Eichstätt
Das Auf und Ab des „Clubs“ und andere Weltereignisse

Der Eichstätter Hugo Seebach legt einen weiteren Band seiner Erinnerungen vor: „Finale, Finale, Finale“

11.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:58 Uhr

Die Veröffentlichungen Hugo Seebachs sind in Eichstätter Buchhandlungen zu bekommen. Foto: Cebulla

Eichstätt – „Finale, Finale, Finale“ – So steht es über der jüngsten Veröffentlichung von Hugo Seebachs Erinnerungen an sein Leben. Der Gymnasiallehrer wird im Januar 90 Jahre alt. Das Bücherl ist in den Eichstätter Buchhandlungen für zwölf Euro zu bekommen.

Die dreifache Wiederholung des Begriffs „Finale“ öffnet den Blick auf Assoziationen, zu Geschehnissen aus dem Erlebnisbereich des Autors: einmal zur – zugegeben – naiven Begeisterung, zur Freude, zum Gebanntsein durch den Fußball, zum ewig unerfüllten Traum des „Clubberers“ Seebach, dass sein geliebter „Club“ irgendwann einmal wieder das Pokal (-Finale) in Berlin erreichen möge, auf der anderen Seite öffnet sich der Blick zu den reichhaltigen Begegnungen und Erlebnissen, konzentriert hier in den Schlussworten von Shakespeares „Hamlet“, die dem Autor beschieden waren.

Manches in der Erinnerung des Autors wirkt sprunghaft – entsprechend dem Bewusstseinsstrom, den die aktivierte Erinnerung hervorruft. Seebach tippt vieles kurz, aber präzise an, lässt so dem Leser die Möglichkeit für ergänzende eigene Erinnerungen bei verschiedensten Eindrücken des Autors, die aufscheinen in der ursprünglich bedeutsamen Situation mit Bindung zur oftmals weltgeschichtlichen Bedeutung. So wird dem Leser manches wichtige Geschehen vor Augen geführt, das fast völlig vergessen ist, aber nichts an Bedeutung verloren hat. Wer denkt heute noch – da unser Alltag selbst die Gegenwart rasch an uns vorbeieilen lässt – etwa an die Bedeutung des Germanen Odoakar, an dessen Rolle beim Ende des Weströmischen Reiches, ehe er selbst dem ansonsten faszinierenden Ostgoten Theoderich zum Opfer fällt, unter dem Ravenna zur charakteristischen Stadt zwischen Altertum und Mittelalter wurde. In der Erinnerung Seebachs an denkwürdige Reise leben auch Anfänge des Christentums auf, konzentriert an entsprechenden Örtlichkeiten: Ephesus, weiter das Haus der Maria, die Örtlichkeit der Siebenschläfer. Im Rückblick folgen weitere besuchte Stätten: Wien. In diesem Zusammenhang beeindruckt das erste Kaffeehaus, eingerichtet mit zurückgelassenem türkischen Kaffee. Hier fällt natürlich für den Musiker der Blick auf Bachs „Kaffeekantate“, um deren künstlerische Gestaltung sich der Musensohn Seebach natürlich auch verdient gemacht hat. Bei all diesen Begegnungen schwingt für den Autor die Frage nach dem Sinn des menschlichen Tuns mit.

So spielen natürlich die Weltkriege in der Erinnerung eine Rolle: Der Erste Weltkrieg über die Erzählungen von Eltern und Großeltern; zudem schreibt Seebach auch von „Begegnungen“ mit geschichtlichen Personen, die im Dritten Reich im Spannungsfeld zwischen verschiedenen Verpflichtungen eine Lösung suchten. Zwischen all diesem oft Weltbewegenden spielt immer wieder das „Schicksal“ des „Clubs“ eine Rolle, das ewige Auf und Ab, die unentwegte Hoffnung über Jahrzehnte hinweg, der „verzweifelte“ Trost, gewonnen aus der Eintönigkeit der „Bayern-Erfolge“.

Selbstverständlich haben den Heranwachsenden in den 1940er-Jahren die bedrückenden Ereignisse beeinflusst, zum Beispiel der „Kohlenklau“, als es darum ging, nicht zu erfrieren. Zuletzt zitiert der bekennende Schauspieler Seebach einen langen Auszug aus Shakespeares „Hamlet“, in dem der Dichter seine Auffassung vom Beruf des Schauspielers, von dessen Aufgaben, den Gefahren von Übertreibung und Gefallsucht ausspricht.

So lebt viel in der Erinnerung des Autors Hugo Seebach fort. – Und wenn eines Tages die Erinnerung ausbleibt? – Hugo Seebach antwortet mit der Frage: „Ich und wir, nur Sternenstaub?“

EK