Eichstätt
Musik als Frischzellentherapie

Viel Applaus für die Sommerkonzert des Domchors in Notre Dame – Pianist begeistert

25.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:45 Uhr

Beim Konzert in Notre Dame spannte der Domchor unter Leitung von Manfred Faig einen musikalischen Bogen bis in die Gegenwart. Begeisterten Applaus erhielt Tobias Jackl für seine fulminante Darbietung am Klavier. Foto: Kraus

Von Johann Kraus

Eichstätt – In einer Zeit, in der auf einen die Hiobsbotschaften in den Medien nur so einprasseln, tut es gut, sich dieser Dauerberieselung zu entziehen und sich eine Auszeit zu gönnen. So einen Moment des unbeschwerten Musikgenusses bot das Konzert des Domchors in Notre Dame, das das Publikum am Ende mit begeistertem Applaus belohnte.

Der erste Teil stand ganz im Zeichen geistlicher Musik, wobei der Chor einen weiten Bogen über fast ein halbes Jahrtausend Kirchenmusik spannte. Ein fast schon schwebender Einstieg in das „Kyrie“ von Palestrinas Krönungsmesse „Missa Papae Marcelli“ verwandelte sich aus einem sechsstimmigen Geflecht schließlich zu einem mächtigen „Gloria“, bei dem der Chor alle Nuancen dynamischer Abstimmung zeigte.

Die Idee, Notre Dame als Konzertsaal zu benutzen, erwies sich als kluger Schachzug. Bei Franz Xaver Biebls „Ave Maria“ agierten die Solisten im Rücken des Publikums, traten mit dem Chor in eine Art Zwiegespräch und machten sich auf diese Weise die Akustik des Raumes zunutze.

Seine wache Bühnenpräsenz konnte der Chor mit kraftvollem Einsatz beim „Sommarpalm“ (Sommerlied) des schwedischen Komponisten Waldemar Åhlén unter Beweis stellen. Den ersten Teil des Konzerts schloss „I Will Praise Thee, O Lord“ des modernen norwegischen Komponisten Knut Nystedt ab, dessen dissonante Akkorde der Chor wie selbstverständlich aufschichtete. Dazwischen präsentierte Domkantorin Deborah Hödtke drei Stücke am Orgelpositiv, wobei ihr zum Beispiel bei William Byrds „Fantasia in a-Moll“ die anspruchsvollen Läufe mühelos gelangen.

Der zweite Teil des Konzerts war ganz Johannes Brahms gewidmet. Man weiß, dass der Komponist großes Interesse an ungarischer Volksmusik hatte, was man auch an den Ungarischen Tänzen erkennen kann, die wohl jeder schon gehört hat. Als Gegenstück dazu wollte Brahms die „Ungarischen Zigeunerlieder“ begreifen, einen Zyklus aus elf Liedern, die alle Emotionen einer Liebesbeziehung thematisieren. Eine gute Gelegenheit für den Chor, alle Facetten seines Könnens zu zeigen und sensibel erspürte Emotionen wie Liebe, Untreue, Sehnsucht, Trennungsschmerz, Wiedersehensfreude und ergriffene Betrachtung der Natur mit gesanglichen Mitteln auszudrücken. Und so war es Domkapellmeister Manfred Faig anzusehen, wie viel Freude es ihm bereitete, dieses Ensemble leiten zu dürfen. Fließend in seiner Gestik, gleichzeitig zupackend und doch wieder unaufgeregt führte er seinen Chor durch die verschiedenen Stimmungen, die auszudrücken waren.

Ein Glücksgriff gelang Faig, indem er die Klavierbegleitung bei den Brahms’schen Liedern dem Münchner Konzertpianisten Tobias Jackl anvertraute. Bereits zu Beginn des zweiten Teils hatte dieser solistisch mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit mehrere Sätze aus den Ungarischen Tänzen gemeistert. Anschließend erwies er sich als einfühlsamer Begleiter, der beim höllisch schweren Klavierpart mit Hingabe zwischen subtilen Passagen und wuchtigem Klang wechselte. Das Publikum, das sich nicht nur während der Pause im Garten sichtlich wohl fühlte, bedankte sich mit Applaus im Stehen. Mit seiner Ankündigung, „heitere und erfrischende Chormusik“ zu präsentieren, hatte der Domchor nicht zu viel versprochen.

EK