25. Ausgabe von „Wer dablost’s?“
Wenn Irmgard Knef auf den Krampus trifft

19.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:04 Uhr

Geistreicher, witziger Talk: Musikkabarettistin Sara Brandhuber, der Geschäftsführer des FCI Dietmar Beiersdorfer, Ulrich Maria Heissig als Irmgard Knef und Gastgeber Andreas M. Hofmeir von „Wer dablost’s?“ (von links) in der Halle neun. Foto: Weinretter

Von Robert Luff

Ingolstadt – Die 25. Auflage von „Wer dablost’s?“ war eine Kabarett-Show der Superlative, und der barfüßige Tuba-Professor Andreas M. Hofmeir wuchs wieder einmal über sich hinaus: Er trat nicht nur selbst als vielbejubelter Krampus auf, der dem Söder die Leviten las, sondern bewies auch in der Auswahl seiner Gäste ein glückliches Händchen: Im vollbesetzten Kulturzentrum neun plauderte er sich nonchalant mit Ulrich Maria Heissig alias Irmgard Knef, Dietmar Beiersdorfer vom FC Ingolstadt und der Landshuter Musikkabarettistin Sara Brandhuber durch eine grandiose Show. Ihren gewohnt fetzigen Sound, in den sich diesmal auch weihnachtliche Songs mischten, steuerte die Band Schutter neun bei, und zu guter Letzt wurde auch noch ein – von den Gästen eher dilettantisch gebautes – Lebkuchenhaus für das Kunstzentrum Besondere Menschen für 1000 Euro versteigert.

Dass die Jubiläumsausgabe erstmals für die „Radiospitzen“ von Bayern 2 mitgeschnitten wurde, kann Hofmeir durchaus als Würdigung seiner Show betrachten, die nicht nur vom Talk lebt, sondern auch von den hochkarätigen Auftritten seiner Gäste. Dabei lässt es sich der Gastgeber aber nicht nehmen, immer wieder selbst sein Können auf den Brettern des Kabaretts unter Beweis zu stellen. Ob nun bei der Rezitation der unsäglichen Gedichte der Schweizer Lyrikerin Monika Minder oder als leibhaftiger Krampus, der ein etwas anderes „Drauß‘ vom Walde komm ich her“ vortrug.

Denn Hofmeir reimte einen fiktiven Dialog mit Markus Söder zusammen, der den selbstgefälligen Ministerpräsidenten alt aussehen ließ: Ob nun seine unglückliche Rolle bei der Maskenaffäre oder sein plötzlicher Meinungswechsel bei der 10H-Regel für Windräder, Knecht Ruprecht durchschaut und ermahnt ihn: „Markus, gib doch nicht so an: Vor mir bist nur ein kleiner Mann.“ Der schwerste Gang steht Knecht Ruprecht allerdings noch bevor, denn als nächstes muss er in den Vatikan.

Zum unbestrittenen Highlight des Abends mauserte sich dann der Chanson-Auftritt von Ulrich Maria Heissig, der seit mehr als 20 Jahren in seiner Paraderolle als Irmgard Knef glänzt. Irmgard ist die zehn Minuten jüngere Zwillingsschwester von Hildegard Knef, also Jahrgang 1925, und trotz ihrer fast 97 Jahre noch auf Männersuche. Während ihre Schwester in Hollywood Karriere machte, blieb Irmgard nach dem Krieg in Berlin und tingelte als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin durch den Showbiz halbseidener Hinterhöfe.

In Ingolstadt gab sie drei herrlich witzige Lieder zum Besten. Als freche Berliner Schnauze mit Esprit, Herz und Verstand engagiert sie sich auch für die Schwachen der Gesellschaft und möchte gern ihr eigenes Cannabis züchten und Flüchtlingen helfen, aus Sachsen zu flüchten. Das „Rote Rosen“-Lied ihrer Zwillingsschwester wandelte sie humorvoll ab und fragte jetzt, wo das Ende ihrer künstlerischen Karriere absehbar ist: „Denn was, wenn’s schwarze Tulpen hagelt?“ Kaum erholen konnte sich das Publikum beim anschließenden Gespräch, in dem Irmgard ihren Gastgeber anbaggerte, und natürlich schaffte sie es auch, der altehrwürdigen Tuba Rosalinde wohlklingende Töne zum Song „Last Christmas“ zu entlocken.

Dies gelang auch dem zweiten Gast so leidlich, denn der ehemalige Bundesligaprofi Dietmar Beiersdorfer, der Trainer wie Otto Rehagel und Ernst Happel erlebt hat, plauderte zunächst mit Hofmeir über die fragwürdige Weltmeisterschaft in Katar und über seine eigenen Fußballträume, die er derzeit auch als Geschäftsführer des FCI zu verwirklichen versucht.

Den Abschluss machte mit Sara Brandhuber eine Newcomerin des bayerischen Musikkabaretts, die auf ihrer Gitarre zwei freche Songs in der Mundart bot und diese – ähnlich wie Martina Schwarzmann – ellenlang und urkomisch anmoderierte. Köstlich klang ihr „Beifahrerlied“, das den „Morbus socius“ als vorwiegend männliche Krankheit entlarvt, der den Gatten, Freund oder Vater immer dann ereilt, wenn seine Frau oder Tochter am Steuer sitzt und in unkontrollierten Klammerbewegungen und verbalen Entgleisungen endet.

Und im letzten Lied des Abends, das alle Künstler zusammen anstimmten, während Beiersdorfer einen Ball auf der Bühne jonglierte, gab wieder Irmgard Knef den Takt vor. „Halleluja“ tönte es durch die „Neun“.

DK