Beilngries
„Stille Nacht, heilige Nacht“ unter freiem Himmel

Gelungene Premiere: In Beilngries findet erstmals eine ökumenische Waldweihnacht statt

26.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:50 Uhr

Singen unter freiem Himmel: Viele Gläubige waren zur Waldweihnacht gekommen. Foto: F. Rieger

Beilngries – Ein Hauch von Abendrot über Schloss Hirschberg hat den beinahe frühlingshaften ersten Weihnachtsfeiertag verabschiedet, als sich zu Füßen des gegenüberliegenden Berges viele Gläubige zu einer Premiere einfanden. Erstmals wurde in Beilngries eine ökumenische Waldweihnacht zelebriert, und zwar bei einem Marterl unterhalb der Wodansburg.

Die evangelische Dekanin Christiane Murner aus Neumarkt, die auch für die Beilngrieser Pfarrgemeinde zuständig ist, war mit dieser Idee an den katholischen Stadtpfarrer und Domkapitular Josef Funk herangetreten. Man entschied sich, den „Versuch“ zu wagen, wie sowohl Murner als auch Funk am frühen Abend des ersten Weihnachtsfeiertags den versammelten Gläubigen sagten. Und beide durften feststellen: Der Versuch ist geglückt. Gut und gerne 100 Personen hatten sich eingefunden, um diese Andacht unter freiem Himmel in romantisch-naturnaher Stimmung mitzuerleben.

Dekanin Murner übermittelte ihnen allen bei der Begrüßung die Botschaft der weihnachtlichen Freude: „Lasst eure Herzen sprechen – singt, lacht, macht Musik.“ Genau dieser Vorgabe folgte man dann auch. Zu den Klängen des Projektposaunenchors aus Pyrbaum ließen die Gläubigen mit kräftiger Sangesstimme bekannte Weihnachtslieder erklingen: „Ihr Kinderlein kommet“, „O du Fröhliche“, „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Dekanin Murner zeigte auf, dass es auch in der Religion keineswegs nur besinnlich und bierernst zugehen muss. So hatte sie die Lacher auf ihrer Seite, als sie zum anschließenden gemütlichen Beisammensein mit Glühwein und Lebkuchen einlud, angesichts der geringen vorbereiteten Tassen-Anzahl aber hinzufügte: „Nun gut, wir haben auf Evangelisch gerechnet.“ Der katholische Stadtpfarrer stimmte direkt in das spaßhafte Necken mit ein und meinte: Gut, dass die katholische Pfarrei die Andacht mitgestaltet habe, „es ist ja doch noch was Gescheites geworden“. Ganz ernsthaft versicherten aber beide, Funk und Murner, dass man dieser gelungenen Premiere gerne Fortsetzungen folgen lassen könne.

Bei der Predigt stellte Domkapitular Funk die Frage in den Raum, wie es wohl gewesen sein mag in dieser Nacht, als ein Kind zur Welt kam, dessen Geburt auch heute noch von Millionen Menschen jährlich gefeiert wird. Was habe genau diese Geburt zu etwas Besonderem gemacht? Funk verwies darauf, dass sich bereits an diesem Anfang im Leben Jesu die Verheißungen rund um die Geburt des „Retters“ erfüllt hätten. Aber: Vieles von dem, was die Gesamt-Botschaft des Gottessohns ausmache, „wissen wir an Weihnachten noch nicht“. Und doch entfache bereits die Geburt Jesu mit all ihren Facetten eine solche Strahlkraft, die bis heute andauert. Weil sich laut Funk bereits in ihr gezeigt hat, dass sich an diesen Gottessohn die Hoffnungen der Menschheit klammern – und klammern dürfen.

In Krisenzeiten wie den aktuellen sehe man wieder mehr als deutlich: „Dem Menschen für sich alleine ist es nicht möglich, sich zu erlösen.“ Dafür brauche es einen „Eingriff von Außen, von Oben – um den Menschen zu korrigieren, ja zu retten“. Gott vollziehe diesen Eingriff nicht mit dem Schwert, sondern mit einem Kind, das unschuldig und offenherzig die Arme ausbreitet. Genau das sei die Botschaft, die Jesu Geburt bis heute zu etwas so Besonderem mache.

Ein großes Dankeschön richtete Dekanin Murner an alle Mitwirkenden und Unterstützer bei der ersten ökumenischen Waldweihnacht sowie an die Versammelten. Und weil man gerade an einem Fest wie Weihnachten auch daran denken solle, dass es weltweit sehr viele Menschen gibt, denen es nicht so gut geht wie uns, bestand am Ende noch die Möglichkeit, eine kleine Gabe für wohltätige Zwecke zu leisten.

DK