Ingolstadt
Mammutaufgabe Pflege zuhause: Neue Beratungsstelle soll Angehörigen helfen

19.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:10 Uhr

Die Pflege zu Hause ist für Angehörige eine Mammutaufgabe. Die AOK hat deshalb nun eine neue Beratung ins Leben gerufen. Foto: Bernd Thissen/dpa

Etwa 80 Prozent aller Pflegebedürftigen werden in den eigenen vier Wänden versorgt. In der Regel von ihren Angehörigen. Doch häusliche Pflege – etwa einen erwachsenen Menschen aus dem Bett in den Rollstuhl zu heben oder ihm beim Toilettengang zu helfen – verlangt Pflegenden physisch und psychisch einiges ab.



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Die AOK Bayern hat nun eine neue Methode der Pflegeberatung geschaffen. Der Fokus liegt hier auf den pflegenden Angehörigen. „Mit der erweiterten Pflegeberatung haben wir zum Ziel, Überlastungen und Krankheitsphasen bei den pflegenden Angehörigen zu verringern“, wird Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, in einer Mitteilung der Krankenkasse zitiert. „Wir möchten Pflegende damit gesundheitlich stärken und so die Chancen verbessern, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld bleiben können.“

Versicherte, die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, haben gegenüber der Pflegekasse oder dem privaten Versicherungsunternehmen, das für sie die Pflege-Pflichtversicherung durchführt, einen gesetzlichen Anspruch auf Pflegeberatung. Zusätzlich wurden deutschlandweit Pflegestützpunkte geschaffen, die unabhängige Beratung bieten. In Ingolstadt ist dieser im Bürgerhaus Neuburger Kasten angesiedelt.

Beratung nimmt Pflegende in Fokus

Während es bei der gängigen Pflegeberatung in erster Linie um Hilfestellungen bei verschiedenen Aspekten wie der Beantragung von Leistungen der Pflegeversicherung oder Fragen zur Verbesserung des Wohnumfelds geht, kümmert sich die erweiterte Beratung der AOK verstärkt um die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der pflegenden Angehörigen.

Von 7260 versicherten Pflegebedürftigen der AOK Ingolstadt, die in einen Pflegegrad eingestuft sind, werden 4299 von ihren Angehörigen gepflegt, wie Helga Leirich, Pressereferentin der AOK Bayern, auf Anfrage unserer Zeitung sagte. Der Einzugsbereich der AOK-Direktion Ingolstadt umfasst neben der Stadt Ingolstadt die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen.

Die Pflegenden können während der Beratung ihre Problemfelder schildern und werden im Gespräch unterstützt, selbstständig Lösungswege dafür zu finden, so die AOK. Eine Studie, in der die Kasse mit verschiedenen Kooperationspartnern die neue Methode unter die Lupe genommen hat, habe positive Ergebnisse gezeigt. PLiP (Problemlösen in der Pflegeberatung), wie die Methode genannt wird, werde deshalb standardmäßig in die Pflegeberatung integriert.

Laut der Studie hätten 98 Prozent der pflegenden Angehörigen, die eine erweiterte Pflegeberatung erhielten, deren Qualität als gut oder ausgezeichnet beurteilt. 97 Prozent würden diese Form der Beratung weiterempfehlen. Die Teilnehmenden der Studie namens BerTA konnten zudem sechs Monate lang psychotherapeutische Unterstützung erhalten.

Ministerium fördert Projekt mit rund 2,4 Millionen Euro

Diese sei telefonisch durch approbierte Psychotherapeuten durchgeführt worden – mit dem Ziel, depressive Symptome zu verringern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Studie mit knapp 2,4 Millionen Euro gefördert.

Kooperationspartner der AOK waren die Robert Bosch Gesellschaft für medizinische Forschung in Stuttgart, die Universitäten Jena, Ulm und Hohenheim, die Hochschule Esslingen sowie die AOK Baden-Württemberg. 572 Probanden haben an der Studie teilgenommen.