Schelldorf/Biberg
Schulweg mit Hindernissen: Eltern sammeln Unterschriften für eigene Buslinie

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:10 Uhr

Zwischenstopp an einer Kreuzung: Bei Arnsberg müssen die Kinder aus Biberg und den benachbarten Orten umsteigen und auf dem Heimweg teils bis zu 45 Minuten direkt an der Staatsstraße 2230 warten. Foto: Frank

Von Andreas Renner

Schelldorf/Biberg – Wie viele Schüler braucht ein Ort, um eine eigene Schulbuslinie zu rechtfertigen? Diese Frage beschäftigt Eltern aus Biberg und den benachbarten Ortschaften Schelldorf, Attenzell, Krut und Dunsdorf seit mehreren Monaten. Verstärkerbusse haben die Situation während Corona entzerrt, doch diese sind zu Beginn der Osterferien weggefallen.

Die aktuelle Situation für ihre Söhne und Töchter, die weiterführende Schulen in Eichstätt besuchen, halten die Mütter Marion Frank, Birgit Zeigler, Sabine Ferstl und Anja Hennig für ungenügend. Sie sammeln deshalb Unterschriften von Eltern aus den Dörfern, um auf die Lage aufmerksam zu machen. Über 80 Familien haben bereits unterschrieben.

Morgens funktioniere der Schulweg der Kinder noch ganz gut, sagen die Mütter. Problematisch sei der Heimweg. Nach der sechsten Stunde fahren zwei Busse in Richtung der Ortschaften, am Nachmittag für die Ganztagsschüler einer. Wobei die Schülerinnen und Schüler aus Eichstätt ohnehin nur bis Arnsberg gefahren werden. Dort steigen sie aus und warten bis zu 45 Minuten auf einen regulären Linienbus, der sie weiterbefördert. Ihre Haltestelle liegt direkt an der Staatsstraße 2230. Nur ein kleiner Unterstand biete Schutz bei Wind und Wetter, reiche für die Zahl der Kinder, die dort täglich warten, aber nicht aus. Wenn ihr Bus endlich kommt, müssen sie die Straße überqueren. Ein Schulweg von etwas über 20 Kilometern dauert dadurch bis zu eineinhalb Stunden. Es sei denn, ein Elternteil hat Zeit, die Schüler in Arnsberg abzuholen.

Und sofern der Nachwuchs einen Platz im Bus ergattern konnte, der bis dorthin fährt: „Am ersten Tag nach den Osterferien hat der Bus wegen Überfüllung die Türen gar nicht geöffnet, als er an der Schule meiner Tochter ankam“, sagt Birgit Zeigler. Sie musste ihre Jüngste in Eichstätt abholen. „Dass Kinder nicht in den Bus reinkommen, ist ein Ding der Unmöglichkeit“. Das sei nicht die Regel, werde mit steigenden Schülerzahlen aus ihren Dörfern aber zunehmen, befürchten die Frauen. Seit den Faschingsferien sei ihre Situation kurzfristig durch den Einsatz eines zusätzlichen Busses abgefedert worden. Landrat Alexander Anetsberger habe sich persönlich darum gekümmert und ihnen allen per E-Mail geantwortet, sagt Sabine Ferstl. Die Corona-Schutzmaßnahmen – und damit die Verstärkerbusse, die seit September 2021 fuhren – sind vor wenigen Wochen jedoch weggefallen. Dabei bräuchte es mehr anstatt weniger Busse, sagt Marion Frank. Vor sechs Jahren haben sie schon einmal versucht, eine separate Buslinie zu bekommen. Das Landratsamt verwies auf die Schülerzahlen und das befördernde Busunternehmen. Das Problem mit Arnsberg könne man frühstens ab 2027 lösen, bis dahin laufen die aktuellen Busverträge, teilte man den Biberger Eltern mit.

Damals hatten die Frauen noch Verständnis dafür, doch das Argument mit den zu geringen Schülerzahlen stimme heute nicht mehr. „Wenn 80 Schüler nicht reichen, wie viele dann?“, fragt Birgit Zeigler. „Pro Jahr kommen rund 20 Schüler nach, die von hier die Eichstätter Realschulen und Gymnasien besuchen“, ergänzt Frank. Für September 2022 seien bereits 17 Neuanmeldungen vorhanden. „Unser Kindergarten ist auch voll. Es werden auf Jahre hinaus mehr und nicht weniger Buskinder“, so Frank. Bis 2027 wollen sie nicht auf eine Lösung warten.

EK