Wo ist der „Parapluie“?
Neue Schilder weisen zu Sehenswürdigkeiten in Eichstätt und Umgebung

16.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:33 Uhr

Einer der neuen Wegweiser steht auf dem Frauenberg am Beginn des Abstiegs nach Rebdorf. Foto: Ettle

Von Josef Ettle

Eichstätt – „Parapluie“, „Rebdorfer Schulweg“, „Pulverturm“, „Dreireitergrab“, „Mammuthöhle“. In der Stadt Eichstätt und in den umliegenden Fluren und Wäldern kann sich ein Wanderer gut orientieren und kaum mehr verlaufen. Über 100 gelbe Wegweiser an allen denkbaren Weggabeln geben die Richtung vor und liefern Angaben zur Entfernung. Die Beschilderung läuft über den Naturpark Altmühltal und soll in allen dazu gehörenden Orten angebracht werden.

Die Stadt Eichstätt ist damit fertig. Zuständig in der Tourist-Information am Dom ist Thomas Hollweck. „Wir bekamen jüngst für den Schlaufenweg Nummer 14 im Hessental das Qualitätsprüfsiegel ,schönster Rundwanderweg im Altmühltal’“, informierte Hollweck. An 14 Knotenpunkten besteht zusätzlich die Möglichkeit, kleine Schildchen mit den Nummern der Wanderwege anzubringen.
Wer von Westen aus zum Winterhofer „Geißberg“ schaut, kann anhand der auffälligen Reihenbepflanzung die „historische Haselnussplantage“ sehen. Sie wurde in den 1920er-Jahren vom damaligen Eichstätter Forstmeister Xaver Nüsslein angelegt; die Büsche treiben zum Teil immer noch in jedem Frühjahr aus. Auch dorthin weisen Schilder, ebenso zu den „Rebdorfer Schulen“.

Dieser Weg beginnt in der Sebastiangasse, führt steil den Berg hinauf am Gedenkstein „1000 Jahre Stadtrechte“ vorbei und auf der Rebdorfer Seite bergab. Die Serpentinen des Abstiegs sind allerdings von Mountainbikern arg ramponiert worden. Unterwegs passiert der Wanderer zwei Felsnischen mit Muttergottesfiguren und hoch auf einem Felsen ein Walburgabild in Kupfer von „Herrgottschnitzer“ Graf. Diesen Weg ging in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts täglich der Aufseher am Arbeitshaus Rebdorf, Johann Oppel, zum Dienst. Damals konnte er im Tal den denkmalgeschützten Hochwassersteg benutzen, der mittlerweile gesperrt ist und auf die Sanierung wartet.

Der „Pulverturm“ steht mitten in der Stadt, nämlich an der Altmühl hinter dem „Ochsbräu“. In den Anlagen findet sich der „Parapluie“ oder „Regenschirm“ hoch über der Ingolstädter Straße, gebaut in der Zeit der Leuchtenberger als Unterschlupf bei Gewittern. Das „Dreireitergrab“ liegt zwischen Landershofen und Ziegelhof. Emmi Böck schrieb dazu im Buch „Sagen und Legenden“: Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) waren schwedische Soldaten unterwegs zum Plündern in Buchenhüll. Sie kamen nicht mehr zu ihren Kameraden zurück, wurden später erschlagen aufgefunden und an Ort und Stelle begraben.

Aus der Fülle der Wandermöglichkeiten, angezeigt durch die neuen gelben Tafeln, noch ein Hinweis auf den Saupark. Mitten in dem großen Waldkomplex kreuzen sich zwei Forstwege. Dort steht natürlich eine neue Tafel, aber auch ein wunderschöner historischer Wegweiser aus dem 18. Jahrhundert, gegossen im Hüttenwerk Obereichstätt. Zu lesen ist: Wasserzell, Konstein, Breitenfurt, Parkhaus.

Vor über hundert Jahren hat der Verschönerungsverein eine Beschilderung zu den Sehenswürdigkeiten angebracht. Erhalten ist das Schild beim Siechhof, das auch zum „Prinzensteig“ und „Hauptbahnhof“ weist. Das Schild „Kanapeeweg“ beim Trachtenheim ist vor ein paar Jahren spurlos verschwunden. Wer einen Spaziergang durch die Stadt und die Umgebung unternimmt, kann diesen Ausflug nun zu einem Unterricht in Heimatkunde gestalten.

EK