Kripo durchsucht Ingobräu

11.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Unterlagen sichergestellt: Beamte der Ingolstädter Kripo nahmen am Freitag sechs Umzugskartons mit Dokumenten aus dem Verwaltungsgebäude von Ingobräu an der Harderstraße mit. Auch eine Steuerkanzlei und die Wohnung der Geschäftsleitung wurden durchsucht. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Unerwarteten Besuch hat Ingobräu am Freitag erhalten: Die Kripo durchsuchte die Brauerei, ihre Steuerkanzlei sowie die Wohnung der Geschäftsführerin. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung. Doch die Geschäftsführung gibt sich gelassen.

Erst vor wenigen Tage hatte Ingobräu ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Ingolstadt erhalten, in dem diese die Einstellung der Ermittlungen wegen des verunreinigten Weizenbiers bekannt gab. Nun hat Ingolstadts älteste Brauerei schon wieder mit der Staatsanwaltschaft zu tun: Am Freitagvormittag durchsuchte mehr als ein Dutzend Beamte der Ingolstädter Kripo das Verwaltungsgebäude an der Harderstraße, die Räume einer Steuerkanzlei, die Ingobräu betreut, sowie die Wohnung der Geschäftsleitung. Bei der Durchsuchung war ein Vertreter der Staatsanwaltschaft München II anwesend. Die Behörde ermittelt gegen die Traditionsbrauerei wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl dem DONAUKURIER bestätigte.

"Nichts zu befürchten"

Die finanziellen Probleme der Brauerei hatten in den vergangenen Monaten immer wieder die Öffentlichkeit beschäftigt. Die Liste der Gläubiger war lang. Mitte Februar hatte – wie berichtet – einer der Gläubiger bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Traditionsbrauerei eingereicht.

Allerdings nimmt man bei Ingobräu die Polizeidurchsuchung relativ gelassen. "Es war klar, dass etwas kommen würde. Die Staatsanwaltschaft macht nur ihren Job", sagte Gudrun Jordt-Beneken auf DK-Anfrage. Sie ist die Unternehmensberaterin der Ingobräu-Geschäftsführerin Nicola Hackner. Man finde es sogar "gut, dass endlich Aufklärung kommt. Wir haben nichts zu befürchten", so Jordt-Beneken weiter. Allerdings empfindet es die Ingobräu-Geschäftsführung als "erstaunlich", dass die Polizei "zeitgleich zu unserem positiven Termin" anrückte. Gestern früh wurde bei Herrnbräu der erste Sud Ingo-Hell verkostet.

Zu jener Zeit schritten eben auch die Staatsanwaltschaft München II und die Kripo zur Tat: Am Freitag rückte die Polizei um kurz nach 9 Uhr bei Ingobräu an, das bekanntlich Ende vorigen Jahres schon den Betrieb eingestellt hat. Die Beamten parkten ihren weißen VW-Bus beim Hintereingang des Verwaltungsgebäudes an der Harderstraße. Nach und nach schleppten sie insgesamt sechs Umzugskartons mit Unterlagen zu dem Transporter.

Um Punkt 11 Uhr war die Aktion beendet und sie fuhren zurück zur Polizeidirektion, wo die Unterlagen mit den vier restlichen Kisten aus den beiden anderen Durchsuchungen ausgewertet werden.

Entsprechend der Menge an Material dürfte das eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, hieß es bei der Polizei. Dann wird entschieden, ob es zur Anklage kommt oder ob Ingobräu einen erneuten Freispruch erhält, wie bei der Verunreinigung des Weizenbiers.