Der Austausch ist wichtig
Letzter Kurs der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt in alten Räumen

27.02.2024 | Stand 27.02.2024, 20:30 Uhr

Derzeit auf der Suche nach neuen Räumen: die Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt, Anelise Golin Stampfer. Foto: Borgmann

Die gebürtige Brasilianerin Anelise Golin Stampfer studierte in ihrer Heimat Psychologie. Ihr besonderes Interesse galt schon immer den Angehörigen Erkrankter. Ihre Situation berühre sie. Wohl deshalb ist sie mittlerweile Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt, deren Fokus seit Gründung vor 22 Jahren auf der Begleitung eben dieser pflegenden Angehörigen liegt.

Doch Stampfers Aufgabenfeld umfasst nicht nur Schulungen und entsprechende Kursangebote, Vorträge oder Öffentlichkeitsarbeit. Momentan sieht sie sich neuen Herausforderungen gegenüber: Der Verein sucht neue Räume, da die Lebenshilfe Ingolstadt, die sie bisher beherbergt hat, den Platz für eigene Zwecke benötigt.

Im Juni muss der Verein die geliebten alten Mauern verlassen. Mehr als 1000 Beratungen fanden hier im Jahr 2023 statt. Deutlich mehr als noch 2019 als etwa 750 solche Gespräche stattfanden. „Die Komplexität steigt“, begründet die Ehrenamtlerin die steigenden Zahlen. Und meint: „Die Anzahl älterer pflegender Angehöriger wächst, Unterstützung durch Kinder sinkt, weil sie oft weit entfernt wohnen, und die Betroffenen selber sind immer häufiger alleinstehend.“ Die Krankheit stellt Familien vor große organisatorische Herausforderungen. Und das neben der seelischen Belastung, die natürlich alle erlebten. „Es sind 80 Prozent der Demenzkranken, die von Angehörigen im Stillen gepflegt werden.“

Weitere freiwillige Helfer werden gesucht

Die gute Nachricht ist allerdings, dass sich die Angehörigen immer mehr trauten, um Hilfe zu bitten. Und die bekommen sie bei der Alzheimer-Gesellschaft. Das Angebot ist vielseitig. Zwei hauptamtliche Kräfte, gefördert von der Stadt Ingolstadt und dem bayerischen Ministerium für Gesundheit und Pflege, sind in Teilzeit beschäftigt. Sie beraten nicht nur die Erkrankten, sondern auch die pflegenden Angehörigen über den Verlauf, die Symptome und den Umgang mit den Betroffenen in schwierigen Situationen des Alltags. Die Belastung wird thematisiert, aber auch Möglichkeiten zur Entlastung, ob psychischer, sozialer oder zeitlicher Natur. Der Verein selbst hat einen ehrenamtlichen Helferkreis aufgebaut, der eine Betreuung im häuslichen Bereich für ein paar Stunden anbietet. Leider sei die Nachfrage aber größer, als die Kapazitäten. „Weitere freiwillige Helfer sind daher herzlich willkommen“, so Stampfer. „Sie werden vom Verein ausgebildet und geschult“, erklärt sie.

Neues Zuhause gesucht

Herz des Vereins seien aber die Selbsthilfegruppen der Angehörigen. „Der Austausch ist wichtig und tut gut“, sagt die Vorsitzende. „Die Teilnehmer merken, dass sie nicht alleine sind, fühlen sich zugehörig, lernen voneinander und suchen miteinander Wege in schweren Zeiten.“ Während ihrer Treffen werden die Betroffenen von Fachpersonal im Nebenraum betreut. Ab Dienstag, 5. März, findet der letzte dieser Kurse „Hilfe beim Helfen“ in den alten Räumen an der Fauststraße statt. „Wir hoffen, dass wir bald ein schönes neues Zuhause finden, in dem wir weiter für alle da sein können“, hofft die tatkräftige Südamerikanerin. Der Kurs besteht aus acht Modulen und findet dienstags und donnerstags ab 19 Uhr statt. Anmeldung unter info@alzheimer-ingolstadt.de.