Stadtgeflüster
Stierkampf in Pulheim

Die tägliche Glosse des Donaukurier

09.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:15 Uhr

Heimat gesucht: Der Stier, für den das Bauerngerätemuseum Hundszell zu klein ist. Foto: Hauser

Wohin nur mit dem riesigen Stier? Wie berichtet, sucht die Stadt derzeit angestrengt einen neuen Standort für die 200 Kilogramm schwere und 162 mal 100 mal 345 Zentimeter große Skulptur der Künstlerin Sieglinde Bottesch.

Im Bauerngerätemuseum Hundszell ist kein Platz mehr für das Werk. Jetzt hat das Kulturreferat eine unkonventionelle Lösung gefunden. Mehr dazu bald im ZDF. Wir durften vorab reinschauen.

Studio Pulheim bei Köln. Aufzeichnung einer Sendung der Serie „Bares für Rares“. Moderator Horst Lichter und Experte Detlev Kümmel umkreisen den Kunst-Stier aus Ingolstadt. Der Verkäufer tritt hinzu. Es ist Kulturreferent Gabriel Engert.

Lichter: Ja löck mich de Söck, dat is ’n Kaventsmann! Gabriel, wo haste denn dat Ding her?

Engert: Das ist eine Skulptur von Sieglinde Bottesch, angefertigt 2015 für die Ausstellung „Da-Sein“ im Rahmen der Ingolstädter Künstlerinnentage.

Lichter: Und warum willste dat super Tier loswerden?

Engert: Wir haben leider in Ingolstadt keine geeignete Räumlichkeit, um die Skulptur angemessen zu präsentieren.

Lichter: Wieso? Ihr bekommt doch bald ein schönes, großes neues Kunstmuseum.

Engert: Für dessen Finanzierung benötigt die Stadt Ingolstadt jeden Euro! Der Antrag der Freien Wähler, für den Stier einen eigenen Show-Room zu errichten, kann wegen mangelnder Förderfähigkeit dieser Maßnahme leider nicht weiterverfolgt werden. Das bestätigen auch die hinzugezogenen Fachgremien – der Kulturbeirat und die Stiftung für Konkrete Kunst – in eindeutiger Weise!

Lichter: Ja ne, is klar, also wech damit. Wat sachst du, Detlev?

Kümmel: Wir haben hier eine exzellente Arbeit aus poliertem Keraquick mit starker Symbolik. Ein Stier zwischen Vorwärtsstürmen und Innehalten in gebändigter Aggressivität.

Engert: Ja. Die Skulptur nimmt die Natur nicht nur auf, sondern fragt, wie Kunst und Kultur aggressive Potenziale bremsen und verwandeln können.

Lichter: Na dann viel Glück bei den Händlern, Gabriel.

Im Händlerraum

Waldi Lehnertz: Wat für ’n Prügel! Ich fang mal mit 80 Euro an.

Engert: Angesichts der weiter unkalkulierbaren Entwicklung des Baupreisindex’ stellt sich der Ingolstädter Stadtrat einen etwas höheren Erlös vor.

Lehnertz: Okay, ich mach’ 800.

Engert: 8000. Dafür gibt es ein Präsentationskonzept des Kulturreferats gratis oben drauf.

Lehnertz: Deal! Damit geht der Stier zu mir in die Eifel. Ihr Ingolstädter Kunstbanausen!