Ausstellung in Ingolstadt
Mit eindrucksvoller Kunst gegen Beauty-Filter und andere Manipulations-Apps

21.07.2023 | Stand 13.09.2023, 7:02 Uhr

Kreative Pause in der Kinder- und Jugendkunstschule Kunst und Kultur Bastei. Junge Leute lassen die Werke auf sich wirken, die sie gemeinsam mit Beate Diao, der Leiterin der Kunstschule, für die Ausstellung „Reverse“ angefertigt haben. Die Schau ist bis Sonntag, 23. Juli, in der Ingolstädter Harderbastei zu sehen. Dann beginnt dort um 14 Uhr das Hoffest. Fotos: Silvester

Mit einem Klick ist der Pickel weg. Kurz ein Stück Haut angezoomt, wird es gleich viel glatter. Auch Frisur, Haarfarbe und Teint lassen sich mit ein paar Fingertippern auf dem Smartphone leicht optimieren. Makellose Schönheit gibt es in der digitalen Welt als App. Leider nur auf Fotos, die mit Beauty-Filtern manipuliert wurden. Nicht in echt. Da müssen Pickel aufwendiger entfernt werden.

Selbstdarstellung auf Social Media – eine einzige Show, hart am Fake. Und damit gefährlich, weil Schein und Wirklichkeit so schwer zu unterscheiden sind. Illusionsbilder können Heranwachsende unter Druck setzen. „Mit den Filtern werden unrealistische Schönheitsideale vermittelt“, sagt Antonia Köll, eine Ingolstädter Künstlerin. „Dem wollen wir etwas entgegensetzen.“ Und zwar Malerei kombiniert mit Videotechnik.

44 kunstvoll verfremdete Porträts werden digital zurückverwandelt



44 junge Menschen haben kunstvoll verfremdete Porträts von sich angefertigt. In einfallsreichen Variationen, vom Pop-Art-Selbstbildnis vor Karomuster bis zum Totenkopf mit Kerzen drauf. Die Gemälde können über einen QR-Code sozusagen in den Originalzustand versetzt werden. Bis ganz und gar ehrliche Fotos der Künstlerinnen und Künstler auf dem Smartphone erscheinen. Eine Verwandlung, die manipulierende Filter entlarvt. „Reverse“, umkehren, heißt diese Ausstellung der Kunst und Kultur Bastei, die bis Sonntag, 23. Juli, in der Harderbastei am Oberen Graben 55 zu sehen ist.

Hoffest in der Kinder- und Jugendkunstschule am Sonntag, 23. Juli



An diesem Tag wird dort von 14 bis 20 Uhr das Hoffest gefeiert. Es gibt Kaffee, Kuchen, afrikanisches Essen und einen Auftritt der Stromlos Bigband.

Die Gäste können 44 Gemälde auf sich wirken lassen und dann den Entstehungsprozess mit dem Smartphone zurücklaufen lassen. „Einfach den QR-Code scannen und den Videoplayer starten“, erklärt Adrian Rarov, der sich im Kulturbastei-Team mit um die Technik kümmert. „Es läuft alles über den Browser, man muss nichts herunterladen.“ In der einstigen Bastion in der nördlichen Altstadt gibt es Wlan. Die Videos hat Florian Pusch produziert, erzählt Rarov. Zu sehen ist die Verwandlung der Kreativen im Alter von 14 bis 26 Jahren, die in der Kunst und Kultur Bastei zusammen mit Beate Diao zu Werke geschritten sind. „Wir haben über ein Jahr darauf hingearbeitet“, erzählt die Künstlerin und Kunstpädagogin, die seit vielen Jahren junge Menschen in die Welt der Kreativität führt und deren Talente zur Entfaltung bringt. Die Ausstellung „Reverse“ endet mit dem Hoffest am Sonntag.

Was ist augmented reality?



Adrian Rarov erklärt das Videokonzept: „Man nennt das augmented reality, also erweiterte Realität. Es ist etwas zwischen der Wirklichkeit und der virtuellen Realität. Wir fügen zur Realität etwas hinzu, das es nur digital gibt.“ Ein Gemälde verwandelt sich in ein Foto.

Antonia Köll erklärt das Konzept von „Reverse“: „Es ist die zentrale Idee, sich mit seinem realen Ich auseinanderzusetzen. Erst habe ich es super unangenehm empfunden, mein Gesicht in so hoher Auflösung zu sehen. Weil Foto-Filter auf Social Media Leute jünger machen, habe ich ein Porträt von einer Person gemalt, die so alt ist, wie man nur sein kann: Ein Skelett. Ein schönes Sinnbild.“

„Bedenkt, dass Ihr alle sterben müsst!“



Eine seit der Antike bekannte, weltberühmte Allegorie. Totenköpfe erinnern uns düsteren Blicks daran, dass wir sterben müssen. Memento mori! „Es ist ein sehr altes Motiv, das sagt was aus, das wollte ich widerspiegeln“, erzählt Antonia Köll. Die Künstlerin reizt der Kontrast zwischen ihrem Ich und dem Totenschädel, den sie ziemlich fies grinsen lässt. Die Kerzen auf dem Kopf lodern konzeptionell: „Sie symbolisieren meine roten Haare.“