stadtgeflüster
Mein lieber Herr Kokoschinski

29.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:21 Uhr

(sic) Man muss vorbildliches Heimat- und Heldenbewusstsein auch mal würdigen.

In der Montagsausgabe haben wir darüber berichtet, dass der Verein der Freunde des Bayerischen Armeemuseums einen wertvollen Orden ersteigert hat. Der damit geehrte Soldat hat ihn allerdings nie an der Brust getragen, weil er bei der Verleihung bereits tot war. Im Museum ist man auch so nicht gerade heiß auf das Stück. Deshalb hat Reinhard Brandl, Bundestagsabgeordneter und Vorstandsmitglied der Freunde des Armeemuseums, jetzt in der ZDF-Kultsendung "Bares für Rares" sein Glück versucht. Die Folge wird morgen ausgestrahlt. Hier schon mal das Protokoll:

Horst Lichter: Mein lieber Herr Kokoschinski! Wat ham wa denn hier für 'n dolles Teil? Is dat n' Karnevalsorden?

Reinhard Brandl: Nicht ganz. Das ist der königlich-bayerische Militär-Max-Joseph-Orden, Seriennummer 58. Er wurde dem Infanteristen Joseph Steiner verliehen, der im Ersten Weltkrieg den Heldentod starb.

Lichter: Heldentod! Mein lieber Herr Gesangsverein! Dat wird bestimmt teuer. Sach ma, Reini, wie biste denn an dat jute Stück gekommen? Jeerbt?

Brandl: Nein. Den Orden haben die Freunde des Bayerischen Armeemuseums für das Armeemuseum ersteigert. Aber da will man ihn nicht, weil die schon 15 identische Exemplare des Militär-Max-Joseph-Ordens haben.

Lichter: Ah! Verstehe. Die haben jesacht: Hängt euch euren Orden doch sonst wo hin!

Brandl: So ungefähr. Der Orden war aber halt schon etwas teuer.

Lichter: Wat habta denn dafür hinlegen müssen?

Brandl: 31000 Euro.

Lichter: Löck mich de Söck! Wat sacht denn unsere Expertin dazu? Heide, meine Liebe!

Heide Rezepa-Zabel: Der Orden ist solide verarbeitet, der Goldanteil eher so mittel. Ein nettes Stück - sofern man auf Bavarica- Kitsch steht. Ich sehe allerdings deutliche Gebrauchsspuren.

Lichter: Sach ma, Reini, trägst du den Orden etwa heimlich?

Brandl: Ich nicht! Nur ältere Freunde des Armeemuseums. Sie legen ihn gern am Jahrestag der Schlacht von Sedan an.

Lichter: Ach du lieber Gott! Jetzt ma Hand aufs Herz: Weiß dat der Verfassungsschutz?

Brandl: Sedan! Nicht Stalingrad. Die Schlacht bei Sedan 1870 ist historisch völlig unbedenklich!

Lichter: Ja ne is klar. Weil dat Deutsche Reich da jesiecht hat. Aber bei euch bayrischen Flintenspezis weiß man ja nie. Wat willste denn haben dafür?

Brandl: 35000 Euro wären nett.

Lichter: Wat haste damit vor?

Brandl: Die Schulden des Vereins für den Orden abbezahlen.

Lichter: 35000 wird schwierig.

Brandl: Falls die Händler nicht ziehen, hätte ich noch eine kleine Dreingabe aus dem Geheimdepot unseres Armeemuseums vor der Tür stehen: einen Tiger-Panzer. Original aus der Kesselschlacht von Sewastopol. Ganz leichte Gebrauchsspuren. Weniger als 50000 Kilometer auf dem Tacho. Für nur 2500 Euro.

Lichter: Heiliges Kanonenrohr! Na dat is doch mal n'Angebot.