Musterbeispiel für Integration
Mit 18 Jahren nach Ingolstadt: Sarah Alsaid aus Syrien ist jetzt Hörakustikmeisterin

08.04.2024 | Stand 18.04.2024, 14:12 Uhr

Als Hörakustikmeisterin berät Sarah Alsaid Menschen mit einer Hörminderung – ganz ohne Sprachbarriere oder Verständigungsprobleme. Foto: Hörgeräte Langer

Krieg in der Heimat, zwei Monate Flucht ohne Familie, neues Land, neue Sprache, neue Kultur: Als Sarah Alsaid 2015 mit 18 Jahren ihre syrische Heimat verlassen musste, begann für sie eine Flucht ins Ungewisse – nur mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in Ingolstadt.

 



Heute, neun Jahre später, ist sie nicht nur ausgebildete Hörakustikerin, sondern sogar Hörakustikmeisterin. Und das ausgerechnet in einem Beruf, in dem die Sprache mit am wichtigsten ist.

 

Vor ihrer Flucht kannte sie Deutsch als Sprache nicht

Zuhören und Verstehen, Einfühlungsvermögen und Smalltalk, Akzeptanz und Verständnis – allesamt Dinge, die als Hörakustikerin wichtig sind. Sarah Alsaid weiß das bestens: Die 27-Jährige arbeitet bei Hörgeräte Langer. Bevor sie 2015 nach Deutschland flüchtete, wusste sie nichts von der deutschen Sprache: „Ich dachte, diese Sprache gibt es nicht. Ich dachte, alle reden hier englisch“, erinnert sich Alsaid. Sie sagt das ohne Fehler im Satz, nur ein bisschen Akzent ist zu hören. Die Deutschkurse, die sie schnell nach ihrer Ankunft belegt hat, haben sich bezahlt gemacht – genau wie die Hilfe der Kolleginnen und Kollegen: „Wir haben gemeinsam Filme und Serien geschaut“, sagt Alsaid und ergänzt: „Sie haben mir dann erklärt, welche Bedeutung ein Satz hat und wann man diesen sagt.“ 

 

Zwei Monate lang auf der Flucht

Eine Zeit lang arbeitete sie als Übersetzerin, kam dabei mit Frauen aus Syrien in Kontakt – und mit deren Erlebnissen: „Das hat mich nur noch mehr motiviert, nicht schwach zu werden“, sagt Alsaid, „auch wenn ich von Null anfangen musste.“ Sarah Alsaid ist keine laute Person, und dennoch spricht sie beim Thema Flucht noch einmal ein wenig leiser. Zwei Monate lang sei sie von Syrien, wo seit 2011 der Krieg tobt, nach Deutschland geflüchtet. Auf dem „bekannten Weg“, wie sie beschreibt: „Es war sehr schrecklich, ich war 18 Jahre alt. Aber es gab für mich und viele andere keine andere Wahl.“ 

 

Rasanter Lebenslauf

2015 in Deutschland angekommen, 2017 ein Studium per Stipendium begonnen, aus dem sie 2019 zu ihrer Ausbildung bei Hörgeräte Langer wechselte, seit Anfang Februar Meisterin. Ein rasanter Lebenslauf – einer aus dem Integrations-Bilderbuch. Arbeit und Sprache waren für Alsaid die Grundsteine für ihr neues Leben. Sie selbst ist froh, spricht von ihrem Traumjob – in der Berufsschule hat sie sogar noch die Liebe gefunden, ihr Freund ist ebenfalls Hörakustiker. Alsaid lächelt: „Die Ausbildung hat mein Leben verändert.“