stadtgeflüster
Der Heiner und sonst keiner

06.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr

(sic) Mein Gott.

Jetzt ist die Welt vollends aus den Fugen geraten. Ewige Gewissheiten gelten nicht mehr. England hat wirklich ein Elfmeterschießen gewonnen.

Unfassbar. Welche aberwitzige Wendung nimmt die Weltgeschichte als nächstes? Horst Seehofer tritt zurück? Nein. Spaß. Die CSU wird zur Bundespartei und rollt mit ihren Grenztruppen die Republik auf? Keine Sorge; blöder Witz. Aber jetzt ganz im Ernst: Die CDU ist auf dem Weg zur Regionalpartei. In Bayern. Die Vorbereitungen für die Gründung eines CDU-Landesverbands im Freistaat laufen. Bis 2. August ist Zeit, eine Liste für die Landtagswahl am 14. Oktober einzureichen. Das schaffen die Christdemokraten!

Ihr großes Vorbild ist wenig überraschend Heiner Geißler. Die Alten erinnern sich: 1976 kündigte CSU-Großwesir Franz Josef Strauß in einem Anfall von separatistischer Aufwallung die Spaltung der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU in Bonn an. Sofort nach dem "Trennungsbeschluss von Wildbad Kreuth" ließ Geißler, damals CDU-Generalsekretär, in München nach einer Parteizentrale für die künftige Bayern-CDU suchen - natürlich so, dass es die CSU mitbekam. Strauß musste einsehen, dass der Einmarsch von Helmut Kohls Parteigängern die CSU die absolute Mehrheit kosten würde. Er brummte: "Zäfix! Na bleib ma halt in dera Union. " Und die Loslösung von der CDU war "scho wieder Geschichte", um es mit Horst Seehofer zu sagen.

Auch in Ingolstadt (raunt man in eingeweihten Kreisen) steht die Gründung eines CDU-Ortsverbands kurz bevor. Über die Details gehen die Gerüchte leider auseinander. Angeblich wollen sich die von CSU und FW weggelaufenen Unabhängigen Demokraten Ingolstadts (UDI) zunächst in CDUDI umbenennen (Christlich-Demokratische Unabhängige Demokraten Ingolstadts), sozusagen als Angela-Merkel-Tarnorganisation. Ihre Parteizentrale soll das alte DK-Gebäude an der Donaustraße werden; das wäre groß genug, und Sepp Mißlbeck hätte es auch nicht so weit zu seinem Auto. Kurz vor Ablauf der Frist für die Landtagswahl wandeln sich die CDUDI dann zur CDU.

Auch diverse wertkonservative Ingolstädter Grüne, heißt es, denken ernsthaft darüber nach, zur neuen Bayern-CDU überzulaufen. "Denn sonst wird das nie mehr was mit der Macht! "

Bei den Ingolstädter Freien Wählern kann man sich einen Lagerwechsel dagegen eher weniger vorstellen. "Diese CDU", verrät eine FW-Legende, "ist uns echt zu jung. Und viel zu wild. "