Künftig mehr Qualität und Nachhaltigkeit
Stadtrat beschließt Neuausschreibung der Mittagsverpflegung für städtische Kitas und Schulen

01.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:51 Uhr

Frisches Obst und Gemüse ergänzt in städtischen Kitas und Schulen die Komponenten von Cook and Freeze. Das Bild entstand in der Grundschule an der Münchener Straße. Foto: Hammer (Archiv)

Seit Jahren nun schon wird das Thema wieder und wieder durchgekaut – und es ist keine Ende in Sicht. Auch am Dienstag haben sich die Stadträte erneut am Thema Mittagsverpflegung in städtischen Kitas und Schulen abgearbeitet – mit Redebeiträgen auf teils sehr unterschiedlichem Niveau.





Nach einer Stunde war die Diskussion so festgefahren, dass Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) die Notbremse zog und die Sitzung unterbrach.

Zur Abstimmung lag ein Antrag von Bildungsreferent Gabriel Engert zur vorzeitigen europaweiten Neuausschreibung der Mittagsverpflegung an Kitas und Schulen in städtischer Sachaufwandsträgerschaft vor. Das Ziel: eine Verbesserung der Qualität (etwa durch einen höheren Anteil von Bio-Produkten) und Nachhaltigkeit (durch ein Konzept zur Müllvermeidung).

Es geht um eine halbe Million Mahlzeiten im Jahr

Derzeit werden jährlich rund 500000 Mahlzeiten in städtischen Kitas und Schulen ausgegeben. Die dafür verwendeten Hauptkomponenten werden von den Firmen apetito AG und Hofmann Menü Manufaktur GmbH in Form von Cook-and- Freeze-Produkten bereitgestellt – ergänzt durch Frischkost wie Salate, Rohkost und Obst. Das nennt sich Mischküche – 2018 einstimmig vom Stadtrat so beschlossen.

Zur Entscheidung standen im Plenum nun zwei Vorschläge: eine Neuausschreibung für weitere drei Jahre mit dem Ziel, die Qualität und Nachhaltigkeit zu verbessern. Oder eine Verlängerung des alten Vertrags um zwei Jahre zu den bisherigen Konditionen. Im Verlauf der langen Debatte kam jedoch ein weiterer Aspekt hinzu: Eine Machbarkeitsstudie soll klären, welche anderen Konzepte zur Versorgung der Kinder noch möglich wären.

Kann in Kitas und Schulen frisch gekocht werden?

Oder gelänge womöglich ein Systemwechsel? Etwa frisch in den Einrichtungen und mit den Kindern zubereitetes Essen – bestenfalls mit Produkten aus der Region und hohem Bio-Anteil? Das ist die Idee, die SPD-Stadträtin Veronika Peters seit bald zehn Jahren voranzutreiben versucht – auch, um die lokale Wirtschaft zu stärken. In der Debatte sprang ihr erneut Franz Wöhrl (CSU) bei, der sich naturgemäß für die heimischen Landwirte einsetzt. Überraschend schwenkte auch CSU-Stadtrat Albert Wittmann auf den Peters-Kurs ein: „Wir erleben gerade eine Zeitenwende, was Nachhaltigkeit und Klimaschutz betrifft. Darum müssen wir wegkommen von der europaweiten Ausschreibung. Es muss vor Ort gekocht werden! Warum sollte das nicht funktionieren?“ Wittmann schlug vor, gegebenenfalls eine neue städtische Gesellschaft zu gründen.

Das alles soll diese Machbarkeitsstudie klären. Aber das erfordert Zeit. Engert erklärte, um in 56 städtischen Kitas und Schulen Vollküchen zu bauen, brauche man viel Vorlauf und Millionen Euro. „Ganz zu schweigen davon, woher wir die Sterneköche nehmen sollen.“ Bis ein städtisches Unternehmen startklar sei, dauere es auch Jahre. „Ich bin aber verantwortlich, dass jedes Kind ab September Essen bekommt.“

Umweltbelastung durch lange Transportwege

Am Ende votierte die Stadtratsmehrheit für die Neuausschreibung mit mehr Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit. Außerdem soll transparent dargestellt werden, wie hoch der C02-Anteil (durch Transport sowie Einfrieren und Auftauen) liegt und was den Kostenunterschied bei mehr Bioanteil gegenüber der aktuellen Kost ausmacht.

Kritik an einer Bevormundung der Eltern

Es gab auch 15 Gegenstimmen. Als Skeptiker meldete sich FW-Fraktionsvorsitzender Hans Stachel zu Wort und bezeichnete die Anforderungen aus der Neuausschreibung als „Gold-Standard“. „Aber am Ende des Tages wird es jemand bezahlen müssen. Wir müssen auch aufpassen, dass wir die Menschen nicht bevormunden.“

Diese Äußerungen wollte Barbara Leininger (Grüne) nicht unerwidert lassen – zumal in einem Arbeitskreis mit Stadträten zuvor der Wunsch nach einer Neuausschreibung mit höheren Standards formuliert worden war. „Ich wünsche mir mehr Engagement vorher und weniger Wahlkampf nachher“, konterte die Stadträtin. „Ein Gold-Standard – ja vielleicht. Aber sind unsere Kinder das nicht wert? Was gibt es da zu kritisieren, Herr Stachel? Und dann noch von einer Bevormundung der Eltern zu sprechen – das ist das Sahnehäubchen!“