Sagenhafte Aufholjagd
Edelweiß Mendorf steigt in die 2. Bundesliga auf – Schützenmeister Jilke „völlig sprachlos“

14.04.2024 | Stand 15.04.2024, 10:50 Uhr

Starker Zusammenhalt: Durch eine geschlossene Mannschaftsleistung erreichte Edelweiß Mendorf den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Foto: Meyer

Die Luftgewehrschützen von Edelweiß Mendorf haben am Samstag ihrer ohnehin schon sehr erfolgreichen Saison die Krone aufgesetzt. Durch die Vizemeisterschaft in der Bayernliga Südost hatte sich das Quintett für den Aufstiegskampf zur 2. Bundesliga qualifiziert. Und auf der Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück, wo die Mendorfer nichts zu verlieren hatten, machten sie die Sensation endgültig perfekt.

Es war ein außergewöhnlicher Tag für den kleinen Altmannsteiner Ortsteil Mendorf. Allein die Teilnahme an den Aufstiegskämpfen stellte etwas ganz Besonderes für die Schützen und ihre zahlreich mitgereisten Anhänger dar. Und so wollte Schützenmeister Franz Jilke dann doch nichts dem Zufall überlassen. Zur Stammbesetzung (Sophia Scheringer, Vanessa Zieglmeier, Sissi Veits, Stefan Appelsmayer und Melissa Zieglmeier) nahmen die Mendorfer noch die Nachwuchsschützinnen Julia Appelsmayer und Mia Scheringer mit. Für den Fall, dass ein etatmäßiger Schütze einen schlechten Tag hat, stand also der Nachwuchs bereit.

„Die Mannschaft hat das selbst geregelt“, sagte Melissa Zieglmeier, die nach ihrer Ansicht gleich die erste Serie mit 384 Ringen voll versaut hat. Sie pausierte daher im zweiten Durchgang. Nach der ersten Runde sah es auch noch nicht so aus, als ob die Edelweißschützen in die Entscheidung um den Aufstieg noch eingreifen könnten. Von den neun qualifizierten Teams nahm Mendorf nur Rang fünf ein. Auf Germania Prittlbach hatte man schon 15 Ringe Rückstand und auf den Zweiten, die SG Endorf, waren es noch sieben Ringe.

Sophia Scheringer, Vanessa Zieglmeier, Stefan Appelsmayer, Mia Scheringer und Julia Appelsmayer traten schließlich zu Durchgang zwei an. Der Druck war enorm – und der Zug eigentlich ja schon abgefahren. „Zur Bayerliga hat man ja auch zwei Anläufe gebraucht“, ordnete Melissa ein. Ihr Vater Josef sagte zum Zwischenstand bloß: „Macht nix, wir waren dabei.“

Doch dann geschah das völlig Unerwartete. Im Lauf des zweiten und letzten Durchgangs kletterte Mendorf im Ranking immer weiter nach oben – bis sogar Platz zwei hinter Endorf angezeigt wurde. „Das ist ja nur ein Zwischenstand“, relativierte auch Schützenmeister Jilke ungläubig. Schließlich standen ja noch einige Schützen am Stand. Die Frage war zudem: Wo steht Prittlbach? Die Germania hatte 1955 Ringe vorgelegt, kam aber in Durchgang zwei nur auf 1936 Ringe. Sollte das Mendorfer Ergebnis also tatsächlich reichen? Sophia Scheringer kam auf gute 393 Ringe. Vanessa Zieglmeier erzielte mit 395 einen Spitzenwert. Stefan Appelsmayer, der im ersten Durchgang wegen Rückenproblemen ausgesetzt hatte, haderte etwas mit seinen 385 Ringen. Mia Scheringer trug gute 388 Ringe bei und Julia Appelsmayer brillierte mit ebenfalls 395 Ringen. „Es war so hart“, sagte sie nach dem letzten Schuss, „Wahnsinn“.

Mit insgesamt 1956 hatten die Edelweißschützen jedenfalls ein fantastisches Ergebnis erzielt. Nur Endorf schoss mit 1964 Ringen mehr. Die vielen mitgereisten Mendorfer Fans fixierten nun die Anzeigetafel. Nur noch wenige Schuss waren abzugeben. Sollte der kleine Ort tatsächlich bis in die 2. Bundesliga vorzustoßen? Der letzte Schuss fiel und nur wenige Sekunden später wurde eingeblendet: „SG Endorf Aufsteiger, Edelweiß Mendorf Aufsteiger.“

Der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Schützen und Fans fielen sich in die Arme. Nicht nur der Alkohol, sondern auch so manche Freudenträne floss. Das erste Fazit von Edelweiß-Schützenmeister Jilke lautete: „Ich bin völlig sprachlos. Ich kann noch gar nicht glauben, was da passiert ist.“ (Ausführlicher Bericht folgt)

DK