Holzkugel und Einhörner
Am Zwiebelmarkt-Wochenende pulsiert in Beilngries das künstlerische Leben

Von schillernden Einhörnern bis zur besonderen Holzkugel

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:44 Uhr

Mit dem Verlauf des Wochenendes sehr zufrieden ist das Zwiebellook-Team Stefan Späth (von links), Elke Schwartz und Kilian Riepl. Fotos: Adam

Von Regine Adam

Zufriedene Gesichter bei Marktbetreibern, Besuchern und den Organisatoren: Der Bayerische Zwiebelmarkt am Wochenende war eine rundum gelungene Veranstaltung.



Als kleine Ruhepole im hektischen Markttreiben erwiesen sich die Kunstausstellung im Haus des Gastes und der Pop-Up-Shop von vier Kreativen in der Hauptstraße 5. Wie lief der Zwiebelmarkt aus Künstlersicht?

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„Zwiebellook“ – Elke Schwartz, Stefan Späth, Kilian Riepl und Heinz Schwartz im Pop-Up-Shop, Hauptstraße 5: Zwiebellook oder Zwiebeldruck oder gar – Look, a Zwiebel? Im Pop-Up-Shop herrschte an beiden Tagen vor allem eines: ausgelassene, fröhliche Stimmung. „Es hat so viel Spaß gemacht, mit den Leuten in gute Gespräche zu kommen. Alle waren glücklich, freundlich, gut gelaunt, es waren richtig schöne Tage“, erzählt Elke Schwartz begeistert am Sonntag kurz vor Ende des Zwiebelmarktes. Die Aschbucher Künstlerin war zuständig für ihre eigenen Originale oder Drucke und auch mit für den Campingluxus ihres Mannes Heinz Schwartz, der als Rotary-Präsident für den guten Zweck Zwiebelsuppe verkaufte und selbst nicht im Pop-Up aktiv sein konnte.

„Am Samstag waren zwar weniger Leute da, aber spürbar solche, die gezielt zu uns kamen, weil sie von uns gelesen hatten. Am Sonntag war es mehr Laufkundschaft, die uns nicht kannte – aber mit allen war es so spannend und klasse“, sagt Schwartz.

Kunstvolle Umarmungstiere, Einhörner und weitere Fantasiefiguren

Von den „schönen Gesprächen und interessierten Leuten in Beilngries“ schwärmt auch Designer Stefan Späth, der mit seinen Umarmungstieren, mit schillernden Einhörnern und anderen Fantasiefiguren bei Herren, Damen und Kindern gleichermaßen gut ankam – mal wegen der genial ausgetüftelten Bewegungstechnik, mal wegen des hohen Niedlichkeitsfaktors. Für ihn sei es eine tolle Erfahrung gewesen, fern der üblichen täglichen Arbeit am Computer mit so vielen Menschen über seine Arbeiten zu sprechen, sagt er und freut sich: „Von meinen Einhörnern ist nur ein einziges übrig geblieben, das kann ich gar nicht fassen.“

Kilian Riepls Werke aus dem 3D-Drucker sind der Renner

Beim Stichwort „gar nicht fassen“ nickt auch Kilian Riepl. Die selbst entworfenen Lichthäuschen und Vasen des jungen Künstlers aus Aschbuch, die er mit dem 3D-Drucker entstehen lässt, entpuppten sich als absolute Lieblingsprodukte im Shop. „Ich hatte bis Samstagabend bereits nahezu alles verkauft, was ich für den Markt produziert hatte. Also habe ich für Sonntag auch noch sämtliche Häuschen mitgenommen, die ich zuhause hatte“, erzählt Kilian Riepl. Zudem habe er noch eine ganze Reihe von Bestellungen erhalten. „Es ist unglaublich. Ich kann es noch gar nicht richtig einordnen, wie mega das gelaufen ist und dass die Leute meine Sachen wirklich so klasse finden“, sagt der Rieplpeople-Gründer bescheiden. Resümee der Zwiebellook-Künstler: Die viele Vorbereitungsarbeit hat sich gelohnt, der Zwiebelmarkt wird in allerbester Erinnerung bleiben.

„Wortwärts“ – Klaudia Vogt und Fritz Armbruster im Haus des Gastes: Auch im Haus des Gastes hat der Samstag, der erste Ausstellungstag, eher verhalten begonnen, erzählt Klaudia Vogt, die ihre Kalligraphie-Kunst präsentiert, am späten Sonntagnachmittag.

„Es freut mich, dass das Interesse so groß ist“

Viel Zeit hat Vogt allerdings nicht zu plaudern, denn der zweite Tag war weitaus turbulenter und noch immer sind viele Besucher da. Einige fordern die Aufmerksamkeit der Künstlerin, stellen Fragen, möchten beraten werden. Andere wieder schlendern still durch die Ausstellung, lassen Farbkompositionen und Texte auf sich wirken oder versuchen, die Kalligraphie-Texte ohne die Hilfe der Tafel neben dem Bild zu entziffern. „Heute ist ein ständiges Kommen und Gehen, es freut mich, dass das Interesse doch so groß ist“, sagt Vogt und wird gleich wieder von einer Dame ins Gespräch gezogen. „Ja, alle Texte, die ich für diese Ausstellung umgesetzt habe, stammen aus der Feder des Österreichers Ernst Ferstl. Und ja – der Schriftsteller war bei der Vernissage sogar selbst anwesend.“

Manche Sprüche hat Klaudia Vogt sogar in unterschiedlichen Farbkreationen umgesetzt. „Das ist toll, denn es muss mir beides gefallen, der Spruch und die Komposition. Hier finde ich so vieles wunderschön, da fällt die Wahl schwer“, meint eine Ausstellungsbesucherin und schaut sich nach Klaudia Vogt suchend um – für ein wenig Beratung, die die Entscheidung leichter macht. Das Bild, für das sie sich schließlich entscheidet, hat noch keinen roten Punkt. Glück gehabt, denn nicht wenige Werke sind bereits mit dem Zeichen für „verkauft“ markiert.

Fritz Armbruster gefällt das „Fachsimpeln“ mit Interessierten

Auch Fritz Armbruster erzählt, dass er viele gute Gespräche mit Besuchern geführt hat, die von seiner Holzkunst beeindruckt waren. „Fachsimpeln“ nennt er es, weil er gern über die Bearbeitung seiner außergewöhnlichen Holzkugeln redet. Darüber, wie er beispielsweise „noch grünes Holz“ verarbeitet und dann ruhen lässt, Risse, die im Laufe der Trocknungsphase entstehen, erst später füllt oder sogar extra betont. Kirsche, Ahorn, Eiche oder Fichte – „welche Holzart ich bearbeite, ist mir im Grunde egal, es muss für mich nur schön und spannend aussehen.“ Eine neue Leidenschaft hat er für den Bronzeguss entdeckt. „Mein Meisterstück, an dem ich ein Jahr lang gearbeitet habe, hat meine Tochter zum Geburtstag bekommen. Arbeit mit Bronze werde ich künftig sicher noch weiterentwickeln“, verrät Armbruster.

Einige seiner kleineren Kugeln fanden am Ausstellungswochenende neue Besitzer. „Gerade die größeren Holzwerke haben natürlich ihren Preis, ich arbeite daran unzählige Stunden. Es macht mir Freude, aber ich sehe auch den Schweiß und Wert, der da hineinfließt“, erklärt Armbruster.

Deshalb seien die großen, aufwändigen Kugeln eher kein „Mitnehm-Artikel“ am Zwiebelmarkt gewesen, das sei ihm bewusst. „Aber es war toll hier. Ich habe viele Leute kennengelernt und es ist überhaupt kaum zu fassen, wie viele Besucher an beiden Tagen beim Beilngrieser Zwiebelmarkt waren.“

DK