Eichstätt
Lebensfreude pur

Die Stadtkapelle Eichstätt spielt im Garten der ehemaligen Dompropstei

26.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:46 Uhr

Zum letzten Mal stand Sebastian Golder beim Konzert in der ehemaligen Dompropstei am Dirigentenpult. Foto: Beck

Von Gudrun Beck

Eichstätt – Strahlend blauer Himmel, Früchte tragende Apfelbäume, fröhliche Gesichter: Beim Konzert der Eichstätter Stadtkapelle im Garten der ehemaligen Dompropstei stimmte einfach alles.

Die Mauern halten den Klang, sodass sich die Musikanten selbst hören können, und bieten zusammen mit den Bäumen und Sträuchern einen natürlichen Schatten. Abkühlung in flüssiger Form konnte man sich am Getränkestand holen. So ließ sich angenehm dem bunten Programm aller Formationen der Stadtkapelle lauschen. Nach dem Entree „Allemande“, das von den Turmbläsern unter der Leitung von Herbert Hammerer dargeboten wurde, gestalteten die 17 „Blechkids“ einen Mix aus traditionellem Liedgut und poppigen Klängen. Obwohl die Kinder und Jugendlichen in der prallen Sonne standen und der Wind dem Schlagzeuger schon mal ein Notenblatt entführte, war den Gesichtern hohe Aufmerksamkeit anzusehen.

Der schwungvolle Sound bei „Playing together, so much better“ und der temperamentvolle „Majestic March“ sorgten, wohin man auch blickte, für wippende Füße und nickende Köpfe. Der große Applaus freute die Kinder sichtlich, war dies doch ihr erster Konzertauftritt nach dem Altstadtfest, und das nach einer extrem kurzen Probenzeit seit Februar. Diesen Umstand hob der Leiter der Stadtkapelle, Markus Julius Beck, in seiner Moderation ganz besonders hervor. Unterhaltsam wie kurzweilig war der Beitrag der vier Mädchen und drei Buben von der Gruppe „Zamperlblosn“ mit ihren Stücken „A little Mozart Suite“ und „O bla di, o bla da“ von den Beatles. Sehr stark brachten die vier Querflöten die Melodie zu Gehör, während das Tenorhorn klare Akzente zu setzen hatte. Die Spielfreude der Musizierenden und des Dirigenten Florian Kriner übertrug sich sichtbar auf das Publikum.

Den nächsten Block präsentierte die 30-köpfige Jugendkapelle unter Sebastian Golder. Dabei zeigten die jungen Leute, dass sie Modernes, etwa „Enjoy the music“ von Markus Götz, genauso umsetzen können wie Traditionelles – „Schottisch 1“ von Rudolf Koller aus Böhmfeld, arrangiert von Dominik Harrer. Für den Marsch „Der lustige Winzer“ gab Markus Julius Beck gleich noch eine humorige Interpretationshilfe dazu: Man könne heraushören, dass da jemand wohl „den einen oder anderen Schluck zu viel getrunken“ habe.

In großer Besetzung – Jugendkapelle und Stadtkapelle musizierten zusammen – erklang der „Kaiserjäger“, ein Lieblingsstück, das mit vielen schönen Erinnerungen an vergangene Erfolge verknüpft ist. Die Intensität dieses Moments, die Schnittmenge von Abschied und Neubeginn, zeigte sich nicht nur im Zusammenspiel des 14-jährigen Trompeters mit einem über 60-jährigen Baritonhornbläser. Jeder gab alles, um das volle Potenzial dieses vielschichtigen und dynamischen Marsches zum Klingen zu bringen. Bei der letzten Verbeugung empfand wohl auch das Publikum Gefühle von Dankbarkeit und Stolz, wie man an Jubelrufen aus den hinteren Reihen hören konnte.

Der Part der 40 Musikanten der Stadtkapelle bildete den letzten Teil des Konzerts. Insgesamt sieben traditionelle Stücke wie der Marsch „König Ludwig“ oder die Polka „Blumengrüße“ waren zu hören. Kinder schunkelten gemütlich im Gras, heitere Ruhe breitete sich unter den Zuschauern aus. Nicht umsonst lautete einer der Titel „Lebensfreude pur“. „Bis bald, auf Wiedersehen“ hieß es nun nicht nur musikalisch mit einer Polka, sondern auch zum endgültigen Abschied von Dirigent Sebastian Golder. Vorsitzender Paul Nothaft ließ bedeutende Stationen Revue passieren und bedankte sich herzlich für das Geleistete. Ein lauter, lang anhaltender Applaus zeigte dem Scheidenden die Wertschätzung für sein starkes Engagement.

Zum Ausklang des Konzerts erschallte der „Bayerische Defiliermarsch“, gefolgt von zwei leiseren Zugaben, „Guten Abend, gute Nacht“ und „Gebet für die Ukraine“. Für den Choral, der häufig bei Staatsanlässen in der Ukraine gespielt wird, kam eine Bassklarinette zum Einsatz, die die getragene Stimmung des Stückes unterstrich. Mit diesem letzten Stück wolle er an das Thema erinnern, aber nicht ein politisches Statement abgeben, so der Moderator. Damit wurden die Konzertbesucher in einen friedlichen und fröhlichen Sommerabend entlassen.

EK