Schanzer Motor stottert noch
Wenigstens Kayo trifft! Seit Testroets Ausfall sucht Trainer Köllner beim FC Ingolstadt im Angriff nach Lösungen

12.03.2024 | Stand 12.03.2024, 18:23 Uhr

Befreiender Jubel: Bryang Kayo hat beim 1:1 gegen Jahn Regensburg sein erstes Tor für den FC Ingolstadt erzielt. Foto: Bösl

Sage und schreibe 13 Punkte trennen den Drittliga-Zweiten Jahn Regensburg vom Tabellenelften FC Ingolstadt. Danach sah es beim 1:1 im Donauderby am Samstag wahrlich nicht aus. Eher danach, dass beide Teams nach mittlerweile fünf Spielen ohne Sieg ihre Bestform suchen. Und das hat Gründe, gerade beim FCI, für den der Zug nach oben endgültig abgefahren ist.



Lob nach verpasstem Derby-Sieg

So hätten die Schanzer bei etwas mehr Cleverness oder besserer Chancenverwertung durchaus als Sieger vom Platz gehen können, weshalb Yannick Deichmanns Eindruck („Wir hätten mehr verdient gehabt“) nachvollziehbar war. Auch Trainer Michael Köllner lobte sein Team: „Die Mannschaft hat einen Riesenfight geboten.“ Allerdings: Um von einem wirklich überlegenen FCI sprechen zu können, hätten die Ingolstädter mehr Möglichkeiten herausspielen müssen.

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Ob das an der „Sandwüste“ lag, wie Köllner den schwer bespielbaren Platz im Jahnstadion bezeichnete, sei dahingestellt. Fakt ist, dass lediglich eine Chance dem sehr feinen Kreativpass Maximilian Dittgens entsprang – der Rest und auch die Entstehung des FCI-Tores waren eher Zufallsprodukte. Auffällig auch: Seit Pascal Testroet wegen einer schmerzhaften Fußverletzung ausfällt, und Köllner die Offensivformation nachjustieren muss, stottert der Motor – und auch die Ergebnisse stimmen nicht mehr.

Balance ohne Testroet stimmt nicht

Die Zahlen belegen dies auf verblüffende Weise. Während Testroet bei zehn der zwölf FCI-Siege in der Startelf stand, war dies nur bei einer von zehn Niederlagen der Fall. Die Balance stimmt offenbar nicht, wenn der Routinier fehlt. Das ist freilich nicht alleine am 33-Jährigen festzumachen, aber der Saisonverlauf zeigt ein Muster auf.

Nach dem Umbruch im Sommer tat sich Köllner zunächst schwer, den aus einer Verletzung kommenden Testroet in seine taktischen Vorstellungen zu integrieren. Als dies mit zunehmender Fitness Testroets gelang, klappte es auch mit einer Erfolgsserie von sieben Spielen ohne Niederlage, an der Testroet mit drei Toren und fünf Vorlagen beteiligt war. Seit dem 2:1-Sieg gegen Dynamo Dresden ist der Haudegen wieder verletzt und Köllner sucht neue Lösungen an der Seite von Torjäger Jannik Mause, der immer noch trifft, aber weniger Chancen verbucht.

Grönning und Dittgen zwei verschiedene Varianten

Winterneuzugang Sebastian Grönning ist eine Variante. Dreimal stand der Däne in der Startelf, erzielte zwei Tore, darunter den Siegtreffer gegen Dresden. Eine andere ist die mit Dittgen, der zuletzt dreimal von Beginn an auflief und einmal traf. „Ich wollte nicht mit zwei Neunern spielen, sondern schauen, dass wir noch einen spielstarken Stürmer haben“, erklärte Köllner seine Wahl in Regensburg. „Max hat das gut gemacht und einen unfassbaren Aufwand betrieben. Er hat gezeigt, dass er Situationen auflösen kann. Es war bitter, dass es bei ihm nicht weiterging“, lobte der FCI-Coach den lange verletzten 29-Jährigen, der erneut angeschlagen vom Platz musste.

Erfolgserlebnis für zerknirschten Kayo

Dafür verbuchte Bryang Kayo ein Erfolgserlebnis. Der 21-jährige US-Amerikaner erzielte per Flachschuss seinen ersten Treffer im FCI-Trikot und hatte aus spitzem Winkel sogar noch die Chance aufs 2:0. Nach der Pause musste er Gelb-Rot-gefährdet vom Platz und von der Bank aus zusehen. „Der Trainer hatte Recht, dass er mich runternahm“, sagte Kayo und hatte den Platzverweis aus der Partie gegen den SC Freiburg II vor drei Wochen noch im Hinterkopf. „Aber ich habe daraus gelernt“, meinte der Ex-Wolfsburger, dem sein Tor sichtlich guttat. „Es war bisher eine harte Saison für mich. Ich bin sehr glücklich über das Tor“, sagte Kayo. Schließlich schien der körperlich robuste und technisch versierte Mittelfeldspieler in der Vorbereitung auf einem guten Weg, ehe ihn eine im Testspiel gegen Mönchengladbach erlittene Sprunggelenksverletzung aus der Bahn warf. Seither kämpft er um den Anschluss, obwohl Köllner ihn immer wieder einsetzte.

Für den FCI-Coach bleibt also genug zu tun, auch weil sich seine Spieler zuletzt immer wieder durch individuelle Fehler selbst um den Lohn brachten – dreimal reichte den Schanzern in den vergangenen Spielen eine Führung nicht zum Sieg. Aber Köllner, der ohne Testroet die richtige Mischung für sein Team erst wieder finden muss, verspricht: „Wir wollen nichts herschenken.“ Auch wenn der Aufstiegstraum längst geplatzt ist.