„Blitzer retten Menschenleben“
Polizei informiert über Thema Geschwindigkeitsüberwachung

20.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:29 Uhr

Wie eine Geschwindigkeitsmessung funktioniert, konnten sich die Teilnehmer der Infoveranstaltung direkt am Messfahrzeug anschauen. Foto: Hammer

Ein Motorradfahrer rast mit 140 Kilometern pro Stunde durch Nürnberg. Plötzlich schert ein Auto zum Wenden aus. Der Motorradfahrer hat keine Chance zu bremsen und knallt in das Auto. Für ihn kommt jede Hilfe zu spät.

Die Autofahrerin, eine kanadische Touristin, wird diesen Moment wohl nie mehr vergessen. „Blitzer könnten solche Unfälle verhindern“, sagt Stefan Pfeiffer, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Feucht bei Nürnberg. Mit diesem eindringlichen Video verdeutlicht er, welche fatalen Folgen eine überhöhte Geschwindigkeit haben kann.

Überhöhte Geschwindigkeit ist Unfallursache Nummer 1

Der Polizeibeamte war selbst bei rund 130 tödlichen Verkehrsunfällen vor Ort. Belastende Erfahrungen, auf die er gerne verzichtet hätte. „Irgendwann braucht man ein Ventil zur Entlastung“, so Pfeiffer. Vorträge zur Verkehrssicherheit zu halten, würde ihm bei der Verarbeitung helfen. „Ich glaube, dass das Thema Verkehrstote durch Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Öffentlichkeit unterbewertet ist“, sagt der Beamte. „Im Vergleich zu Opfern von Kriminalitätsdelikten erhalten Verkehrstote zu wenig Aufmerksamkeit.“ Momentan gebe es jährlich etwa 3000 Verkehrstote in Deutschland. Nicht angepasste und überhöhte Geschwindigkeit sei Unfallursache Nummer eins. Zwar seien die Unfallzahlen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, doch jedes Unfallopfer sei eines zu viel, so Stefan Pfeiffer.

Konsequentere Überwachung nötig

Auch unter seinen Kollegen habe er schon mehrere Todesopfer bei von Rasern verursachten Verkehrsunfällen zu beklagen. Fälle, die ihm besonders nahe gegangen seien. Für ihn sei eine konsequentere Überwachung der Geschwindigkeiten auf Bayerns Straßen dringend nötig. „Blitzer retten Menschenleben“, findet der Inspektionsleiter. „Mit politischem Willen könnten wir noch deutlich niedrigere Unfallzahlen erreichen.“ Auch ein generelles Tempolimit auf Autobahnen sei ein adäquates Mittel zur Senkung der Unfallzahlen: „100 bis 140 Tote könnten wir uns dadurch jedes Jahr ersparen, vor allem wegen niedrigerer Differenzgeschwindigkeiten.“ Kai Loos vom Blitzer-Hersteller Jenoptik – nach eigenen Angaben weltweit führender Anbieter von Verkehrsüberwachungstechnik – sieht in Bayern deutlichen Nachholbedarf bei der kommunalen Verkehrsüberwachung. Während in Baden-Württemberg etwa 1500 stationäre Blitzer von Kommunen betrieben werden, sei es in Bayern gerade mal gut eine Handvoll. „Das lag bis vor Kurzem daran, dass die stationäre Geschwindigkeitsüberwachung der Polizei vorbehalten war“, erklärt Loos. Ein neuer Erlass mache nun unter bestimmten Voraussetzungen auch den kommunalen Betrieb stationärer Blitzeranlagen möglich. Die heutige Veranstaltung diene kommunalen Mitarbeitern zur Information und dem gegenseitigen Austausch zum Thema Verkehrsüberwachung. Viele Kommunen hätten sich Zweckverbänden angeschlossen, die die Verkehrsüberwachung für größere Gebiete übernehmen, erklärt Kai Loos. Die Kosten teile man sich. Damit sei auch für Gemeinden, die die Infrastruktur und das Personal alleine nicht bereitstellen könnten, der Betrieb von Blitzern möglich.

Polizeidirektor Stefan Pfeiffer möchte, dass „die Leute merken, dass sie überwacht werden“. Deshalb seien aus seiner Sicht deutlich mehr Blitzer nötig. Wo ein Blitzer stehe, werde als positiver Nebeneffekt automatisch langsamer gefahren – oft auch noch, wenn er schon wieder weg sei.

Vor dem Hintergrund weit verbreiteter Vorurteile und Falschbehauptungen ist Pfeiffer eine Klarstellung ganz besonders wichtig: „Es geht hier nicht um Abzocke, sondern einfach nur um Verkehrssicherheit.“