Eichstätt
Ein bisschen Türkei mitten in Eichstätt

Auf dem Kulturfest „Kermes“ zeigt der türkisch-muslimische Verein Offenheit und gelungene Integration

27.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:50 Uhr

Fladenbrot, Börek – Teigtaschen mit Spinat oder Käse – und Adana-Kebab gehören zu den türkischen Spezialitäten, die auf dem „Kermes“ angeboten werden.

Von Angela Wermter

Eichstätt – Immer der Nase nach: Der verlockende Duft türkischer Köstlichkeiten führt unweigerlich zum „Kermes“, zum Kulturfest, das die türkisch-islamische Gemeinde in Eichstätt feiert. Lisa, Martin, Annika und Esra haben mit Lahmacun, Gözleme, Adana und Köfte an einem der Biertische Platz genommen und genießen ihr Mittagessen. Die vier Referendare an Schulen im Landkreis hatten ein Seminar besucht und die Gelegenheit genutzt, türkisch zu speisen. „Wir sind vor allem wegen des Essens hier“, gibt Annika zu. Doch von den schmackhaften Verführungen abgesehen: Die Referendare sind generell und ganz klar an einem guten deutsch-türkischen Miteinander interessiert.

Auch Schülerinnen und Schüler der sechsten Jahrgangsstufe der Mittelschule Eichstätt-Schottenau stehen am Essensstand. „Wir waren auf einer Wanderung zur Burg“, sagt der Lehrer Dominik Schmidramsl. „Im Anschluss gab es die Gelegenheit, den ,Kermes‘ noch zu besuchen.“ Immerhin etwa 20 Prozent seiner Schüler gehören der muslimischen Gemeinde an. Da habe sich der Besuch schlicht angeboten.

Mit dem „Kermes“ will die Moschee Offenheit demonstrieren und auf eine gelungene Integration hinweisen. „Die islamisch-türkische Gemeinde will den Mitbürgern zeigen, dass wir aktiv an der Gemeinschaft teilnehmen und dass uns jeder, der uns besucht, auch willkommen ist“, sagt Ramazan Inci, der Vorsitzende des türkisch-islamischen Vereins. Über mangelndes Interesse kann sich Inci nicht beklagen. Allein am Donnerstag – der „Kermes“ dauert noch bis Sonntag und ist von 10 bis 20 Uhr geöffnet – war es „rappelvoll“. Etwa 3000 Besucher, so schätzt er, ließen sich im Hof der Moschee an der Weißenburger Straße 28 sehen. „Es kamen sogar Familien aus Treuchtlingen und Nürnberg.“ Viele blieben laut Inci gleich den ganzen Tag über. Auch Landrat Alexander Anetsberger und Oberbürgermeister Josef Grienberger waren unter den Gästen, freut sich Inci über das Interesse der Politiker.

Zu den „Kermes“-Angeboten gehören auch Führungen durch die Moschee. „Zwar ermöglichen wir einen Besuch in der Moschee regelmäßig am ,Tag der offenen Tür‘ im Oktober“, erklärt Inci. „Doch die Nachfrage war groß. Und jetzt haben wir im Rahmen des ,Kermes‘ täglich zwei Führungen.“

Dass die Führungen gerne angenommen werden, bestätigt Hakan Etli. Der frühere Vorsitzende des Vereins hat eine der täglichen Führungen übernommen. Er berichtet über die vielen Fragen, die von Nicht-Muslimen gestellt werden. Bei einer der Führungen gab es so viel zu erklären, dass der Gang durch die Moschee nicht, wie eingeplant, eine Stunde, sondern gleich zwei Stunden dauerte. „Meistens geht es dabei um Warum-Fragen“, sagt Etli. Eine der häufig gestellten Fragen laute: „Warum dürft ihr kein Schweinefleisch essen?“ Hakan Etli hat auch immer einleuchtende Antworten parat: Er verweist auf die Gebote, die im Koran zu finden sind.

EK