Das Gefährt der Zukunft?
Welche Hürden es in Ingolstadt für Lastenfahrräder gibt

02.02.2023 | Stand 17.09.2023, 4:04 Uhr
Sabine Kaczynski

Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) nutzt das Lastenfahrrad bereits aktiv. Vor allem, wenn sie mit ihren Enkeln auf Tour ist. Foto: Kaczynski

Zwar hat der Ingolstädter Stadtrat im Dezember ein neues Förderprogramm für Lastenfahrräder beschlossen. Dennoch gibt es mehrere Kritikpunkte. 25 Prozent der Nettokosten – bis maximal 750 Euro – schießt die Stadt beim Neukauf oder Leasing eines Cargo-Bikes zu.



„Nicht sehr viel“, findet Uschi Feyrer-Ziob, Kreisvorsitzende des ADFC Ingolstadt, angesichts der enormen Kosten für eine Neuanschaffung, die gerade bei jungen Menschen immer beliebter werden: „Sie ersetzen mehr und mehr das Familienauto und in der Stadt auch den kleinen Lieferwagen – zudem ist die Flächenversiegelung durch Parkplätze bei Lastenrädern wesentlich kleiner als beim Pkw.“

Auch Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) macht sich seit Langem für das Gefährt stark: „Die Entwicklung zu einem klimafreundlicheren Verkehr bis hin zur CO2-Neutralität gehört zu unseren schwierigsten Handlungsfeldern. Neben dem Ansatz der Nutzung des ÖPNV ist das Lastenfahrrad im Individualverkehr, vor allem in der City, schnell, praktisch und eine wirkliche Alternative zum Pkw“, ist sich Kleine sicher.

Fahrradverkehr geht noch attraktiver



Doch ist Ingolstadt schon bereit für eine breite Nutzung von Lastenfahrrädern? Auch, wenn das aktuelle Meinungsbild bei den Cargo-Bikern durchaus positiv sei, könne man den Fahrradverkehr in Ingolstadt noch deutlich attraktiver machen. Ein Umdenken, verbunden mit einer Umverteilung des begrenzten Straßenraums zugunsten des Radverkehrs, sei dafür notwendig, so die Bürgermeisterin. Verbesserungsbedarf sieht auch der ADFC: „Bis auf wenige Ausnahmen sind unsere Radwege nicht auf Lastenräder ausgelegt, ein besonderes Problem stellen die Umlaufsperren dar, auch gibt es zu wenig Stellplätze“, kritisiert die Vorsitzende.

Eine weitere Förderung des Radverkehrs komme allen Verkehrsteilnehmern zugute, meint Kleine: „Das beste Mittel gegen Stau ist das Fahrrad. Eine gute Organisation der Fahrradinfrastruktur trägt also zum Wohl aller Bürgerinnen und Bürger bei“, sagt sie. Und fügt an: „Schon jetzt ist mehr als die Hälfte der Ingolstädter ein oder mehrmals pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs – Tendenz steigend.“

Trotzdem seien gerade die Cargo-Biker nicht immer gerne gesehen, relativiert Feyrer-Ziob: „Sie werden auf den Radwegen aufgrund der Größe ihres Gefährts beschimpft und auf der Straße angehupt. Ich wünsche mir, dass die Lastenfahrräder von den anderen Verkehrsteilnehmern mehr akzeptiert werden.“

Stadt erarbeitet Konzept



Für ein besseres Miteinander auf den Straßen wird derzeit seitens der Stadtverwaltung ein Konzept erarbeitet, das den Radverkehr in Ingolstadt untersucht, aber auch die Parksituation. Ideengebe es bereits. So sollen Fahrradstellplätze generell erweitert (etwa noch heuer mit fünf weiteren eigens gekennzeichneten Lastenfahrräder-Stellplätzen) oder mit E-Ladesäulen ausgestattet werden, sogar ein Fahrradparkhaus wird diskutiert.

„In beiden Runden haben wir schon mehr als 200 Anträge erhalten.“ Petra Klein (Grüne), Bürgermeisterin



Zudem werde ermittelt, ob mehr Fahrradstraßen angelegt werden. Spruchreife Entscheidungen seien zwar noch nicht gefallen. Die Bürgermeisterin ist mit der Resonanz auf das nach 2021 nochmals aufgelegte Förderprogramm für Lastenfahrräder allerdings zufrieden: „In beiden Runden haben wir schon mehr als 200 Anträge erhalten, wobei rund 50 Personen nachweislich ein bestehendes Auto aus dem Haushalt abgemeldet oder verschrottet und somit noch einen zusätzlichen Umweltbonus erhalten haben.“

Kleine betont, dass Inhaber des Ingolstadt-Passes sogar doppelt bezuschusst werden: „Familien, die Sozialleistungen beziehen, sollen sich auch ein Lastenfahrrad leisten können. Energiesparen und klimagerecht unterwegs sein, darf kein Privileg sein“, meint Kleine.