Soul Kitchen heißt Zinos’ Lokal im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Hier gibt es frittierten Fisch und Kartoffelsalat zu kleinen Preisen für anspruchslose Gäste. Als Zinos eines Tages einen Bandscheibenvorfall erleidet, stellt er notgedrungen einen Ersatzkoch ein: Shayn hat gerade seinen Job als Küchenchef in einem Gourmetrestaurant geschmissen und will das Soul Kitchen in ein Toprestaurant verwandeln. Haute Cuisine statt Glutamat: Nach anfänglichen Schwierigkeiten lässt sich das ganz gut an, bis Zinos’ Bruder Illias, der auf Freigang aus dem Gefängnis kommt, alles verzockt.
Mit Adam Bousdoukos und Moritz Bleibtreu als ungleiches Brüderpaar landete Fatih Akin mit seinem urbanen Märchen „Soul Kitchen“ 2009 einen charmanten Kinohit. Tobias Hofmann hatte den Stoff 2020 für das Freilichttheater im Turm Baur ausgewählt, bis Corona den Plänen einen Strich durch die Rechnung machte. Mit drei Jahren Verspätung geht das Projekt nun endlich an den Start. Am Freitag ist Premiere. Matthias Zajgier und Benjamin Dami werden die Rollen von Zinos und Illias übernehmen.
„Ich hatte nach etwas gesucht, das leicht und sinnlich ist, das in unsere Stadt passt, in dem es interessante Figuren gibt und wo Themen behandelt werden, die ich wichtig finde, ohne dass es zu diskurslastig wird – und das Ganze mit viel Musik“, erklärt Regisseur Tobias Hofmann, der den Film für die Freilichtbühne selbst adaptiert hat. „Auch der Film-Soundtrack ist toll, weil er sehr gut abgestimmt ist auf die Geschichte. Da gibt es Soul, aber auch traditionelle wie moderne griechische Musik. Und es gibt das mexikanische Lied ,La Paloma‘ als großes Sehnsuchtsmotiv, das für die Suche nach Heimat und dem Sinn des Lebens steht.“ Eine siebenköpfige Band unter der Leitung von Tobias Hofmann wird neben den 13 Schauspielern und einem knappen Dutzend Statisten auf der Bühne sein. „Aber es wird kein Musical sein.“
Seit das Zuschauerpodest nicht mehr abgebaut wird, wird die Bühnensituation die gleiche wie in den vergangenen Jahren sein. Das Publikum schaut zum großen Portal. „Das ermöglicht Auftritte über die Rampen und die Türen und Fenster eröffnen verschiedene zusätzliche Optionen“, sagt Hofmann. Für die Ausstattung ist Katrin Busching verantwortlich. Im Zentrum steht das Soul Kitchen als multifunktionaler Ort mit Küche und Lokal. Die anderen Orte – wie der Gourmettempel, das Gefängnis oder die Disco – finden sich im Hof verteilt. „Das Ganze ist eine Herausforderung für Requisite, Maske und Kostüm“, erklärt der Regisseur. „Und es gibt immer viel Bewegung.“
„Ich habe das Soul Kitchen nach Ingolstadt und ins Heute verlegt“, sagt Hofmann. „Aber es gibt eben Figuren, die leben ein bisschen im Gestern – und dazu gehört für mich Zinos.“
Am Anfang gab es übrigens einen gemeinsamen Filmabend mit allen Beteiligten. „Ich fand gut, dass alle mit der Stimmung und dem Milieu vertraut werden – aber seitdem haben wir uns mit dem Film nicht mehr beschäftigt. Und man muss den Film auch nicht kennen, um die Geschichte zu verstehen. Für mich ist ,Soul Kitchen‘ eine amüsante, hoffnungsvolle Geschichte, in der Menschen mit unterschiedlichen Biografien und Vergangenheiten zusammenkommen und in der für einen glücklichen Moment das Zusammenleben funktioniert – nicht zuletzt über das Essen und die Musik.“
DK
Premiere ist am Freitag, 23. Juni, um 20.30 Uhr im Turm Baur. Karten gibt es unter Telefon (0841) 30547200. Die Wetterhotline informiert ab 18 Uhr darüber, ob die Freilichtvorstellung stattfindet: (0841) 305 47 299.
Ein urbanes Märchen über Liebe, Freundschaft, gutes Essen und die Suche nach dem Glück: Matthias Zajgier (rechts), Benjamin Dami (links) spielen in Ingolstadt das ungleiche Brüderpaar Zinos und Illias, das in Fatih Akins Film „Soulkitchen“ (unten) von Adam Bousdoukos und Moritz Bleibtreu verkörpert wird. Fotos: Hofmann, corazon international/dpa
