Ingolstadt
Prinzenwalzer mit 90

Traudl Riebel, die erste Ingolstädter Faschingsprinzessin, feiert Geburtstag – Narrwalla kommt zum Gratulieren

28.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:49 Uhr

Traudl Riebel in Aktion: Auf der Geburtstagsfeier wagte sie sehr gerne ein Tänzchen. Fotos: Konze, DK-Archiv, privat

Es war, als ginge der Fasching nie vorbei, als wäre Traudl Riebel noch immer bei der Narrwalla, als wäre sie weiter Faschingsprinzessin. So ausgelassen, gut gelaunt, humorvoll, begeistert und vor allem fit feierte sie mit ihrer Familie und Freunden am Sonntag ihren Geburtstag. Und zwar den 90.!

Was durfte an diesem Tag nicht fehlen? Der (Überraschungs-)Besuch der Narrwalla. Vertreten waren der Vorstand, die Elferräte und natürlich die Garde. Riebel wusste von nichts, hatte sich aber schnell gefangen: „Was für schöne Gardemädchen. Die habe ich auch bestellt.“

Schweißtreibend wurde es, als ein Ehrenwalzer getanzt wurde. Narrwalla-Schatzmeister Martin Huber-Nischler hatte die Jubilarin aufgefordert, diese hatte sofort und spürbar gerne zugestimmt. Nach dem Tanz – inklusive tiefe Verbeugung Richtung Publikum – erzählt sie, dass sie im Alter von 85 bei einem ähnlichen Auftritt gestürzt war. „Ich bin ans Mikrofon und habe erklärt, das sei so einstudiert gewesen.“

Schlagfertig ist sie noch immer, die Faschingsprinzessin von 1956. Und einem guten Tropfen ist sie nach eigener Aussage auch nicht abgeneigt. Es wurde sich also kräftig zugeprostet. Wie früher verteilte die Faschingsprinzessin der Herzen an diesem Tag auch immer wieder Kusshändchen.

„Mir geht’s gut“, sagte Traudl Riebel. „Ich habe zwar kleine und große Wehwehchen, aber ich bleibe optimistisch. Ich weiß, dass das Älterwerden kein Wunschkonzert ist, aber ich blicke gerne nach vorne.“ Eigentlich habe sie nie geglaubt, so gesund und munter so alt werden zu können. Aber jetzt sagte sie: „A bisserl was geht noch.“

Das Tanzen liegt ihr im Blut, gibt sie zu. Schon ab dem sechsten Lebensjahr habe sie das Klavierspielen gelernt. „Ich liebe Opern und Operetten. Es gibt nichts, was ich nicht kenne.“ Neben der Musik sind die Natur und Bücher ihre weiteren Steckenpferde.

An ihre Regentschaft als erste Ingolstädter Faschingsprinzessin erinnert sich die heute 90-jährige Dame noch sehr gut: „Das war der erste Fasching nach dem Krieg. Die Menschen waren ausgehungert und kamen zu Tausenden zum Faschingsumzug.“ Sie habe immer ein Lächeln für die Menschen gehabt. „Das mache ich heute auch noch – egal, wie es gerade in mir drinnen ausschaut.“

Eine Enkelin erzählt, dass Traudl Riebel damals, vor inzwischen 66 Jahren, wegen ihres großen Herzens und wegen ihres Charmes so beliebt gewesen sei. Die Kinder hätten bei ihren Auftritten gefragt, wo diese Prinzessin denn wohne. Alle wussten es, als an ihrem Haus stand, dass die Prinzessin hier wohnt. Damals, so Riebel heute, drängten sich die Menschen bei Faschingsbällen im Schäffbräusaal, in Zaunerhof in Manching oder auch im ehemaligen Gasthaus Uhlmann am Hauptbahnhof. Auch bei zahlreichen Vereinsbällen trat das Prinzenpaar auf. Dennoch sagte Riebel vor ein paar Jahren einmal: „Der Fasching 1956 war recht kurz.“