasst sind.

Der Ausschuss sprach sich außerdem einstimmig für die Schaffung einer zusätzlichen Stelle aus, die die Gemeinden beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis beraten und unterstützen sowie Vorarbeiten für die „Regionalwerke“ leisten soll. Denn bis eine solche landkreiseigene Gesellschaft für Erzeugung und Vertrieb von erneuerbaren Energien möglich sei, werde es noch dauern, stellte Landrat Alexander Anetsberger (CSU) in der vorweihnachtlichen Sitzung klar.

Der Beratungsbedarf in Sachen Energiewende und die Anfragen der Gemeinden auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035 seien weiter hoch, die Kapazitäten aber ausgelastet, so Anetsberger – insbesondere das Thema Windkraft, von dem rund die Hälfte der Landkreisgemeinden betroffen sei, sei zwar beim regionalen Planungsverband verortet. Aber es gebe viel Beratungs- und Abstimmungsbedarf, wo der Landkreis unterstützen wolle – zum Beispiel bei der Entwicklung von Leitlinien, dem Umgang mit Investoren oder der Abstimmung mit Netzbetreibern. Die zusätzliche Stelle soll nun zeitnah ausgeschrieben und besetzt werden und möglichst im zweiten Quartal die bereits bestehenden Beratungsmöglichkeiten ergänzen. Bernd Weber (SPD) warnte davor, die Stelle zu überfrachten. Zu beraten und Leitlinien zu erstellen, sei das Eine, „Projektieren ist etwas ganz anderes“. Die neue Stelle sei nur ein erster vorbereitender Schritt, stellte Fröhlich dazu klar. Für die Gründung solcher Regionalwerke bedürfe es vieler weiterer Schritte und auch externer Beratung.

Einstimmig angenommen wurde auch das neue Natur- und Umweltprogramm des Landkreises. Einige Maßnahmen daraus stellte Fröhlich gemeinsam mit dem Sachgebietsleiter Hochbau, Ralf Fährmann, vor: Der Landkreis sei dabei, ein umfassendes Energiemonitoring für seine Liegenschaften aufzubauen und Maßnahmen zu entwickeln, so Fährmann. Eine „Streuwirkung“ habe hier das neue Dienstleistungszentrum in Eichstätt, das in Sachen nachhaltiges Bauen durch Energieeffizienz, neuartigen Recycling-Beton oder etwa Retentionsflächen Maßstäbe setze. Derzeit werde dort die PV-Anlage auf dem Dach installiert.

Der Landkreis plane zudem weitere große PV-Flächen auf eigenen Gebäuden: Bis 2026 soll die Erzeugung um 570 auf dann 1000 kWp steigen. In den Gebäuden am Residenzplatz werde man die defekte Heizung wohl mit einer Pelletsheizung ersetzen, die später woanders eingesetzt werden könne, sobald das Nahwärmenetz in Eichstätt fertig sei. Insgesamt umfasst das Programm mit einem Gesamtumfang von 4,4 Millionen Euro zahlreiche weitere Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen.

Radwegkonzept wird ambitioniert verfolgt



Marlen Seurich-Nar, die mit der Erstellung des Radwegkonzepts betraut ist, stellte vor, wie es mit dem in der ersten Jahreshälfte buchstäblich auf den Weg gebrachten Radwegkonzept des Landkreises weitergeht. In sechs Workshops mit rund 50 Teilnehmern hatte man seit Juni die Haupt- und Wunschrouten besprochen und mit dem bayerischen Radwegekonzept abgestimmt. Im kommenden Jahr will man die Hauptrouten befahren, konkrete Maßnahmen ableiten, priorisieren und schrittweise an die Umsetzung gehen. Zudem soll das Nebenroutennetz konzipiert werden: Alle Orte mit mehr als 500 Einwohnern sowie wichtige Punkte wie Schulen und große Betriebe sollen an das Hauptroutennetz angebunden werden. Um die Planung und Genehmigung zu vereinfachen, sollen auch Musterlösungen aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen verwendet werden – im Landkreis sei das allerdings schon aus Platzgründen nicht überall möglich, so Seurich-Nar.

Motivationshilfe und Datengrundlage sei auch das Stadtradeln gewesen, an dem heuer erstmals auch der Landkreis teilgenommen hatte. Die Bilanz: gut 1000 Teilnehmer, 220374 gefahrene Kilometer, 35 Tonnen CO2-Einsparung und das Team aus Titting, das als „radelaktivste Gemeinde“ ausgezeichnet wurde. Auch im kommenden Jahr wird man vom 8. bis 28. Juni teilnehmen und sucht dafür einen „Stadtradelstar“, der in der Zeit komplett auf das Auto verzichtet.

Im kommenden Jahr soll es auch endlich klappen mit der Befahrung des Landkreises durch die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern – und dann ja vielleicht auch mit der Mitgliedschaft, so die Hoffnung.

Auf Anfrage von Willi Reinbold (ÖDP) bestätigte Landrat Alexander Anetsberger, dass Eichstätt an die neuen Radwege an der Lüften angebunden werde. Die Radwege würden dann auch über die Landkreisgrenzen hinweg gemeinsam geplant und umgesetzt, wie derzeit etwa von Beilngries Richtung Neumarkt und Greding, nach Weißenburg oder von Pförring nach Pfaffenhofen.