Kommentar zum FC Ingolstadt
Zeitpunkt der Entlassung von Trainer Michael Köllner überrascht

02.05.2024 | Stand 03.05.2024, 11:48 Uhr

Für Michael Köllner war das 0:4 bei Rotweiss Essen das letzte Spiel als Cheftrainer des FC Ingolstadt. Der 54-Jährige hatte vor 13 Monaten seine Mission bei den Schanzern begonnen. Foto: Imago Images

Der FC Ingolstadt hat es wieder getan: Auch im Jahr des 20-jährigen Vereinsbestehens entlassen die Schanzer ihren Cheftrainer, mit Michael Köllner den 19. seit der FCI-Gründung. Erneut ein Hoffnungsträger, der bei diesem Verein vorzeitig gehen muss.



Schaut man nur auf die sportliche Entwicklung, überrascht dieser Schritt nicht. Vor dem 36. Spieltag sind die Schanzer an Punkten gemessen genauso weit von den Aufstiegsrängen entfernt wie in der Vorsaison, nämlich zwölf! Nach dem personellen Umbruch im Sommer und einem holprigen Start kämpfte sich Köllner mit seinem Team zur Winterpause an das Spitzentrio heran, lag nach dem 2:1-Sieg gegen Dynamo Dresden am 24. Spieltag nur zwei Punkte hinter dem Relegationsrang.

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Doch dann folgte der Absturz. Sechs Spiele ohne Sieg, kein Mittel funktionierte, den Trend zu stoppen, bis zuletzt änderte Köllner ständig seine Formation, ohne jedoch einen Plan für eine funktionierende und erfolgreiche Spielidee zu finden. Die Mischung stimmte ganz offensichtlich nicht – zumal der FCI einerseits mit Jannik Mause den besten Torjäger der 3. Liga in seinen Reihen hat, andererseits aber trotz einiger nominell hochkarätiger Defensivakteure seine Abwehrprobleme nicht in den Griff bekam. Das Zutrauen, dass Köllner in der neuen Saison mit einigen personellen Ergänzungen den richtigen Dreh findet, schwand bei Sportdirektor Ivica Grlic und Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer immer mehr. Beide sind nun aber gefordert, den richtigen Mann zu finden, der mit dem vorhandenen Kader – die meisten Spieler stehen auch in der neuen Saison unter Vertrag – den FCI auf Aufstiegskurs bringt. Gelingt dies nicht, muss man auch das Führungsduo hinterfragen.

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Überraschend ist der Zeitpunkt der Trennung drei Spieltage vor Saisonende und ohne sportlichen Druck. Möglich ist daher, dass man mit der Besetzung von Sabrina Wittmann ein Ausrufezeichen im deutschen Fußball setzen wollte. Der 32-Jährigen, die im Verein als Spielerin und Trainerin gefördert wurde, wurde zuletzt die Aufnahme zum DFB-Pro-Lizenz-Lehrgang aufgrund fehlender Erfahrung verweigert – die Lizenz ist aber die Voraussetzung, um im Profi-Männerbereich ein Team zu führen. Nun ist Wittmann, die mit ihren FCI-A-Junioren in der Bundesliga Süd/Südwest die Vizemeisterschaft errang, die erste Frau, die interimsweise ein Profi-Männerteam leitet – eine riesige Bühne für sie. Der FC Ingolstadt hat in seiner 20. Saison wieder einmal Geschichte geschrieben.