Kottingwörth
Regelmäßiger Internet-Ausfall „nicht tragbar“

Die Kottingwörther und ihr akutes Internet-Problem – Eigenwirtschaftlicher Ausbau vom Tisch

12.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:19 Uhr

Weil in Sachen Internet allzu oft nichts geht, ist bei Kottingwörther Bürgern der Ärger zurecht groß. Foto: F. Rieger (Symbol)

Von Fabian Rieger

Kottingwörth – Das massive Problem der Kottingwörther Bürger mit der Internetversorgung hat zwei Dimensionen: eine kurz- und eine mittelfristige. Wie berichtet, gibt es seit einiger Zeit immer wieder Totalausfälle bei der Netzverbindung – vornehmlich dann, wenn mal nicht strahlender Sonnenschein herrscht, was ja bisweilen vorkommen soll. Das kurzfristig zu beheben, sollte die Aufgabe des Versorgers sein, ursprünglich Inexio, inzwischen fusioniert mit der Deutschen Glasfaser. Mittelfristig soll und wird es für Kottingwörth dann eine andere Breitband-Erschließung geben als die aktuelle Lösung mit Richtfunk. Aber „mittelfristig“ kann durchaus lang sein, wenn man auf stabiles schnelles Internet angewiesen ist, beispielsweise für Homeoffice.

Unsere Zeitung hat mit Robert Lenz, dem Geschäftsleitenden Beamten und Breitbandpaten im Rathaus, gesprochen. Was den mittelfristigen Glasfaserausbau in Kottingwörth angeht, konnte Lenz eine frische Nachricht übermitteln. Den zwischenzeitlich im Raum stehenden eigenwirtschaftlichen Ausbau durch die Telekom (wir berichteten) wird es nicht geben. Das habe das Unternehmen vor wenigen Tagen mitgeteilt, mit Verweis auf Wirtschaftlichkeitsgründe. Somit greift stattdessen der vor Kurzem im Stadtrat gefällte Beschluss, dass Kottingwörth gemeinsam mit weiteren Orten in der Großgemeinde Beilngries von der Stadt selbst ausgebaut wird. Dies geschieht mit Hilfe von Fördergeldern von Bund und Freistaat und im sogenannten Betreibermodell, bei dem die Kommune selbst als Bauherr auftritt und die Infrastruktur dann an einen Internetanbieter verpachtet. Man arbeite an einer zügigen Vorbereitung und Umsetzung, wie Lenz mittelt. Von heute auf morgen wird es aber definitiv nicht gehen – dafür hat das Gesamtprojekt eine viel zu große Dimension und dafür ist die millionenschwere Förderung viel zu essenziell, als dass Teilschritte in der Vorbereitung und Ausschreibung nicht exakt abgearbeitet werden könnten. Man wolle schnell vorankommen, so der Geschäftsleitende Beamte, sei aber auch von anderen Stellen abhängig – Stichwort Markterkundung.

Um den Zeitdruck zu lindern, wäre es hilfreich, wenn die aktuelle Internetversorgung in den betreffenden Orten derzeit noch ausreichend gut funktionieren würde. Was sie ja eigentlich auch tut. Aber Kottingwörth ist eben das große Sorgenkind. Das Dorf wird als einziges in der Großgemeinde über Richtfunk versorgt. Das habe früher auch recht ordentlich funktioniert, wie von Bürgern aus dem Ort zu erfahren ist. Vor einigen Monaten habe man dann aber Arbeiten an der Empfängerstelle beobachtet – und dann sei es losgegangen mit den permanenten Ausfällen der Telefon- und Internetverbindung, zum Teil über Stunden hinweg. Ein IT-fachkundiger Ortsbewohner hat sich im Nachgang zur DK-Berichterstattung am Wochenende bei unserer Zeitung gemeldet. Ohne in technische Details zu gehen, so lässt sich die Quintessenz seiner Mitteilung so zusammenfassen: Die inzwischen verwendete Technik sei nicht geeignet, um einen Ort wie Kottingwörth mit stabilem Internet zu versorgen – Abhilfe wäre aber eigentlich leicht zu schaffen.

Ein Sprecher der Deutschen Glasfaser hat Ende vergangener Woche auf Anfrage unserer Zeitung – sehr allgemein gehalten – angekündigt, dass man sich sowohl um eine kurzfristige Verbesserung als auch um ein Konzept für eine grundsätzliche Stabilisierung der Lage bemühe. Das habe das Unternehmen auch der Stadt gegenüber versichert, wie Lenz im DK-Gespräch mitteilt. Er und Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) hatten auf Basis der auch bei ihnen eingehenden Beschwerden aus Kottingwörth auf eine Video-Schalte mit der Deutschen Glasfaser gedrängt, die vor Kurzem dann auch stattfand. Dabei habe man als Kommune deutlich zum Ausdruck gebracht, dass man eine Verbesserung der Situation in Kottingwörth einfordere, denn permanente Ausfälle seien schlicht „nicht tragbar“.

KOMMENTAR



Wir leben in einer Zeit, in der Autos eigenständig fahren. In der Handys Gesichter erkennen. In der Uhren quasi alles über die körperliche Verfassung ihres Trägers wissen. Da sollte es eigentlich kein Hexenwerk sein, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden auf eine stabile Internetversorgung verlassen kann. In Kottingwörth macht man diesbezüglich aber leider allzu oft andere Erfahrungen. „Eine Wolke am Himmel – und das Internet ist weg“, hört man von Ortsbewohnern. Verbunden mit der Klage, dass man beim „Kundenservice“ auf taube Ohren stoße. Da ist es wieder, das schon vielfach benannte Problem: die „Quasi-Monopolstellung“, die Internetanbieter in von ihnen erschlossenen Orten einnehmen. Denn der Kunde kann eben nicht einfach wechseln, wenn er unzufrieden ist.

Aber: Er kann die Missstände öffentlich machen. Und darauf hoffen, dass dieser Druck hilft. Denn nein, es darf wirklich kein Hexenwerk sein, dem Kunden das zu bieten, wofür er gutes Geld bezahlt: eine stabile Internetversorgung.

Fabian Rieger