Ingolstadt
Haste mal ne Leiter?

14.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:47 Uhr

Über so manch namhaften Ingolstädter Politiker gibt es Geschichten, die er vielleicht nicht so gern in der Zeitung liest.

Sepp Mißlbeck zum Beispiel, von dem es heißt, dass er (ungefähr) seit der Erfindung des Rades hinter dem Steuer eines Autos sitzt, ist noch nie in seinem Leben Zug gefahren. Warum auch? Ob der leidenschaftliche Altstadtbürger überhaupt weiß, wo der Hauptbahnhof liegt, ist nicht sicher. Mißlbeck würde vermutlich in guter Schanzer Tradition sagen: "Irgendwo in diesem Süden da. " Ein stolzer Altstädter fährt nur dann über die Donau, wenn es gar nicht anders geht.

Was auf der anderen Seite für überzeugte Süd-Siedler genauso gilt. Stolze Haunwöhrer ließen schon verlauten: "Ja, das habe ich gehört: Angeblich soll es in Ingolstadt nördlich der Donau Leben geben. Aber ich schaue jetzt nicht nach, ob das stimmt! "

Doch wir schweifen ab. Es soll hier ja um heitere Hintergrundinformationen gehen. Wobei es fast kein Geheimnis mehr ist, dass Peter Springl, die Krisenreaktionskraft der Freien Wähler, nie ohne Feuerwehrauto aus dem Haus geht. Ein kinderzimmergerechtes Modell führt er immer mit sich, um es im Brandschutzdiskussionsfall blitzartig hervorzuziehen und dann in 2 Minuten 30 den Wirkungskreis einer Drehleiter ebenso dinglich wie dringlich vorzuführen.

Bedauerlicherweise ist es am Montag im Stadtentwicklungsausschuss zu keinem Einsatz dieser Art gekommen. Springl, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Ingolstadt, ließ sein Miniatur-Hubrettungsfahrzeug stecken, als er - in gebotener Dramatik - auf ein drohendes Sicherheitsrisiko hinwies: Im Ettinger Neubaugebiet Steinbuckl sollen einige Häuser mit vier Geschossen entstehen. "Weil es das erste Gebäude in Etting ist, das so hoch wird, kommt da die Feuerwehr mit einer normalen Leiter nicht mehr ran! " Deshalb müsse man die Ettinger Feuerwehr mit einem Drehleiterfahrzeug aufrüsten, so Springl. Der Ausschussvorsitzende Christian Lösel reagierte (leicht flackernden Blicks) mit einem innigen "Aaaaaaaah". Dieser Springl, fuhr er sinngemäß fort, holt für seine Feuerwehren wirklich alles raus.

Das kann aber ins Geld gehen. Sollte zum Beispiel in Zuchering mal ein vierstöckiges Haus gebaut werden, darf die Ortsfeuerwehr auch voller Berechtigung nach einem Einsatzwagen mit Drehleiter rufen. Sepp Mißlbeck kommt bestimmt gern zur Fahrzeugweihe. Wenn ihm vorher jemand erklärt, wo Zuchering ist.
 

Christian Silvester