Ingolstadt
Moto Rottler zieht den Zündschlüssel

Fachkräftemangel und E-Mobilität: Nach über 40 Jahren schließt der Auto- und Motorradhändler seinen Betrieb

21.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:41 Uhr
Geschäftsführer Hans-Jürgen Rottler Junior (links) und seine Eltern Ilse und Hans-Jürgen Rottler sehen dem Wandel in der Automobilbranche als kleiner Händler skeptisch entgegen. Sie schließen ihren Betrieb in der Manchinger Straße deshalb Ende des Monats. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Über 40 Jahre lang war Moto Rottler eine gefragte Anlaufstelle für Käufer von Motorrädern und Pkws in Ingolstadt und Umgebung.

 

Am 30. August schließt der Betrieb in Manchinger Straße nun seine Türen. Damit beendet Rottler den Verkauf und Service als Vertragshändler für Zweiräder von Kawasaki und Suzuki. Das Ford-Autohaus von Rottler am selben Standort hat bereits seit Februar geschlossen.

Die gute Nachricht: An der Manchinger Straße 115a geht es weiter. Ab September will laut Geschäftsführer Hans-Jürgen Rottler Junior der neue Eigentümer, die Autoarena Ingolstadt, mit dem Umbau beginnen. "Voraussichtlich zum Jahresende ist die Eröffnung geplant", sagt Rottler. Statt wie bisher Autos der Marken Ford und Suzuki sowie Motorräder, sollen dann an Ort und Stelle Pkws von Hyundai verkauft werden. Auch die rund 20 Mitarbeiter von Rottler - darunter Werkstattmitarbeiter, Autoverkäufer, Azubis, Lagerkräfte und Büromitarbeiter - sollen in der neuen Firma weiterarbeiten können. "Das war mir beim Verkauf wichtig", sagt der Juniorchef. Zuletzt sei er oft gefragt worden, ob die Schließung mit der Corona-Pandemie zusammenhänge. "Das ist nicht der Fall", stellt er klar. In der Familie habe man sich vielmehr Gedanken um die eigene Zukunft in der Autobranche gemacht. Die stehe im Zeichen des Wandels hin zur Elektromobilität. "Das verändert den Automarkt enorm und bedeutet für kleine Autohäuser wie unseres hohe Investitionen", sagt Rottler. Er ist überzeugt: "Die kleinen Betriebe sterben. Entweder man wird größer oder man verschwindet. " Hinzu komme, dass es immer schwieriger sei, gut ausgebildete Fachkräfte für die Werkstatt zu finden. Diese wechselten nach der Ausbildung lieber in die Industrie, wo hohe Gehälter bezahlt würden. "Da fängt man dann immer wieder bei Null an", schildert Rottler Junior das Problem mit abwanderungswilligen ausgelernten Mechatronikern. Firmengründer Hans-Jürgen Rottler, der derzeit zugleich der einzige Werkstattmeister ist, arbeitet demnach mit 68 Jahren wöchentlich noch 60 Stunden im Betrieb. Auch seine Frau Ilse ist mit 72 Jahren noch täglich in der Firma präsent. "Wir hätten zwei Meister gebraucht, um weitermachen zu können, haben aber nicht einmal einen gefunden", sagt Rottler Junior. Er habe wegen des Fachkräftemangels langfristig den stets hohen Qualitätsanspruch im Betrieb gefährdet gesehen. So habe etwa sein Vater jedes Fahrzeug noch einmal eigenhändig Probe gefahren, bevor es an den Kunden gegangen sei. "Dann lieber gar nicht", bringt er es knapp auf den Punkt.

 

Die Entscheidung aufzuhören, sei deshalb von allen gleichermaßen mitgetragen worden, auch wenn das Ende für das Personal ein Schock gewesen sei, wie Inhaberin Ilse Rottler sagt. "Es tut deshalb schon auch weh", räumt sie ein. Sie werde vor allem den Kontakt zu den Leuten, Mitarbeitern und den langjährigen Stammkunden vermissen. Diese werden sich für ihr Fahrzeug nun eine neue Werkstatt suchen müssen. In Ingolstadt sei dies kein Problem, da es Vertragshändler gebe, die etwa im Garantiefall einspringen, so Rottler Junior. Bei den Motorradkunden sei das etwas schwieriger. Diese müssten nun unter Umständen in Städte wie München, Nürnberg oder Regensburg ausweichen. Zumindest, bis Kawasaki vor Ort wieder einen Vertragshändler habe, was auch geplant sei, so Rottler.

Die vergangenen drei Jahre seien für den Betrieb sehr erfolgreich verlaufen, versichert der Junior-Chef. "Wir gehen deshalb mit einem lachenden Auge. Die Freude über die gute Zeit überwiegt", sagt er. Er habe zunächst vor mit einem Ersatzteilhandel für Motorräder weiterzumachen. Außerdem möchte sich der erste Vorsitzende des MSC Manching in den kommenden Monaten seinem Hobby, dem Motocross-Sport, widmen. Ab Januar wolle er sich dann einer neuen beruflichen Herausforderung stellen. "Entweder in der Zweirad- oder in der Vierradbranche", sagt er. Angebote gebe es bereits, versichert er.

DK

 

Michael Brandl