Pro-Musica-Konzert im Spiegelsaal
Daniela und Alberto Rosas bieten bei ihrem ersten gemeinsamen Konzert eine Klangreise nach Paris und Havanna

13.03.2024 | Stand 13.03.2024, 9:00 Uhr

Das kubanische Geschwisterpaar Daniela und Alberto Rosas (Piano und Querflöte) begeisterte das Publikum beim Pro-Musica-Konzert „Paris – Havanna“ im Spiegelsaal. Foto: Kusche

Eine Querflöte und ein Flügel verbinden sich zu einer gemeinsamen Zeitreise über den Atlantik und entfalten dabei das grandiose Panoptikum französischer und kubanischer Musik der letzten hundert Jahre. Die Geschwister Daniela und Alberto Rosas boten in Eichstätt einen Kunstgenuss erster Güte.

Eine Koinzidenz von genialem Programm und meisterhaftem Können war beim Pro- Musica-Konzert „Paris – Havanna“ im Spiegelsaal zu bestaunen. Atemberaubend dicht und filigran-verspielt intonierte das junge Musikerpaar bei seinem ersten gemeinsamen Konzert Werke französischer und kubanischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Was diese auch über den Atlantik hinweg verbindet: die Liebe zur hochemotionalen Kammermusik, zur Ästhetik der feinen und perlend-flinken Töne, die wie das Leben selbst sind: immer wieder neu und überraschend, doch manchmal auch sachte und behutsam. Diese Lebensfreude zeigte sich bereits im Eingangsstück „Nocturne et Allegro scherzando“ von Philippe Gaubert. Der französische Komponist schrieb das Stück 1906 und galt als bedeutendster Flötist vor dem Ersten Weltkrieg. Alberto Rosas Querflöte eröffnete die Nocturne als geheimnisvolle Sängerin der Nacht und nahm dann im Scherzo Anlauf zu einem flinken Tanz der Töne, dem seine Schwester Daniela am Flügel eine kraftvolle Basis verlieh.

Mit der „Sicilienne Opus 78“ von Gabriel Fauré ging es impressionistisch weiter: Der wiegende Rhythmus in g-Moll erzeugte dabei eine Ruhe und Kraft, in die sich die melancholische Tonfolge behutsam einbetten konnte. Ganz anders präsentierten die Rosas-Geschwister die 1898 ebenfalls von Fauré für einen Flötenwettbewerb komponierte „Fantaisie Opus 79“. Alberto Rosas interpretierte die spielerisch-rasanten Tonwechsel in filigraner Perfektion – einschließlich der Andantino- und Allegro-Partien.

Vor der Pause gab es dann noch zwei seltener gespielte Stücke: George Enescus „Cantabile et Presto“ von 1904 und Pierre Sancans „Sonatina“ von 1946. Enescu, ein Schüler Faurés, komponierte in seinem einzigen Flötenwerk ein Stück, das mit mystisch-verträumten Klängen einsetzt und im zweiten Teil in ein ausdruckstarkes Presto mündet, das dem Flötisten und der Pianistin alles abverlangte. Sancans „Sonatina“ hingegen verbindet brillant Geräusche aus der Stadt mit fließendem Wasser und einer Naturkulisse, entfaltet virtuose Soli und endet mit einer unerwarteten Überraschung.

Nach der Pause ging es musikalisch nach Kuba, wo die beiden Musiker herstammen. Mit der „Balada del Amor Adolescente“ von José Maria Vitier boten sie dem Publikum eine hinreißend romantische Liebesballade, die mit sanften Klavierläufen und verspielten Flötenskalen zum Träumen anregte. Danach führte die eindrucksvolle „Sonate für Flöte und Klavier“ von Andres Alén (1980) die Zuhörer zunächst im Allegro in das lebhafte Treiben der kubanischen Hauptstadt, bevor sich der Komponist im Andante nach dieser Anstrengung eine Auszeit in den Bergen gönnt. Im dritten Satz, der erneut im Zeichen des Allegro steht, fällt die Sonate schließlich in ein fröhlich-buntes Gemisch aus den verschiedensten Musikstilen vom Cha-cha-cha über Rumba bis zum Jazz ein und endet in einem Finale Furioso.

Uraufführung kubanischer Tänze



Mit der deutschen Uraufführung der „Drei kubanischen Tänze“ von Alejandro Falcon („Tres Danzas Cubanas“) tauchte das Künstlerpaar sichtbar begeistert in die Welt der traditionellen kubanischen Volksmusik ein. Viele Elemente flossen hier ein, so die Musik der Charangas, jener Ensembles, die bestimmte Formen kubanischer Tanzmusik spielten, ebenso wie die Lieder der kubanischen Straßenverkäufer. Das Publikum wurde in den Rhythmus integriert und sofort herrschte im Spiegelsaal eine ausgelassene Stimmung. Und die stieg am Ende noch weiter an: Mit Guido López Gaviláns „Guaguancó“ zelebrierten Daniela und Alberto Rosas ein authentisches Beispiel kubanischer Musik mit ihren afrikanischen und spanischen Wurzeln. Der meist auf Gesang und Percussion basierende „Guaguancó“ verkörperte die Hoffnung kubanischer Sklaven auf Freiheit, die Alberto rhythmisch klopfend auf dem Holz des Flügels imitierte. Nach diesem fulminanten Abschluss entließ das Publikum die beiden Musiker nicht ohne eine Zugabe.