Blutstiller für die Bombenopfer

KU und Partner organisieren zweiten Medizin-Transport für die Ukraine

01.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:43 Uhr

Im Arzneimittellager: Petro Terletskyj, ukrainischer Partner der Helfer aus Eichstätt und Theologieprofessor an der Universität Lviv, mit der Fahrerin des Kühllasters, mit dem das Insulin beim ersten Hilfstransport geliefert werden konnte. Foto: Archiv

Von Angela Wermter

Eichstätt – Es werden möglichst rasch blutstillende Medizinprodukte gebraucht – dieser Hilferuf aus der von Russland in einen Krieg gezogenen Ukraine ist so dringlich wie nachvollziehbar. „Gerade im Osten werden Zivilisten wie Soldaten bombardiert, von Granaten getroffen. Die Menschen werden schwer verletzt“, sagt Martin Groos. Er ist Büroleiter des Stiftungsratsvorsitzenden der KU und Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation Support International. Der Arzt und Apotheker koordiniert die medizinischen Transporte einer Kooperation, für die die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), Support International und Collegium Orientale eng mit der ukrainischen Caritas und der Katholischen Universität in Lviv (UHU) zusammenarbeiten. Der Ansprechpartner von Groos ist Petro Terletskyj, Theologieprofessor an der UHU, der seinerseits mit ukrainischen Regierungsstellen und Kliniken in Verbindung steht, die ihn über den akuten Bedarf an Medikamenten informieren. Wenn die Transporte am Ziel angekommen sind, organisiert die ukrainische Seite die Weitergabe.

Für Martin Groos drängt jetzt die Zeit. Er muss möglichst schnell und in möglichst großer Menge die Mittel für die schnelle Blutstillung besorgen – Medikamente, die in der Hausapotheke eben nicht zu finden sind und in einigen Bundesländern höchstens bei Notarzteinsätzen verabreicht werden. „Es ist Verbandsmaterial, das mit chemischen Mitteln entweder getränkt oder bestäubt ist“, erklärt Groos. Diese Verbände müssten dann mit großem Druck angelegt werden, um eine rasche, lebensrettende Blutstillung zu ermöglichen. Groos hat auch schon in anderen Ländern nachgefragt. Aber die Lieferzeiten seien sehr lang, sagt er. Zudem gibt es eine gewisse Knappheit an den blutstillenden Medikamenten – was, wie immer, wenn etwas stark nachgefragt ist, finanzielle Folgen hat: Die Preise steigen. Und Sonographie-Geräte braucht Groos auch noch – möglichst kleine, mobile, die transportierbar sind und mit Akkus funktionieren, „keine großen Kästen, wie man sie aus den Praxen kennt“.

50000 Euro an Spendengeldern sind jetzt für den zweiten Transport eingegangen. Für den ersten, der Insulin geladen hatte, waren es 60000 Euro. Nach Angabe von Groos könnte die Spendendynamik durchaus einen neuen Schub vertragen. „Als die Initiative im März begann, war die Spendenbereitschaft noch etwas größer.“ Klagen will Groos dennoch nicht. Vor allem schätzt er das Engagement zahlreicher Schulen oder der Kliniken im Altmühltal und der Maria-Ward-Fachakademie für Sozialpädagogik. Bis Ende Mai konnten laut Groos 356 Überweisungen auf das Spendenkonto verbucht werden.

Anders als beim Insulin ist für den aktuell anstehenden Hilfstransport kein Flugzeug notwendig. „Insulin ist extrem temperaturempfindlich, da musste eben eine schnelle Lösung gefunden werden“, sagt der Apotheker. Bei den Blutstillern ist der Transport mit einem Fahrzeug indes kein Problem. Ein genaues Datum kann Groos aber noch nicht nennen.

Bei den Transportwegen gibt es jetzt die Möglichkeit, ein Fahrzeug von Eichstätt aus an die Grenze zu schicken und die Medikamente dort den ukrainischen Partnern zu übergeben. Lange Wartezeiten an der Grenze seien nicht zu befürchten, weil es den Helfern an der Universität in Lviv über die Zusammenarbeit mit den Regierungsstellen gelungen ist, eine spezielle Transportgenehmigung zu besorgen.

Die Variante zwei: Ein ukrainisches Fahrzeug holt die Medikamente hier ab. Eine Alternative, die Groos bevorzugt. Und es gibt noch eine Option: „Wenn alles Stricke reißen“, sagt Groos, „setze ich mich ans Steuer und fahre selbst.“

Spenden

Spenden werden erbeten auf ein eigens eingerichtetes Konto: Support International e.V.; Volksbank Freiburg; IBAN: DE32 6809 0000 0003 5025 11; BIC: GENODE61FR1; Stichwort: Medizinische Hilfe Ukraine. Mehr unter
https://www.ku.de/ukrai-
ne. Einen Videobericht zu
der Hilfsaktion finden Sie
unter https://youtu.be/EZLXwQ_HM3U.

EK