Beilngries
Schulneubau in entlegener Ecke Nepals

Beilngrieser Hilfsorganisation leistet ein weiteres Mal wichtige Unterstützung

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:03 Uhr

Desolate Bedingungen herrschen in den bisherigen Schulräumen. Foto: Michael Rebele

Beilngries/Tanjakot – Sie gilt als die unterentwickeltste Region Nepals, die Karnali Provinz im Nordwesten des Landes – kaum Infrastruktur und wenig Bildung. Eben dort entsteht derzeit das neueste Schulprojekt der Nepalhilfe Beilngries, wie die Organisation berichtet.

Schon allein wegen ihrer exponierten Lage sei diese „Ecke“ Nepals besonders denjenigen Touristen vorbehalten, „die selten begangene Pfade und die Ursprünglichkeit des Landes in einer grandiosen, abgeschiedenen Natur, wie etwa um den Rara-See, suchen“. Landwirtschaft für den eigenen Unterhalt bestimmt dort das Leben der Menschen. Zum nötigen Gelderwerb bieten Indien und auch das nördlich angrenzende Tibet die einzigen Möglichkeiten.

Die Ramadev Basic School in Tanjakot/Humla ist der Ort, in dem für 362 Kinder und deren 13 Lehrkräfte die erste von zwei Gebäudeeinheiten entsteht. Sie ist mit Kosten in Höhe von 70000 Euro veranschlagt. Die Errichtung dieses zweigeschossigen Baues mit vier Räumen, einem Toilettentrakt und der nötigen Wasserversorgung bietet zugleich für 100 Bewohner die Möglichkeit der Arbeit und Entlohnung unmittelbar vor ihrer Haustüre, wie die Nepalhilfe mitteilt. Mittlerweile ist der Rohbau des Erdgeschosses fertiggestellt.

Schon im Vorfeld hatten sich die Verantwortlichen der kleinen Gemeinde dazu entschlossen, die von der Regierung zur Verfügung gestellten 15000 Euro aus dem „Karnali-Self Employment-Program“ in Anspruch zu nehmen, um damit die Vorarbeiten, wie etwa die Schaffung eines entsprechenden Grundstücks und die Erdarbeiten, zu finanzieren.

Bis zum Ende dieses Jahres soll der erste Trakt fertiggestellt sein, ehe dann im kommenden Jahr die zweite Hälfte entsteht. Beide werden dann das bisher bestehende und mit einfachsten Mitteln errichtete ebenerdige Gebäude mit seinen sechs Räumen einrahmen. Dass dieses einer bautechnischen Ertüchtigung und Sicherung bedarf, stehe außer Frage. Der Unterricht finde daher zumeist im Freien statt.

Der Zufall will es, dass derzeit die „Kadoori Foundation“ in Tanjakot tätig ist, die sich der Strom- und Wasserversorgung in unterentwickelten Regionen annimmt. So gehen die Baumaßnahmen damit einher.

Noch bis vor einem Jahr war das nächstgelegene größere Dorf Simikot nur nach einem viertägigen Fußmarsch erreichbar. Die neue Schotterpiste erleichtert nun den Kontakt dorthin. Weiter geht es dann allerdings nur von einem kleinen Flugplatz, denn die gesamte Region ist nicht an das Straßennetz Nepals angeschlossen.

Trotz der isolierten Lage war man aber auch dort auf die Aktivitäten der Nepalhilfe Beilngries aufmerksam geworden und hatte im vergangenen November bei den lokalen Vertretern in Kathmandu mit einem akribisch ausgearbeiteten Bewerbungsschreiben auf die eigenen Belange zum Bau einer Schule aufmerksam gemacht. Vor dem Hintergrund der schon erwähnten infrastrukturellen Hemmnisse sah man die Anfrage in Kathmandu mit einer gewissen Skepsis. Nötige Absprachen, Kontrollen und die unabdingbaren persönlichen Kontakte schienen da nur schwer möglich. Shyam Pandit, einer der lokalen Koordinatoren in Kathmandu, machte sich deshalb im März dieses Jahres in einer sechstägigen Reise auf den Weg, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen. Er führte in dem auf 2000 Metern gelegenen Dorf Gespräche mit den Antragstellern Him Bahadur Shahi und dessen Schwager Kal Bahadur Hamal, in deren Händen die lokale Koordination liegt, sowie mit dem verantwortlichen Bauleiter, politisch Verantwortlichen und der Dorfbevölkerung. Wenige Wochen später kamen dann beide Antragsteller zu einem Treffen nach Kathmandu. „Unsere Dorfkinder besuchen eine Schule mit unzureichenden Einrichtungen wie undichten Dächern, zu kleinen Klassenzimmern, fehlenden Klassenmöbeln und Toiletten und vielem mehr. Wir haben einen hohen Anteil an Schulabbrechern, was auf eine Vielzahl sozialer Faktoren zurückzuführen ist, zu denen auch der Mangel an angemessenen Bildungseinrichtungen gehört“, monierte Him Bahadur Shahi. Letztendlich wurde die finanzielle Unterstützung zugesichert.

Ein weiterer Zufall sollte allen Beteiligten in die Hände spielen, denn die nepalesische Regierung beschloss im Frühjahr 2022, den künftigen Schwerpunkt in den Bereichen Bildung und Erziehung auf die Förderung in den entlegenen Regionen des Landes zu legen. „Da kommt das von der Nepalhilfe Beilngries geförderte Projekt auch in politischer und hoffentlich weiterer finanzieller Hinsicht gerade zur rechten Zeit“, so das Fazit der Altmühlstädter.

DK