Gebühr am Faschingsdienstag
Wer durchs Kreuztor will, muss zahlen

20.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:36 Uhr

Zahlen, bitte: Mitglieder des Fördervereins Kreuztor werden am Faschingsdienstag Autofahrer bei der Einfahrt in die Stadt wieder um eine Spende bitten. Wie hier 2018. Foto: Eberl (Archiv)

Nach zwei Jahren Corona-Pause wird – mit einem Augenzwinkern – eine alte Tradition am Ingolstädter Kreuztor fortgesetzt. Von alters her wurde an den Stadttoren der sogenannte Pflasterzoll erhoben – eine Straßenbenutzungsabgabe.

Damit wurde der Unterhalt der Straßen und Verkehrswege bezahlt. Bereits im Jahr 2005 hat sich der Förderverein Kreuztor dieses alten Brauchs besonnen und sammelt, jeweils am Faschingsdienstag, auf freiwilliger Basis von den Verkehrsteilnehmern einen kleinen Obolus ein, die „Faschingsmaut“, die für den weiteren Innenausbau des Ingolstädter Wahrzeichens verwendet wird.

Aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage an den damaligen Kaufmannsrouten von Nord nach Süd und von West nach Ost war Ingolstadt stets ein bedeutender Handelsplatz. Zölle und Abgaben wurden größtenteils bereits an den Stadttoren eingefordert. Wichtige Güter waren Salz, Wein, Eisen und Holz. Auch wenn diese nur durch die Stadt hindurch transportiert werden sollten, mussten sie wegen des Stapelrechts für einen gewissen Zeitraum hier gelagert und zum Verkauf angeboten werden.

Gebühr wird zwischen 10 und 12 Uhr erhoben



Neben den Zöllen wurde auch der Pflasterzoll verlangt, man bezahlte damit den Unterhalt der benutzten Straßen. Bei Lastfuhrwerken berechnete man den Zoll nach der Zahl der vorgespannten Pferde.

In diesem Jahr stehen Mitglieder des Vereins wieder in historischen Gewändern am Kreuztor und bitten um die freiwillige Maut. Die Torwache wird sich am Faschingsdienstag, 21. Februar, von 10 bis 12 Uhr, positionieren.

Der Förderverein Kreuztor hat sich 2003 gegründet und das Tor von der Stadt Ingolstadt angemietet. Mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen wird nach und nach der Ausbau des Torinneren finanziert, so wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise Toilettenanlagen, Treppen, Elektroinstallationen und eine Heizung eingebaut, weitere Maßnahmen sind in Planung. Das Ziel des Vereins ist, das Kreuztor zu nutzen und es so für die Ingolstädter zugänglich zu halten; bei Ausstellungen, Lesungen und Führungen kann das Bauwerk regelmäßig besichtigt werden.

Woher der Begriff „Torschlusspanik“ stammt



Übrigens: Alle Stadttore wurden früher bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Ein- und Auslass war dann nur in besonderen Fällen und meist gegen Entrichtung einer Sondergebühr möglich. Dieser Torschluss führte regelmäßig dazu, dass sich die umliegenden Wirtshäuser kurz zuvor schlagartig leerten, woher der Begriff „Torschlusspanik“ kommt.

Heute ist das Kreuztor ab 20 Uhr für Autos gesperrt. Zumindest offiziell, denn dieses Verbot wird bekanntlich oft ignoriert. So mancher Altstadtbewohner wünscht sich deswegen, dass die Polizei auch ab und zu den Dienst der Torwache übernimmt und die nächtlichen Störenfriede zur Kasse bittet. Dann allerdings nicht mehr freiwillig.

DK