Aufreger-Thema
Juraleitung: Informationsmarkt in Beilngries am 28. Juli

Abschluss des Raumordnungsverfahrens

04.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:35 Uhr

Der geplante Ersatzneubau der Juraleitung ist und bleibt ein Aufreger-Thema. Foto: F. Rieger (Archiv)

Längere Zeit war es ruhig geworden um das Thema „Juraleitung“ in der Großgemeinde Beilngries. Das dürfte zwei Gründe gehabt haben.



Zum einen ist der Grad der Betroffenheit in vielen Orten rapide gesunken, als die Varianten bei Kottingwörth und/oder am Altmühlberg so gut wie vom Tisch genommen wurden. Und zum anderen ist ein ganzes Jahr lang nichts passiert, was für die Öffentlichkeit in irgendeiner Form einsehbar gewesen wäre. Letzteres hat sich aber nun geändert. Am Freitag wurde vermeldet, dass die Regierungen von Mittelfranken, Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz das Raumordnungsverfahren abgeschlossen haben – mit einer positiven landesplanerischen Beurteilung.

Das bedeutet, ganz vereinfacht ausgedrückt: Die Planungsunterlagen für den Ersatzneubau der Juraleitung, die der Übertragungsnetzbetreiber Tennet vor einem guten Jahr zur Prüfung eingereicht hat, werden von den Regierungen als vereinbar mit der Umgebung und deren Charakteristika angesehen – oder, um es in der Fachsprache zu formulieren: als „raumverträglich beziehungsweise raumverträglich mit Maßgaben“. Die Tennet kann auf dieser Basis nun in die Detailplanung gehen und dabei auch noch konkreter festzurren, wo genau in dem von ihr benannten, etwa 100 Meter breiten Korridor die „neue“ Juraleitung errichtet werden soll.

Die Gemeinde Beilngries betrifft das Thema im Bereich Kevenhüll. Wie vielfach berichtet, waren im Laufe der Planung und Öffentlichkeitsbeteiligung zwischenzeitlich auch Vorschläge aufgetaucht, die Kottingwörth, Amtmannsdorf, Eglofsdorf und Wolfsbuch ins Spiel gebracht hätten. Dass es diese Varianten letztlich nicht werden sollen, ist aber schon seit Anfang 2021 bekannt, als Tennet seine Katze bezüglich der präferierten Trassenführung aus dem Sack ließ. Mit der behördlichen Bestätigung der eingereichten Planungsunterlagen ist dies nun auch „zementiert“.

Für Kevenhüll hatte die „Enthüllung“ durch die Tennet Anfang 2021 derweil Unerfreuliches ergeben. Die Pläne sehen vor, dass die künftige 380-kV-Leitung weiter westlich – und damit näher am Ort – verläuft, als dies bei der bisherigen 220-kV-Leitung der Fall ist. Der Prüfbericht spricht von einer Entfernung von etwa 450 bis 500 Meter zum Rand der Kevenhüller Siedlungsstruktur, womit der maßgebliche 400-Meter-Abstand noch immer eingehalten wäre, worauf auch in der landesplanerischen Beurteilung verwiesen wird. Allerdings hatte die unerwartete Annäherung an Kevenhüll dennoch Unverständnis und Ärger erzeugt. Ortssprecher und Stadtratsmitglied Georg Harrer (CSU) hatte dies mehrfach kundgetan und sich auch entsprechend an der Ausarbeitung einer Stellungnahme beteiligt, mit der sich die Stadt Beilngries in das Raumordnungsverfahren eingebracht hat.

Letztere ist im Anhang des Prüfberichts durchaus vermerkt. Dort zitiert man die Beilngrieser Einwendung wie folgt: „Im Bereich der Ortschaft Kevenhüll solle die Trasse eng an der Bestandstrasse entlang geführt werden, damit Entwicklungsmöglichkeiten verbleiben. Eine Verringerung des Abstandes von 1300 Meter auf 400 Meter sei nicht hinzunehmen.“ Aber: Die Regierung hat diesen Einwand nicht aufgegriffen und diesbezüglich keine Forderung der Planungsanpassung in diesem Bereich aufgestellt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass der von der Tennet gewünschte Korridor bestätigt ist. In diesem noch etwa 100 Meter breiten Bereich kann das Unternehmen nun in weiteren Schritten den exakten Verlauf der künftigen Juraleitung planen.

Wie die weiteren Verfahrensschritte aussehen sollen und wie sich die Planung für unsere Region darstellt, will die Tennet bei einem sogenannten Informationsmarkt im Beilngrieser Haus des Gastes vorstellen. Es handelt sich dabei um den einzigen Termin im Umkreis, der nächste der anderen fünf Infomärkte wäre in Deining. Als Termin für Beilngries wurde der 28. Juli – ein Donnerstag – festgelegt. Die Veranstaltung geht von 16 bis 20 Uhr. Zum Ablauf wird mitgeteilt: „Die Informationsmärkte folgen keinem festen Programm, sondern können individuell besucht werden. Das Projektteam steht für persönliche Einzelgespräche zur Verfügung.“

„Maximal-belasteter Raum“ bei Kevenhüll

Den Einwendungen aus Kevenhüll und der Stadt Beilngries zum Trotz enthält die landesplanerische Beurteilung durch die Regierung von Oberbayern keine Anpassungsvorgaben, was den räumlichen Verlauf des Trassenkorridors bei Kevenhüll betrifft (siehe Hauptbericht). Ein Stück weit müsse man sich fragen, wann im Verfahren es eigentlich noch die Möglichkeit geben sollte – oder geben hätte sollen –, ernsthaft über alternative Trassenverläufe zu diskutieren, bemängelt Georg Harrer (CSU), Stadtratsmitglied und Ortssprecher aus Kevenhüll, gegenüber unserer Zeitung. Harrer hatte bekanntlich nie die Position der Komplettverhinderung eines Ersatzneubaus der Leitung vertreten, dieses Vorgehen diverser Bürgerinitiativen vielmehr sogar als kontraproduktiv kritisiert. Er hatte immer wieder angeregt, dass sich die Region auf einen möglichst breiten Konsens bezüglich eines Trassenverlaufs einigen sollte. Auf Harrers Initiative hin hatte die Stadt Beilngries im Sommer 2019 auch einen entsprechenden Vorschlag entwickelt. Der trug bei den Planern der Tennet aber keine Früchte. Der Übertragungsnetzbetreiber ging schließlich mit einem anderen, von ihm favorisierten Trassenkorridor in das Raumordnungsverfahren − inklusive der bekannten Annäherung an Kevenhüll. Und daran wurde nun durch die Regierung nicht gerüttelt, vielmehr wurde der Tennet-Vorschlag im Grunde „zementiert“.

Harrer kritisiert dies – weil man bei Kevenhüll eigentlich nicht mehr von einem stets als Ziel benannten Parallelverlauf zur Bestandsleitung (die hernach abgebaut wird) sprechen könne, stattdessen würden hier neue Belastungen geschaffen und Kevenhüll in seiner Entwicklungsmöglichkeit eingeschränkt. Die Hoffnung, an der grundsätzlichen Planung etwas ändern zu können, schwindet mit jedem Verfahrensschritt, da gibt sich Harrer keinen Illusionen hin. Die Argumente weiter vorbringen und versuchen, in welcher Form auch immer, doch noch positiv einwirken zu können – das werde er aber tun. Es seien durchaus noch Gespräche, beispielsweise mit Mallerstetten, wo die Belastung von Nord nach Süd wechsle, sinnvoll. Harrer hat außerdem schon vor längerer Zeit die Errichtung einer Messstelle angeregt, mit der man dann durchgehend nachvollziehen könne, wie hoch die Belastung, Stichwort Magnetfeld, jeweils sei. Unterstützung würde man sich auch von höherer politischer Ebene wünschen – die Stellungnahme des Landratsamtes lese sich aber eher dünn.

Weiter einsetzen will sich der Ortssprecher zudem für ein Argument, das er bereits im Stadtrat vorgebracht hat, damals mit Bezug zum gewünschten Radweg. Der Bereich Kevenhüll-Oberndorf sei definitiv ein „maximal-belasteter Raum“, was das Energiethema angehe – während viele andere Orte zwar allgemein von der Energieversorgung profitieren, aber selbst keine Beeinträchtigungen haben. Da wäre es nur konsequent, so Harrer, wenn die Bürger bei Kevenhüll dann durch andere Maßnahmen eine Entschädigung erfahren könnten.