Brückenschlag zwischen Sprache und Musik
Seminar an der Katholischen Uni: Künftige Lehrkräfte lernen neue Methoden für den Unterricht

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:57 Uhr

Den Song „A Seven Bridges Road“ spielten Lehramtsstudierende des fächerübergreifenden Seminars Sprache und Musik, das den zukünftigen Lehrern neue Ideen im Umgang mit Sprache und Musik liefert. Fotos: Schulte Strathaus / upd

„Über Musik zu reden ist wie zu Architektur zu tanzen“, soll einmal der US-Komiker Steve Martin scherzhaft bemerkt haben. Doch dass Musik und Sprache vielerlei Schnittmengen aufweisen, ist unumstritten. Speziell im Hinblick auf interdisziplinär wirksame Lernprozesse haben sich in diesem Semester deshalb mit Heiner Böttger und Daniel Mark Eberhard ein Englischdidaktiker und ein Musikpädagoge für ein Seminar an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) zusammengetan.

Zielgruppe waren künftige Lehrkräfte aller Schularten, die über informelle Lernprozesse, Methoden der Selbstevaluation und ergänzende Gastvorträge Impulse für fächerverbindende Kooperationen im späteren Unterrichtsalltag erhalten haben. Ausgehend vom Titel des von den „Eagles“ in den 1980er-Jahren interpretierten Songs „A Seven Bridges Road“ unternahmen die Studierenden mit Böttger, Eberhard und Gästen mehrfache Brückenschläge, die von der Musikpraxis bis hin zur Friedenserziehung reichten.

Die Verbindung von Musik und Sprache bot viele wechselseitige Erkenntnisse, etwa auch im Hinblick auf Neurowissenschaften und den Einfluss von Emotionen. „Wenn Angst dominiert, funktioniert die Performance nicht mehr. Das gilt sowohl für Lernen einer neuen Sprache als auch das Musizieren. Erst wenn man nicht mehr kognitiv, sondern intuitiv handelt, erreicht man eine Meisterschaft“, schilderte Professor Böttger bei der Abschlussveranstaltung des Seminars. Demente Personen wiederum könnten sich leichter an Melodien oder Texte erinnern, wenn sie mit Emotionen verbunden seien. Positive Konnotationen helfen Erinnerungen leichter abzurufen. Aus Perspektive der Musikpädagogik ergänzte Professor Eberhard: „Phonetik, Rhythmus, Melodie und weitere Strukturen sind sowohl in Sprache als Musik gleichermaßen bedeutsam.“

Auch Aspekte von Kulturalität stellen Brücken zwischen Sprache und Musik dar, betonte Böttger: „Musik und Sprache sind Horizonterweiterer.“ Auch wenn die englische Sprache und Musik global verbreitet seien, würden sie nicht automatisch überall akzeptiert, was wiederum gerade Anlass sein könne, um kulturelle Aspekte zu reflektieren. Es gelte zudem laut Eberhard zum Beispiel auch, sprachfähig rund um Musik zu werden, die in ihren Texten Gewalt propagiere und Sexismus gutheiße: „Songs werden teilweise unreflektiert von Schülerinnen und Schülern übernommen. Es erscheint pädagogisch unprofessionell, solche Themenkomplexe kategorisch auszuklammern.“

Vermittlung von Diskussionskompetenzen



Das „Sprechen über Musik“ thematisierte bei der Abschlusskonferenz des Seminars Anja Bossen, Musikpädagogin an der Universität Potsdam. Musik könne eine willkommene Abwechslung auch für den Sprachunterricht bieten. Denn das Ringen um Worte zur Beschreibung von Musik fördere sowohl die ästhetische Allgemeinbildung als auch die Argumentationskompetenz. „Und gerade argumentative Kompetenzen sind Grundlage für unsere Demokratie“, so Bossen. Doch gerade die Vermittlung von Diskussionskompetenzen sei nur selten Gegenstand der Ausbildung künftiger Lehrkräfte.

Professioneller Spracheinsatz



Musikpädagogik-Professor Wolfgang Pfeiffer erzählte von seinen zehn Musicalproduktionen vor insgesamt 20.000 Zuschauern, die er im Lauf der Jahre an der Universität Erlangen-Nürnberg zur Aufführung gebracht hat. Die Stars waren dabei vor allem Lehramtsstudierende. Organisation, Proben und die Musical-Abende verschafften den Studierenden umfassende Berufskompetenzen und einen großen Zuwachs an Persönlichkeit. Professioneller Spracheinsatz im Kontext von Musik erfolgte diesbezüglich nicht nur zur Verständigung und zur Reproduktion des Librettos, sondern auch auf Ebenen der Körpersprache, des Marketings in den Social Media sowie der fachsprachlichen Kommunikation zwischen Technik, Publikum, Profis und Laien, so Pfeiffer.

upd