Ein intensiver Tanz
Markus Homeier und Hubert Klotzeck bieten sphärische Klänge bei „Springtime Vibrations“ in der Galerie Bildfläche

19.03.2024 | Stand 19.03.2024, 16:12 Uhr

Mit Begeisterung und Konzentration an den Synthesizern und Co.: Unter dem Künstlernamen Hotzeck boten Markus Homeier (l.) und Hubert Klotzeck den Gästen am Samstagabend einen Abend voller sphärischer Klänge und beeindruckender Lichtimpressionen. Foto: Kusche

Die „Christmas Vibrations“ fielen leider aus, also musste eine Ersatzveranstaltung her. Und die hatte es in sich: „Springtime Vibrations“ nannte Hubert P. Klotzeck seine elektronischen Beats, die da, von Lichtblitzen begleitet, aus den Synthesizern wummerten. Von sphärisch bis tanzbar war alles dabei und dazwischen spannte sich ein gigantisches musikalisches Spektrum. Denn die Bildfläche ist nicht nur eine Galerie, sondern mutiert manchmal auch zum Projektraum.

Mit an Bord der sphärischen Klangreise waren diesmal die Elektro-Künstler Bernhard Hollinger Music, Hotzeck und die beiden Künstler von (R)aucous. Die Namen sind Programm. Hotzeck zum Beispiel besteht aus Markus Homeier und Hubert P. Klotzeck, dem Galeristen selbst. Nicht ohne Selbstironie bezeichnen sie sich als „unbescheidenen Versuch zweier passabel gealterter Dilettanten“, die ihre ungeträumten Träume im Soundtrack improvisieren wollen. Angeblich prallt in ihrer elektronischen Musik menschliches Unvermögen auf technische Perfektion.

In Wirklichkeit ist es aber ganz anders, denn Hotzeck experimentiert grandios mit tonalen Texturen und weitet sie zu gewaltig sich öffnenden Klangwelten voller Luzidität und ungewöhnlicher Koloratur. Dabei wird manchmal auch die Grenze der audiovisuellen Toleranz überschritten. An diesem Abend aber waren die frisch an der Maschine gedrehten Klänge wahrhaft berauschend und entfalteten eine angenehm raumfüllende sphärische Präsenz. Man wähnte sich bei manchen Passagen auf einer intergalaktischen Reise in die unerforschten Weiten des Alls – Begegnungen mit Aliens nicht ausgeschlossen! Und die genau auf diese Musik abgestimmte Lichtregie tat ihr Übriges, um ein einmaliges multimediales Ereignis zu schaffen.

Doch auch (R)aucous gehörten mehrere Acts bei diesem Event, das gar nicht enden wollte. (R)aucous (englisch für: rauh) sind Dennis und Filip, zwei Exil-Hamburger, die sich im Altmühltal niedergelassen haben und ihren Teil zu den Springtime Vibrations beitrugen. Die beiden teilen nach eigenen Angaben eine bei Musikern gar nicht so seltene Krankheit: ein ungeheiltes GAS (Gear Acquisition Syndrome). Sie kaufen, sammeln und horten also unzählige Musikin-strumente bei sich zu Hause, vor allem elektronische. Denn sie lieben diese technisch erzeugte Musik der tanzbaren Sorte, an der man ständig herumbasteln und sie perfektionieren kann. In ihren Tracks finden sich Einflüsse von Electro über House bis zu Italo Disco und den 80er-Jahren. In der Bildfläche ging bei ihren Beats so richtig die Post ab. Den fetzigen Dancefloor, eine spezielle Richtung der Tanzmusik mit elektronischen Beats, erzeugten sie mit ihren Synthesizern, Drum-Machines und Effektgeräten. Und der Tanz wurde so intensiv, dass sogar die Scheiben der kleinen Galerie beschlugen.

Und natürlich ist da auch noch Bernhard Hollinger mit von der Partie. Der ehemalige Jugend-Jazzpreisträger präsentierte an dem Abend sein Solo Ambient-Live-Set „Weichness“. Inspiriert von Jan Jelinek, Ulla, E/Tape und Leaving Records, zeigte der Musikkünstler zum ersten Mal seine neuen Tracks aus dem kommenden Album und bot auch Stücke darüber hinaus. Die frisch an der Maschine gedrehten Klänge zeigten reizvolle Improvisationen und meditative Klanginstallationen, so dass man sich mitten in der Natur wähnte.

Das Publikum kam zahlreich und, wie bei derart offenen Performances auch zu erwarten, mehrmals oder zu verschiedenen Phasen des Abends. Viele lauschten ergriffen, mit geschlossenen Augen, andere bewegten sich sachte zu den rhythmischen Klängen der sphärischen Musik. Und das Motto des Abends war ja auch: „Bringt eure mentalen Hängematten mit – es wird sehr fein und relaxed.“ So nahmen sich die Gäste eine vorösterliche Auszeit, feierten und tanzten und schwebten ein klein wenig aus dem stressigen Alltag.

EK