Maxi Schafroth in der Eventhalle
Mit dem Fendt im Audi-Land

Zum vierten Mal übernimmt der Kabarettist die Fastenrede auf dem Nockherberg

22.02.2024 | Stand 22.02.2024, 19:00 Uhr

Maxi Schafroth wurde bei seinem Auftritt in der Eventhalle von Gitarrist Moritz Gruber bei einigen Songs begleitet. Foto: Leitner

Der Trick ist nicht neu. Mit dem ersten Programm widmet sich der hoffnungsvolle Kabarettist aus der Provinz erst einmal den Eigentümlichkeiten seiner Heimat, mit dem zweiten wagt er sich – nicht selten der eigenen autobiografischen Spur folgend – in die große weite Welt hinein, die meistens, so die Geschichte in Bayern spielt, erst einmal in München ist. Martin Frank ging diesen Weg und startete im Bayerischen Wald, Maxi Schafroth macht sich vom Unterallgäu aus auf die Socken.

So folgt also auf dessen Erstling „Faszination Allgäu“ jetzt die „Faszination Bayern“. Die Grenze ist der Lech. Was westlich ist, ist provinziell, urig, ärmlich, gestrig und ein klein wenig zurückgeblieben, sagt er, jenseits des Flusses gibt man sich weltläufig und modern, wohlhabend, trendbewusst und zukunftsorientiert. Ländlich rustikaler Fendt-Fahrer trifft auf BMW-Kapitän oder – weil Schafroth an diesem Abend in der ausverkauften Ingolstädter Eventhalle auftritt – auf Audi-Pilot. Minderwertigkeitskomplex hier, grenzenloses Selbstbewusstsein dort, und zwar in allen Belangen, ob es ums Essen, ums Skifahren oder um die Mentalität geht. Und Schafroth, der seit Jahren beide Welten kennt und ziemlich genau auf der Nahtstelle dazwischen hockt, macht sich über beide lustig, zwei Stunden lang, mit nie versiegenden Wortschwall, enormem Tempo, mit opulenter Sprache, lausbübischen Witz und einer Situationskomik ob der man so herrlich lachen kann, ja, dies regelrecht muss, ob man nun will oder nicht. Schafroth ist meisterlich darin, sich über das Gebaren seiner Mitmenschen dies- oder jenseits der Demarkationslinie lustig zu machen, aber er haut niemanden in die Pfanne. Wirklich böse ist er nämlich nicht. Zumindest nicht lange.

Er ist einer der wenigen Kabarettisten, der auf Ausgleich setzt, Streitigkeiten verabscheut, den Schulterschluss sucht. Das betont er auch selber immer wieder. „Wo ein Graben ist, braucht man einen Weg, um ihn zu überwinden.“ Das ist seine Philosophie, die ihn, obwohl er eigentlich gar kein politischer Kabarettist ist, dann letztendlich doch zu einem macht. Die wenigen Äußerungen über die Herren Söder und Aiwanger ganz zu Beginn des Abends bleiben die Ausnahme, sind wohl eher als ein letzter kleiner Test vor seiner in Kürze anstehenden Fastenrede auf dem Nockherberg zu verstehen und weniger als fester Bestandteil des Programms.

Es ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er der bayerischen Obrigkeit als Bruder Barnabas am 28. Februar gehörig die Leviten lesen wird, obwohl er eigentlich ja aus einer ganz anderen Ecke kommt und über einen konstruktiven statt einen destruktiven Ansatz verfügt, was ja eher eine Seltenheit darstellt. Vermutlich wird er die schärfsten Äußerungen, hat er sie erst mal in die Welt gesetzt, anschließend ganz einfach weglächeln, weshalb man sich ja auch so schwer tut, ihm wirklich böse zu sein. Er selber traue der CSU einiges zu, vor allem Schlitzohrigkeit und Hinterfotzigkeit, sagt er. Mit diesen Eigenschaften kennt er sich aus, denn über beide verfügt er schließlich selber, was aber bei ihm nicht zu Beleidigungen, Rufmord und Hetze führt, sondern für die von Respekt geprägten Umgangsformen eines Kabarettisten spricht, die manchen Figuren im Nockherberg-Publikum offensichtlich abgehen, wie sie im politischen Alltag ja oft genug beweisen. Maxi Schafroth zeigt, dass es auch anders geht.

DK