stadtgeflüster
Mitfahrgelegenheit nach Carrara

21.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:50 Uhr

(rh) Italien - altes Sehnsuchtsland der Deutschen, von den Stauferkaisern des Mittelalters bis zum Bayernkönig Ludwig I.

, von Goethe bis Peter Schnell. Nicht umsonst empfangen Ingolstadts Oberbürgermeister auch nach der Ära Schnell in ihrem Amtszimmer die Gäste zum Gespräch an einem massiven weißen Marmortisch aus Carrara, Ausdruck der tief verwurzelten Freundschaft mit der italienischen Partnerstadt. Jedes Jahr im August bricht sich die innige Verbundenheit zwischen Ingolstädtern und Carraresen auf gastronomischem Feld ausgiebig Bahn. Dann versorgt ein Tross aus der Schanz die Freunde im Süden mit reichlich Fassbier und Haxn, Würstl und Obatztem plus diversen kulturellen Zutaten. Keine Frage, dass die kulinarische Seite der alljährlichen Festa della birra auch nach einer würdigen politischen Vertretung aus dem Rathaus verlangt - diesmal in Gestalt der zweiköpfigen Stadtratsdelegation Hans Achhammer (CSU) und Achim Werner (SPD).

Aber ach, das diplomatische Korps muss neu aufgestellt werden, nachdem der vorgesehene Gerolfinger Teilnehmer aus der CSU-Fraktion es nicht länger mit seinem Gewissen vereinbaren kann, "18 Stunden mit Achim Werner in einem Auto zu sitzen". Dazu habe er einfach keine Lust, gestand Achhammer gestern dem DK, nach dem, was der SPD-Mann am Freitag im Sommerinterview an Angriffen gegen die Stadtführung und den OB losgelassen habe. "Die CSU-Fraktion fährt überhaupt nicht mit", konstatierte Achhammer. Punkt. Aus. Sollen doch die Italiener ohne die führende Kraft aus der Stadtpolitik feiern.

In einem gruppendynamischen Prozess, den unsere Zeitung ursprünglich als schlichtes Interview angelegt hatte, machten sich Achim Werner und drei weitere oppositionelle Stadträte am vergangenen Freitag der schweren Majestätsbeleidigung und verschiedener anderer politischer Straftatbestände schuldig. Die diplomatischen Folgen dieser Verfehlungen sind einstweilen noch gar nicht absehbar. Da Sozialdemokrat Werner von seinem partnerschaftlichen Dienst nicht lassen will ("Ich fahre auf alle Fälle"), suchte gestern das Kulturamt noch nach Ersatz für die CSU-Planstelle. Werner zum DK: "Wir sollen Ingolstadt in einer Partnerstadt vertreten, würdig und professionell. " Genau. Wie man halt die Schanzer Stadträte so kennt.