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Neue Impulse für die Stadt: Die Bayerischen Theatertage finden in Ingolstadt statt

01.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:54 Uhr

Zum fünften Mal richtet Ingolstadt die Bayerischen Theatertage aus: Projektleiter Georg Kistner und Intendant Knut Weber. Foto: Stephan

„Bayern spielt“: Bereits zum fünften Mal (nach 1986, 1993, 2001 und 2008) wird Ingolstadt Gastgeber der Bayerischen Theatertage sein. Nachdem das Stadttheater 2022 erstmals das Südwind-Festival für Junges Publikum ausgerichtet hat, folgt von 29. Mai bis 16. Juni 2024 das größte Theatertreffen Bayerns.



„Der Reiz dabei ist eine Art Standortbestimmung“, sagt Intendant Knut Weber: „Mit welchen Themen setzen sich die Theater auseinander? Wie steht es um die Qualität? Nicht zuletzt soll das Festival ein Forum bieten für den Austausch. Es ist ein Treffen für die Theaterkunst der Zeitgenossenschaft.“

30 Inszenierungen aus dem ganzen Freistaat werden nach Ingolstadt eingeladen



1983 wurden die Bayerischen Theatertage gegründet und fanden zunächst jährlich in wechselnden Städten statt. Seit mit dem Südwind-Festival das Junge Theater eine eigene Plattform bekommen hat, werden die Treffen der bayerischen Bühnen alternierend geplant. Heuer richtet die Münchner Schauburg von 5. bis 11. Juli das Festival für junges Publikum aus. Im Jahr darauf folgen die Theatertage in Ingolstadt. Durch den Zwei-Jahres-Rhythmus haben sich auch die Vorbereitungen für die jeweiligen Gastgeber ein bisschen entspannt. Derzeit ist eine Jury aus Theatermachern und -kritikern dabei, die Bewerbungen zu sichten, um aus den vielen Produktionen etwa 30 Inszenierungen aus dem ganzen Freistaat auswählen, die dann nach Ingolstadt eingeladen werden. Friederike Engel (Tafelhalle, Nürnberg), Andrea Erl ( Theater Mummpitz, Nürnberg), Christoph Leibold (Bayerischer Rundfunk), Gabriele Rebholz (Stadttheater Ingolstadt) Thomas Schwarzer (Deutscher Bühnenverein) und Ingrid Trobitz (Residenztheater München) sind bereits jetzt zwischen Allgäu und Oberpfalz, zwischen Niederbayern und Oberfranken unterwegs, um sich an Stadt-, Landes- und Staatstheatern, aber auch in der freien Szene umzusehen. Ein Thema ist nicht vorgegeben. Das Festival soll ein Best-of zeigen. Vergeben wird ein Publikumspreis.

Projektleiter ist Georg Kistner. Er ist aufgewachsen in Berlin und Oberbayern, hat in Pfaffenhofen Abitur gemacht, in München Theaterwissenschaften, Phonetik und Philosophie studiert, ist seit 30 Jahren als Dramaturg, Theaterpädagoge, Projektentwickler tätig und freut sich auf die „spannende Aufgabe“. Aber er weiß auch: „Mit der Fußball-Europameisterschaft, die im Juni startet, haben wir einen starken Konkurrenten.“

Begegnungsstätte, Café und Bühne



Als eine Art Festivalzentrale soll dann ein Theaterzelt dienen, dessen Standort allerdings noch gesucht wird. Wegen der Tiefgaragen ist das nicht ganz einfach. „Wir prüfen gerade den Bereich vor dem früheren Schlosskeller“, verrät Knut Weber. Neben einer Begegnungsstätte und einem Café soll dort auch eine Bühne mit Platz für etwa 150 Zuschauer entstehen.
„Die Stadt ist überhaupt ein wichtiger Ort“, fügt er an. Geplant sind Interventionen im Stadttraum und Downtown-Projekte zu stadtpolitischen Themen. „Man muss das Festival so interessant gestalten, dass die Menschen neugierig darauf sind. Wir setzen sehr auf das Geschichtenerzählen und starke Abende. Wir wollen tolle Schauspieler sehen und die Faszinationskraft des Theaters in seiner ganzen Vielfalt und seinem ästhetischen Reichtum zeigen. Das kann Ingolstadt einen neuen Impuls geben.“

Sein eigenes Haus wird zur Eröffnung der Bayerischen Theatertage „Haus ohne Ruhe“ von Zinnie Harris – nach der Orestie von Aischylos unter der Regie von Jochen Schölch – zeigen. Und: Bereits jetzt arbeitet das Stadttheater Ingolstadt zusammen mit der Theaterakademie August Everding in München und der Universität der Künste in Berlin an dem Projekt „Grenzgänger*innen“, um neue Arbeitsweisen, Ästhetiken, Theaterräume und Formate zu realisieren. „Es gibt eine ganze Reihe von Theatermacherinnen, die sich in diesem Grenzbereich bewegen. Sie sollen zusammen mit unserem Ensemble und Studierenden der Akademie Projekte jenseits der klassischen Formate für die Theatertage erarbeiten.“ Ingolstadt steht dabei exemplarisch für eine typische mitteleuropäische kleine Großstadt, die mehrere Paradigmenwechsel hinter sich hat – „von der Universitätsstadt zur Militärstadt zur Arbeiterstadt und zur heutigen Dienstleistungsstadt“.

Der Festivaletat wird etwa 500.000 Euro umfassen. 105.000 Euro kommen vom Deutschen Bühnenverein, 300.000 Euro vom Freistaat Bayern. Der Rest soll durch Sponsorengelder abgedeckt werden.

DK