Mit der Kraft der Gemeinschaft

Beeindruckende Kooperation zwischen Dommusik und Gabrieli-Gymnasium

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:36 Uhr

Brundibár, der Leierkastenmann: Er steht im Mittelpunkt des Stücks am GG. Im Bild oben wird er von einer starken Gemeinschaft von der Bühne gejagt. Links unten Regisseur Michael Hoffmann. Foto: Beierl

Von Wolfgang Beierl

Eichstätt – Es war ein Novum, das sich als tolles Projekt mit einer kraftvollen Botschaft am Ende erweisen sollte. Zum ersten Mal arbeiteten Schüler des Gabrieli-Gymnasiums mit der Jugendkantorei der Dommusik zusammen und sorgten an zwei Abenden in der Aula des GG für eine packende Inszenierung.

Zuerst präsentierte das Mittelstufentheater des GG unter Leitung von Bernhard Obermeier die Textcollage: „Theresienstadt – ein Annäherungsversuch“. Anschließend wurde die mittlerweile sehr bekannte Kinderoper „Brundibár“ (komponiert von Hans Krása) aufgeführt. Domkapellmeister Manfred Faig lobte dabei ausdrücklich die reibungslose Zusammenarbeit und das Engagement der Jugendlichen. Seit Februar habe man geprobt. Manche durch Corona erzeugte Widrigkeiten seien zu meistern gewesen und auch bei den Aufführungen selbst habe man improvisieren müssen. Gemeint war, dass die Rolle der Katze vom Spielleiter der Oper, Michael Hoffmann, übernommen werden musste, der diese Aufgabe professionell meisterte. Insgesamt war die akribische Vorbereitung und die stringente Umsetzung unter dem Dirigat von Manfred Faig, das alles zusammenhielt, stets zu spüren. Kongenial orchestriert wurde die Oper von einem neunköpfigen Kammerorchester, an dem auch Instrumentallehrer des GG mitwirkten.

Im ersten Teil trugen die Schüler Amy Grosz, Marie Mang, Jennifer Weck, Tom Kunz und Luca Zaruba (der auch die Klavierbegleitung übernahm) zunächst Texte zur Geschichte von Theresienstadt vor, dann folgten Berichte von Häftlingen dieses KZ. Ergreifend erwiesen sich die Inhalte, bewegend aber auch die schauspielerische Darbietung der Akteure: ernst, meist statisch wurde die Dinge angesprochen, fast als ob solches Leid nur durch stoische Ruhe ertragbar sei. Die Texte wechselten von Prosa zu Dichtung, von Fragmenten zu Beschreibungen, von Einzeldarbietung zu Chorvorträgen. Stark auch die Wiederholungen und kraftvollen Substantive. Weiter gelungen: die meist sanften und damit im Kontext der Inhalte spektakulären Begleitmelodien am Klavier.

Am Ende zeigte sich: Trotz aller Unbill im Lager, trotz der Enge, der Mangelzustände, Krankheiten oder des Verbots von Unterricht für Kinder schimmerte manchmal auch ein Stück Wissen und Kultur auf, vermittelt durch die Lagerinsassen, und bahnte sich wie Rinnsale von klarem Wasser einen Weg in den sonst trüben Tümpel. Dies schlug gleichzeitig die Brücke zum zweiten Teil. Denn ein solcher Lichtblick war auch die Aufführung der Kinderoper „Brundibár“, die zu Propagandazwecken der Nazis in Theresienstadt möglich war.

Die Geschichte der Oper ist schnell erzählt. Ein Geschwisterpaar (engagiert und ausdrucksvoll gesungen von Katharina Schuld und Isabella Pieroncyk) braucht Milch, um seine kranke Mutter versorgen zu können, kann aber den Milchmann (Emilie Niederreiter) nicht bezahlen. Als die Kinder einen Leierkastenmann sehen (Musikstudent David Nassor mit fundierter Baritonstimme), beschließen sie durch Gesang Spenden zu sammeln. Da wird aus dem zunächst ganz nett erscheinenden Musikanten ein miesepetriger Autokrat, der aus Brotneid die Kinder verscheuchen will. Ein Spatz (Mathilda Schlemmer), ein Hund (Artur Schlemmer) und die bereits erwähnte Katze sorgen dann für die Unterstützung durch andere Kinder.

Alle Akteure (in weiteren Rollen noch Katharina Kraus, Hedwig Euler und Luzia Schweizer sowie die Mitglieder des Chors) lieferten trotz durchaus anspruchsvoller Passagen eine beachtliche Leistung ab. Es war ein flott dahinlaufendes und abwechslungsreiches Stück mit Dynamik und szenischen Überraschungen. Am Ende entreißen die Kinder dem Brundibár den Leierkasten und fegen den Mann von der Bühne. Im triumphalen Schlusschor eröffnet sich Botschaft: Wer auf die Kraft der Gemeinschaft und der Musik setzt, kann auch gegen das starke Böse gewinnen – damit ist die Oper ein Fenster in die Welt, wie sie war und immer noch ist.

EK