Vor Duell gegen ERC Ingolstadt
Panther-Gegner im Check: Pinguins Bremerhaven träumen vom Halbfinale – mindestens

16.03.2024 | Stand 16.03.2024, 15:00 Uhr

Brandgefährlich: die Pinguins Jan Urbas, Ziga Jeglic (rechts) und Colt Conrad. Foto: Imago Images

Der ERC Ingolstadt trifft im Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ab diesem Sonntag (14 Uhr/Magenta Sport) auf die Pinguins Bremerhaven. Nach einer herausragenden Hauptrunde träumen die Norddeutschen vom erstmaligen Einzug ins Halbfinale.



Die Pinguins spielen seit 2016 in der DEL, in jeder Saison haben sich die Bremerhavener für die Play-offs qualifiziert. Allein das ist eine herausragende Leistung für eine Mannschaft, die etwa ein Drittel des Etats hat von den Liga-Giganten Berlin, München und Mannheim. Doch galt in den Anfangsjahren noch das berühmte Motto „Dabeisein ist alles“, träumen Spieler und Fans in dieser Saison von mehr. Erstmals soll es ins Halbfinale gehen – mindestens.

„Wir sind von Jahr zu Jahr immer besser geworden. Diese Saison haben wir in der Hauptrunde den nächsten Schritt gemacht. Ich glaube an das Team und daran, dass wir auch in den Play-offs dieses Jahr den nächsten Schritt machen werden“, sagte Kapitän Jan Urbas, nachdem sich seine Mannschaft im letzten Spiel der Hauptrunde durch einen 2:1-Sieg bei den Eisbären Berlin den Hauptrunden-Titel gesichert hatte.

Es wäre ein tolles Geschenk für Teammanager Alfred Prey, der angekündigt hat, am Ende der Saison nach mehr als drei Jahrzehnten auf der Kommandobrücke kürzer zu treten. Sebastian Furchner wird sein Nachfolger. „Jeder in Bremerhaven kann stolz auf diese Mannschaft sein“, sagte Prey, der im Februar 70 Jahre alt wurde. „In den letzten Wochen sind so viele Emotionen über mich hereingebrochen, das reicht für die nächsten 30 Jahre“, sagte Prey mit Blick auf die Ehrungen und den sensationellen sportlichen Erfolg.

Über die Jahre gewachsenes Selbstvertrauen



Es spricht für das über die Jahre gewachsene Selbstvertrauen, dass die Pinguins-Spieler nicht heimlich träumen, sondern ihr Ziel deutlich aussprechen. So wie Torhüter Maximilian Franzreb, der schon vor Saisonstart offensiv sagte: „Wir wollen oben mitspielen. Ob es für den Titel langt, wird man sehen. Wenn man nicht vom Titel träumen darf, dann machen wir die falsche Sportart.“

Am 17. Dezember übernahmen die Pinguins durch einen 2:0-Sieg gegen die Straubing Tigers erstmals die Tabellenführung. Seit jenem 28. Spieltag sind sie stets ganz vorn dabeigeblieben. Einen Einbruch mit einer längeren Niederlagenserie – in früheren Jahren ganz normal – gab es in dieser Saison nicht. Gegen Viertelfinalgegner ERC Ingolstadt setzten sie sich dreimal durch. Mit jedem Sieg in der Hauptrunde wuchs das Selbstvertrauen. Das zeigte sich in souverän geführten Spielen. Und in den Aussagen. Immer häufiger sprachen die Spieler über den Halbfinal-Traum. Oder geht sogar noch mehr?

Wie es sich für einen rational denkenden Trainer gehört, wiegelt Thomas Popiesch ab: „Das war nur die Hauptrunde. Jetzt beginnt die nächste Saison, und da müssen wir uns wieder voll fokussieren“, sagte der 58-Jährige. „Wir sind ja nicht Play-off-unerfahren. Die Mannschaft weiß, was sie kann, sie hat Selbstvertrauen aufgebaut.“

Kader voller erstklassiger Stürmer



Popiesch ist seit dem ersten DEL-Spiel 2016 der Trainer in Bremerhaven. Viele Leistungsträger sind seit Jahren im Klub. Angefangen beim „Karawanken-Express“. Die slowenischen Nationalspieler Jan Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic haben erneut bewiesen, dass sie zu den besten Stürmern der DEL gehören. Urbas wurde Topscorer (52 Punkte), „Magic Jeglic“ Zweiter (50). Dazu kommen weitere Leistungsträger wie Alex Friesen, Dominik Uher, Ross Mauermann, Christian Wejse, Vladimir Eminger und Phillip Bruggisser.

Um dieses Gerüst herum haben sich die Pinguins sehr gut verstärkt. Allen voran die Rückkehr von Torhüter Kristers Gudlevskis erwies sich als Glücksgriff, insbesondere weil sich Franzreb früh in der Saison verletzte und praktisch in der ganzen Hauptrunde ausfiel. Auch der während der Saison geholte Colt Conrad schlug voll ein. Aber auch die Verteidiger Lukas Kälble, Nicolas Appendino und Philipp Preto sind zu nennen. Alle drei sind bei den Pinguins zu Nationalspielern geworden. Da ist die Handschrift von Ex-NHL- und ERC-Verteidiger Alexander Sulzer zu lesen, der sich als Co-Trainer um die Defensivabteilung kümmert. Die Pinguins kassierten die wenigsten Gegentore.

Gibt es also am Ende der Saison wieder etwas zu feiern, so wie vor genau zehn Jahren mit dem Meistertitel in der DEL2? Für den Eishockey-Standort Bremerhaven wäre es eine Sensation. Für Teammanager Prey der emotionale Höhepunkt einer Ära. Und wohl auch für Trainer Popiesch ein schöner Abschied. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass er zu den Krefeld Pinguinen wechselt. Dort ist der Lebensmittelpunkt seiner Familie. Sich mit dem größten Erfolg der Bremerhavener Klubgeschichte zu verabschieden, wäre für Popiesch ein grandioser Abgang.