Drittligist heute im Derby gegen Lautern
Mach’s noch einmal „Gausi“: Ex-Ingolstädter Vizekapitän Gaus will mit Saarbrücken ins DFB-Pokalfinale

02.04.2024 | Stand 02.04.2024, 8:00 Uhr

Euphorisiert: Der ehemalige Schanzer Vizekapitän Marcel Gaus jubelt nach dem Sieg im Pokal-Viertelfinale gegen Mönchengladbach mit seinen Töchtern Lia und Milara. Foto: Imago Images

Die Heimat ruft. Schon vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern an diesem Dienstagabend im Ludwigsparkstadion steht für Marcel Gaus fest, dass seine Karriere nach dieser Saison endet.

Nach 13 Jahren in der Fremde beim FSV Frankfurt (2011–13), 1. FC Kaiserslautern (2013–17), FC Ingolstadt (2017–22) und 1. FC Saarbrücken (seit Januar 2023) geht es zurück in seine Geburtsstadt Düsseldorf, wo seine Reise im Profifußball bei der Fortuna ihren Anfang nahm. Neben dem passenden Alter – Gaus ist 34 – gibt es für den vielseitigen Linksfuß vor allem einen Grund, die Fußballschuhe an den berühmten Nagel zu hängen: seine Familie. Der vierfache Vater sagt: „Ich bin sehr glücklich, dass meine Frau meine Karriere immer mitgetragen hat. Sie trägt den Löwenanteil in der Familie und muss ein Mammutprogramm stemmen. Aber jetzt ist es gut.“

Gaus: „Ich habe noch nie im Berliner Olympiastadion gespielt“



Sohn Lenny war erst wenige Tage alt, als Gaus mit dem 1. FC Saarbrücken im Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) am 12. März den jüngsten Pokalcoup feierte. Zuvor hatte der Drittligist nach dem Erstrundensieg gegen den Karlsruher SC (2:1) mit Bayern München (2:1) und Eintracht Frankfurt (2:0) bereits zwei Bundesligisten aus dem Wettbewerb geworfen. Im Nachbarderby gegen die Pfälzer (20.45 Uhr/ARD und Sky) will Gaus mit den Saarländern die Erfolgsgeschichte fortsetzen und seine Traumsaison mit dem Einzug ins DFB-Pokalfinale krönen. „Ich habe noch nie im Berliner Olympiastadion gespielt. Das würde dem Ganzen die Krone aufsetzen“, sagt Gaus, der 2021 als Vizekapitän mit dem FCI den Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert hat und das trotz der aktuellen Pokaleuphorie nicht nachrangig bewerten will. „Die Emotionen nach der Relegation in Osnabrück waren genauso geil, die kann mir keiner nehmen. Das Besondere damals war, dass wir nach dem Drama im Jahr davor gegen Nürnberg als Mannschaft nicht zerbrochen sind und unser langfristiges Ziel mit dem Aufstieg erreicht haben“, sagt Gaus.

Ingolstädter Co-Produktion mit Tim Civeja



Dagegen erlebt der Rheinländer in seinem 16. Profijahr derzeit einen unerwarteten und höchst emotionalen Höhepunkt. „Das Siegtor gegen die Bayern hat mich für alles entschädigt. Das war ein so geiles Gefühl, das kann man nicht beschreiben“, blickt Gaus auf die Pokalsensation zurück. Mit einem satten Linksschuss auf Vorarbeit von Tim Civeja hatte er in einer Co-Produktion zweier Ex-Ingolstädter in der sechsten Minute der Nachspielzeit für die Entscheidung gesorgt.

Seither schwebt Gaus auf Wolke sieben. „Es wäre für mich sehr bitter gewesen, wenn ich nach dieser letzten Saison beim FC Ingolstadt hätte aufhören müssen“, erinnert sich der Linksverteidiger an die Horror-Saison 2021/22, die mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga endete. Erst nach einem halben Jahr im Wartestand flatterte das Angebot der Saarländer ins Haus, Gaus griff zu und erlebt nun nach eigenen Worten „die perfekte Abschlusssaison.“ Gaus meint: „Ich bin unendlich dankbar, dass ich meine Karriere so selbstbestimmt beenden kann. Das ist nicht vielen vergönnt.“

Bevor es so weit ist, steht aber im Duell mit seinem Ex-Verein Kaiserslautern mindestens noch ein weiterer Gänsehautmoment an. Kurios: Mit den „Roten Teufeln“ stand Gaus 2014 bereits einmal im Pokal-Halbfinale (1:5 gegen Bayern München), spielte allerdings ab dem Viertelfinale wegen einer Meniskus-OP nicht mehr.

Der Rasen im Ludwigsparkstadion soll bespielbar sein



Dass sein Team nach den spektakulären Siegen gegen drei Bundesligisten nun gegen die abstiegsbedrohten Lauterer bereits von manchen als Favorit gesehen wird, weist der Routinier weit von sich. „Kaiserslautern ist Zweitligist und auch personell besser besetzt als wir. Ich weiß nur, dass wir alles reinhauen werden und es im Stadion knistern wird“, sagt Gaus und hofft auf ein weiteres Fußballfest vor 16000 Zuschauern.

Saarbrücken, das 2020 sogar als Viertligist bereits einmal im Halbfinale stand, will weiter Geschichte schreiben. Als erst vierter Drittligist nach Hertha BSC II (1993), Energie Cottbus (1997) und Union Berlin (2001) könnten die Saarländer ins Pokalfinale einziehen. Im Erfolgsfall wäre sogar ein Novum in der Pokal-Historie möglich – denn ein Drittligist hat den Cup noch nie gewonnen.

DK